3D in den Münchner Kino:Flache Filme adieu

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Auf die Münchner Kinolandschaft kommt ein 3D-Boom zu. Viele Kino-Betreiber haben schon umgerüstet. Ganz verschwinden wird 2D aber trotzdem nicht.

Barbara Wopperer

München ist in den vergangenen Wochen noch ein wenig dreidimensionaler geworden. Tim Burton verlieh Alice im Wunderland nicht nur ein neues Alter, sondern auch Räumlichkeit, heute startet mit Drachenzähmen leicht gemacht ein 3D-Abenteuer der Macher von Shrek - die auch den letzten Teil der Reihe um den grünen Oger in 3D herausbringen werden.

Harry Potters siebtes und finales Abenteuer ist natürlich in 3D geplant, und Studios wie Verleiher überlegen fleißig, welche noch in 2D produzierten Filme sie in digitaler Nachbearbeitung raumgreifend machen sollen. Das Kino hat endlich wieder ein Alleinstellungsmerkmal, bietet dem Publikum Bilder, die es im heimischen Fernseher nicht finden wird - und schon gar nicht auf den Plattformen der Raubkopierer.

Neue Welle des 3D-Booms

Wir befinden uns in der lange angekündigten, endlich eingetroffenen neuesten Welle des 3D-Booms. Die Unterschiede zu den vorherigen sind deutlich. "Früher waren 3D-Filme reine Effektfilme. Die aktuellen aber, wie Avatar oder zum Beispiel auch Oben, nutzen den Effekt, um die Geschichte anders zu erzählen", sagt Martin Danner von den Münchner Forum Kinos.

Er muss es wissen: Im Forum wurden schon Mitte der neunziger Jahre 3D-Filme der alten Schule gezeigt. Seit 2005 sind die Kinos digital ausgestattet, 2007 kam die neue 3D-Technik hinzu. Auch das CinemaxX München hat seit vergangenem Jahr in zwei Sälen entsprechende Projektoren, 50 Prozent der Sitzplatzkapazitäten sind damit darauf eingestellt.

Im Cinema kann man bereits seit 2007 Filme in 3D sehen, das Mathäser hat seit Mitte letzten Jahres in kurzer Folge drei Säle umrüsten lassen. Nach dem Erfolg von Avatar und als Antwort auf die große Menge nachkommender Stoffe ziehen nun auch der Royal Filmpalast und die Kinos Münchner Freiheit mit.

Höhere Preise werden wortlos akzeptiert

Für Thomas Kuchenreuther, Betreiber der Münchner Freiheit Kinos, war dabei Alice im Wunderland die ausschlaggebende Produktion. "Dass ein Regisseur wie Tim Burton mit so einer Technik arbeitet, hat mich zur Umstellung bewogen. Die Effekte, die er einsetzt, sind genial. Man kann sich richtig in diesem Film verlieren."

Ähnliche Begeisterung scheint auch das Münchner Publikum zu empfinden, erhöhte Preise (bis auf die der Forum Kinos und des Royal liegen alle Münchner 3D-Vorstellungen im zweistelligen Bereich) nehmen die Zuschauer klaglos hin.

Gregory Theile von der Kinopolis Gruppe, die das Mathäser München betreibt, kann das mit Zahlen belegen. "Bei Avatar beispielsweise haben wir sowohl die 2D- als auch die 3D-Version angeboten und trotz des höheren Preises haben sich mehr als 90 Prozent unserer Besucher für die 3D-Variante entschieden."

2D wird in "Nischenkinos" überleben

Dass man dennoch, zumindest noch, nicht nur mit zweidimensionalem, sondern sogar analogem Kino überleben kann, beweisen die Museum Lichtspiele. Auch dort wird Tim Burtons Alice gezeigt. Im englischen Originalton, aber mit gewohnt flachem Bild. "Bei Alice haben wir gar keine Probleme, weil es ein Tim-Burton-Film ist. Die laufen bei uns immer gut", erklärt Matthias Wild.

Bei anderen Filmen - zum Beispiel Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen sah es anders aus - es kam so gut wie keiner. Druck zum Wandel verspürt Wild dennoch nicht: "In München gibt es genug Kinos, die 3D anbieten." Bei den Museumslichtspielen schwört man auf Filmrollen: Solange der Druck der Verleiher nicht zu groß wird, will man die Umstellung auf digitale Projektion vermeiden.

Auch Martin Danner vom Forum glaubt, dass Nischenkinos wie das Museum, das Neue Arena oder die City Kinos mittelfristig keinem Umrüstungszwang unterliegen. Für Kinos, die "öfter als ab und zu einen Hollywoodfilm spielen", sieht er hingegen schon die Gefahr, dass sie "irgendwann in die Notlage kommen, den Film ansprechend und adäquat, also auf dem Stand der Technik zu zeigen."

Die Geschichte des 3D-Kinos

Gelassen und mit eher wissenschaftlichem Interesse kann hingegen das Team des Münchner Filmmuseums die aktuelle Entwicklung betrachten. Dort existieren 16mm, 35mm und digitale Projektion friedlich nebeneinander. Den derzeitigen Boom nimmt man zum Anlass, den Blick auch einmal zurück zu richten.

Vom 1. April an zeigt das Filmmuseum in einer Reihe zur Geschichte des 3D-Kinos, dass diese Technik so alt ist wie das Kino selbst: Schon die Pioniere des Films experimentierten mit 3D. Wann neue Technik sich durchsetzt, kann letztlich keiner genau ermessen.

Der 3D-technisch bestausgestattete Saal Münchens zumindest - Saal 1 in den Forum Kinos - schließt zum 1. Juli die Pforten: Die Räume wurden vom Deutschen Museum zurückgekauft. Für das Münchner Filmfest wurden als Ersatzkino die analogen Museum Lichtspiele gewonnen.

© SZ vom 25.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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