CSU-Querelen:Der Untergeher

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Eine politische Hinrichtung: Schatzmeister Aribert Wolf hat es geschafft, dass ihn die CSU noch weiter fallen lässt. Unter anderem wegen einer 35000 Euro teuren Geburtstagsparty - die er nicht einmal selbst geplant hat.

Jan Bielicki

Die politische Hinrichtung war gut vorbereitet. Bevor Aribert Wolf am Montagvormittag in der Sitzung des CSU-Bezirksvorstands einen Mucks sagen konnte, hatten sich bereits mehrere andere Vorständler zu Wort gemeldet, alle mit dem gleichen Tenor: Wie überaus gelungen doch die große Feier geraten sei, mit dem die München-CSU am 16. Oktober den 60. Geburtstag ihres Vorsitzenden Otmar Bernhard begangen hatte.

Danach erst durfte Wolf seine doch erhebliche Kritik anbringen. Erstens sei der Empfang im noblen Bayerischen Hof die chronisch klamme Stadt-CSU viel zu teuer gekommen, und zweitens er selbst als Schatzmeister nie über die Kosten von immerhin satten 35000 Euro informiert worden.

Doch in der Vorstandsrunde wollte keiner seiner Bedenken folgen - und schon gar nicht seiner Forderung, den Parteigeschäftsführer Roland Hoffmann für dieses Wirtschaften am Schatzmeister vorbei abzustrafen. Zwei Tage später legte Wolf sein Amt wieder.

"Blanker Hass"

Damit endet der vorerst letzte der vielen parteiinternen Konflikte, in die sich Wolf immer wieder stürzte. Und es endete wohl auch seine Karriere als Hoffnungsträger der Münchner CSU. Künftig wird der 47-Jährige war noch Vorsitzender des zweitgrößten CSU-Kreisverbands Hadern-Laim-Nymphenburg sein, doch sein Einfluss auf die Stadtpartei wird gering bleiben.

Als starker Mann der München-CSU hat sich der zwei Jahre jüngere Landtagsabgeordnete und stellvertretende Parteivorsitzende Ludwig Spaenle durchgesetzt.

Vor allem darum wohl ist es in dem Streit um die Kosten der von Spaenle organisierten Großgeburtstagsfeier gegangen: um den letzten Akt eines Stücks, das die Entmachtung des einstigen CSU-Aufsteigers Aribert Wolf zum Inhalt hatte, und wofür dessen alter Rivale Spaenle das Szenario schrieb.

Diese Rivalität hat freilich nichts mit politischen Inhalten zu tun, auch nicht damit, dass Spaenle als eher liberal gilt, während Wolf beispielsweise einer Stiftung vorsteht, die dem ultrakonservativen Opus Dei nahesteht. Die beiden mögen sich einfach nicht.

Von Spaenles "persönlicher Abneigung gegen mich, die inzwischen auf Gegenseitigkeit beruht", spricht Wolf. Spaenle seinerseits schimpft über "das, äußerst gelinde gesagt, sehr unfeine Verhalten des Herrn Wolf". Parteifreunde sehen das Verhältnis der beiden gar als "von blankem Hass" geprägt, wobei niemand den Punkt nennen kann, von dem aus die Aversionen ihren Ausgang nahmen.

Klar scheint zu sein, dass Wolf seit dem von beiden betriebenen Sturz der skandalumwitterten Parteichefin Monika Hohlmeier in die Defensive geraten ist. Seinen stellvertretenden Parteivorsitz hat er vor eineinhalb Jahren an Spaenle abtreten müssen. Er gab sich, widerwillig, aber "um des innerparteilichen Frieden willen" mit dem Posten des Schatzmeisters zufrieden.

Nicht möglich, das Amt ordentlich auszuführen

Doch, so beschwert er sich weiter, es "war mir nicht möglich, das Amt ordentlich auszuführen". Wichtige Informationen, gar Unterlagen seien ihm vorenthalten worden, von den Kosten der Geburtstagsfeier habe er auch erst lange nach dem Fest auf Nachfrage erfahren.

Wolf sei auf Vorstandssitzungen nicht erschienen, entgegnet Spaenle, und überhaupt habe der Schatzmeister eine "Holschuld" bei diesen Informationen. Davon, dass in gedeihlicher Zusammenarbeit einem Vorstandskollegen Wichtiges auch ohne Aufforderung mitgeteilt werden könnte, spricht Spaenle nicht.

Tatsächlich sahen auch Wolf durchaus fern stehende Parteifreunde "Mobbing am Werk" - wie sich nun zeigt, schon deshalb recht erfolgreich, weil Wolf stets ein gewisses Talent bewiesen hat, Parteifreunde zu brüskieren. Zwar gilt seine spektakuläre Gründung der Jungen Liste, mit der er in den frühen neunziger Jahren gegen die eigene Partei Wahlkampf machte und sogar in den Stadtrat einzog, inzwischen als Jugendsünde.

Doch auch später suchte er allzu oft die innerparteiliche Konfrontation: 2001 scheiterte er beim Versuch, sein Bundestagsmandat zu sichern, an Peter Gauweiler, ein halbes Jahr später schmiss er mitten im Wahlkampf seine OB-Kandidatur, seine Bewerbung um eine CSU-Kandidatur für den Landtag ließ die Partei knapp abblitzen. Auch seine einst engen beruflichen Bindungen mit dem wegen schattiger Geschäfte ins Zwielicht geratenen Ex-Parteischatzmeister Ralph Burkei gelten in einer CSU, die ihre Affären hinter sich lassen will, als Belastung.

Den Verdacht, er könne sich noch einmal um ein Mandat zu bewerben, hält Wolf für ein Kampagne seiner Gegner: "Die können sich nicht vorstellen, dass jemand nicht nach einem Mandat geiert." Er werde sich statt dessen um seine Anwaltskanzlei kümmern, die er seit einem Jahr aufgebaut hat.

© SZ vom 17.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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