CSU in München:Podiuk ist als Fraktionschef zurück

Hans Podiuk, 2013

Hans Podiuk ist bekannt als Polterer, aber seine Parteifreunde loben ihn als guten Vermittler.

(Foto: Stephan Rumpf)

Hans Podiuk gilt als Urgestein im Münchner Stadtrat. Nun hat Josef Schmid ihn als CSU-Fraktionschef aus der zweiten Reihe zurück an die vorderste Front geholt. In diesem Job hat Podiuk vor allem einen Auftrag.

Von Silke Lode

"Podiuk 2.0" - so lautete am Tag von Hans Podiuks Wahl zum Chef der CSU-Rathausfraktion kein kalauerverdächtiger Pressekommentar, sondern so intonierte die CSU selbst die Verkündung des Ergebnisses. "Podiuk Reloaded" wäre vielleicht noch treffender gewesen. Denn der 68-Jährige, der seit 1978 dem Münchner Stadtrat angehört, hat sich ja nicht neu erfunden oder zumindest gehörig im Charakter verändert, wie dies die 2.0-Rhetorik nahelagt. Hans Podiuk, "ein Schlachtross der Münchner CSU", wie Alt-Oberbürgermeister Christian Ude ihn einst nannte, wurde vielmehr von der gemütlichen grünen Wiese in der zweiten Reihe der CSU-Fraktion an die vorderste Front geholt, um für seine Partei noch einmal ins Feld zu ziehen.

Die Lücke an der Fraktionsspitze hatte sich aufgetan, nachdem die Träume von einer Fortsetzung von Rot-Grün endgültig geplatzt waren und Josef Schmid zum Zweiten Bürgermeister gewählt wurde. Schon im Wahlkampf war Schmid immer wieder gefragt worden, wen er sich an der Spitze seiner Rathausfraktion vorstellen könnte, sollte er tatsächlich zum Oberbürgermeister gewählt werden. Eine Frage, auf die Schmid nie eine Antwort gegeben hat. Nicht einmal im vertraulichen Gespräch wollte er Namen ins Spiel bringen. Nur eine Option schien undenkbar: die Reaktivierung von Hans Podiuk, der anno 2006 für Schmid den Fraktionsvorsitz räumte.

"Wandelnder Vermittlungsausschuss"

Über Jahre hat Schmid sich mühsam das Image eines Großstadtpolitikers aufgebaut, des Vertreters einer neuen CSU. Podiuk ist hingegen nicht nur wegen seines Alters ein Konservativer der alten Schule. Allerdings bringt er Qualitäten mit, die Schmid nun sehr zupass kommen. Walter Zöller, der einzige Christsoziale, der noch länger im Stadtrat sitzt als Podiuk, hat seinen Kollegen einmal als "wandelnden Vermittlungsausschuss" bezeichnet. Für Beobachter ist es schwer vorstellbar, dass ausgerechnet der Polterer Podiuk ein guter Schmied von Kompromissen ist. Doch seine politischen Weggefährten attestieren ihm genau das: "Einfallsreichtum bei der Findung salomonischer Lösungen", wie Josef Schmid sich ausdrückt.

In der großen Koalition, bei der die CSU die größere Fraktion ist, die SPD aber den Oberbürgermeister stellt, sind solche Fähigkeiten viel wert. "Der Kooperationsvertrag war kein Vereinigungsparteitag", sagte Podiuk am Montag nach seiner Wahl. Das ist eine klare Ansage an die SPD, die früher dachte, mit den Grünen einen aufmüpfigen Partner zu haben. Gefragt sein wird auch ein anderes Talent, das Podiuk bereits seit 2006 unter Beweis stellt: als enorm erfahrener Stadtpolitiker kann er dem frisch gewählten Bürgermeister auch in Zukunft den Rücken frei halten, indem er unbequeme Themen übernimmt.

Ein neues Führungsteam aufbauen

Doch vor allem ist Podiuk nun dabei gefragt, ein jüngeres Führungsteam aufzubauen. "Bis zum 1. Januar 2017 muss die Mannschaft stehen, die in den Wahlkampf 2020 zieht", räumt er ein. Er selbst wurde für zwei Jahre gewählt - so lange bleibt Zeit, einen Nachfolger aufzubauen, der zumindest die Rathausfraktion führen kann.

Überraschend deutlich hat sich die Fraktion nun zu zwei Kronprinzen bekannt: Michael Kuffer und Manuel Pretzl, die schon länger als potenzielle Schmid-Nachfolger gehandelt wurden, sind künftig neben Evelyne Menges stellvertretende Vorsitzende. Als die Fraktion Ende April ihren Vorstand wählte, kamen die beiden nur als Beisitzer zum Zug, Vizechefs wurden damals Podiuk und Menges. Menges, die einzige Frau im neunköpfigen Vorstand, hat schon bei ihrer Wahl erklärt, sie wolle nur einen stabilen Übergang ermöglichen. "Ich gehe nicht davon aus, dass sie sich für den Fraktionsvorsitz bewirbt", sagt Podiuk.

Pretzl und Kuffer hingegen bezeichnet er als "zwei Talente, die sich in ihren Teilbereichen einen Namen gemacht haben". Jetzt gehe es für die beiden darum, "in allen Bereichen firm" zu werden. Aus der CSU ist für dieses Modell fast nur Applaus zu hören: Podiuks Ergebnis sei "überwältigend" gewesen, heißt es aus Parteikreisen. Und selbst JU-Chef Stephan Pilsinger begeistert sich für die "Geschlossenheit" und "langfristige Karriereplanung", die die CSU da an den Tag lege.

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