CSU gewinnt alle vier Münchner Wahlkreise:Wie in alten Zeiten

CSU gewinnt alle vier Münchner Wahlkreise: Florian Post (SPD) verliert im Münchner Norden gegen Johannes Singhammer von der CSU.

Florian Post (SPD) verliert im Münchner Norden gegen Johannes Singhammer von der CSU.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Vor allem im Wahlkreis München-Nord war ein spannendes Rennen erwartet worden - doch SPD-Kandidat Florian Post hat keine Chance. Die CSU gewinnt alle vier Münchner Wahlkreise mit deutlichem Abstand. SPD und Grüne machen sich Mut für die Kommunalwahl im März.

Von Peter Fahrenholz, Dominik Hutter, Silke Lode und Melanie Staudinger

Jubelhochburg gibt es an diesem Abend in München aus politischer Sicht nur eine. Es ist die Hanns-Seidel-Stiftung, wo die CSU das Wahlergebnis feiert. Wobei: Am frühen Wahlabend schwankt die Stimmung zunächst einmal. Erst gibt es Riesenjubel bei der Unionsprognose, kurz danach herrscht Entsetzen, als die Zahlen für die FDP erscheinen. Wenige Augenblicke später überwiegen dann aber definitiv Jubel und rhythmische Sprechchöre - in diesem Moment werden der CSU in Bayern 50 Prozent vorausgesagt. Fast wie in alten Zeiten.

Auch bei den Ergebnissen für die Landeshauptstadt, die sich von den bayerischen stets unterscheiden, war früh klar, dass die Wahl eindeutig ausgehen würde. Anders als in anderen Jahren lagen in allen vier Münchner Wahlkreisen bei der Auszählung die Direktkandidaten der CSU von Beginn an klar vorne - auch im Münchner Norden, der traditionell als spannend gilt, weil er seit 1949 mal in SPD-Hand, mal bei der CSU war.

Doch am Sonntag musste Johannes Singhammer nicht bangen. Früh war klar, dass der 32-jährige Florian Post von der SPD keine Chance gegen ihn haben würde. "Dass ich mit so großem Abstand gewonnen habe, ist für mich eine sehr große Anerkennung meiner Arbeit", sagte Singhammer.

Im Münchner Osten holte der 28-jährige Wolfgang Stefinger das Direktmandat. Er war als Nachfolger des CSU-Schwergewichts Herbert Frankenhauser erstmals angetreten. Stefinger, der zuletzt mit einem fast lebensgroßen Aufsteller in Lederhose für sich geworben hatte, sprach von einem "sensationellen Ergebnis". In den zwei Wahlkreisen München-West/Mitte beziehungsweise Süd gewannen der frühere Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl und der Jurist Peter Gauweiler wieder ihre Mandate, die Gegenspieler Roland Fischer und Christian Vorländer von der SPD unterlagen deutlich. Uhl sagte, er sei "ergriffen von diesem Ergebnis".

"Das stimmt mich traurig"

Im Vergleich zur Bundestagswahl vor vier Jahren erzielten die CSU, die SPD und die Alternative für Deutschland in München die größten Zuwächse. Deutlich abwärts ging es mit einem Minus von 9,9 Prozentpunkten vor allem für die FDP. "Der Ausdruck Schock ist das einzige, was mir dazu einfällt", sagte der außenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner, in München. Michael Mattar, Fraktionschef der FDP im Rathaus, sprach von einer absoluten Katastrophe. "Es wird dazu führen, dass wir uns personell völlig neu aufstellen müssen."

Der gescheiterte SPD-Direktkandidat Florian Post äußerte sich enttäuscht über das Ergebnis der Sozialdemokraten. "Wir haben unser Wahlziel ganz klar nicht erreicht. Das stimmt mich traurig", sagte er in der bayerischen SPD-Zentrale am Oberanger. Claudia Tausend, die Vize-Fraktionschefin im Rathaus, erklärte: "Ich hatte damit gerechnet, dass wir besser abschneiden." Dieter Reiter, der Oberbürgermeister-Kandidat der Genossen für die Kommunalwahl im Frühjahr 2014, bedauerte, dass es für die hiesigen Sozialdemokraten nicht mit einem Direktmandat geklappt hat.

Tausend und Post könnten aber über die Liste einziehen. "Das ist wichtig, denn so verlieren wir die Verbindung zum Bundestag nicht", sagte Reiter. Aus Münchner Sicht sei die Wahl nicht schlecht gelaufen. "Die Bürger hier haben deutlich mehr SPD gewählt, das lässt mich für die Kommunalwahl hoffen", so Reiter.

"In München ticken die Uhren anders"

Mit dem Ausblick auf die Kommunalwahl trösteten sich im Kreisverwaltungsreferat auch die Grünen. "Wir haben in fünf Wochen fünf Prozent verloren - bis zur Kommunalwahl haben wir noch ein halbes Jahr, da ist noch alles drin", erklärte die grüne OB-Kandidatin Sabine Nallinger. Auch Stadträtin Lydia Dietrich rechnet nicht mit Folgen für die Kommunalwahl. "In München ticken die Uhren anders", sagte sie. Die Münchner wüssten, was sie den Grünen im Rathaus als "Reformmotor" zu verdanken hätten.

Vor den Fernsehschirmen im Kreisverwaltungsreferat (KVR) wurden zudem neue Koalitionsvarianten erwogen. Zum Beispiel: Schwarz-Grün. Eine schwarz-grüne Allianz sei "nicht verlockend", äußerte sich der grüne Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag. Aber es sei "eine Variante, die die Wähler als Ergebnis auf den Tisch gelegt haben", so seine Analyse mit Blick auf den Bund.

Beim Wahlsieger machte man sich über dieses Bündnis weniger Gedanken - es überwogen der Triumph und die Freude. Josef Schmid, Fraktionschef der CSU im Rathaus, sprach von einem "tollen Ergebnis". Und jetzt sei "kein Ude-Effekt mehr drin". Zwar seien Kommunalwahlen etwas ganz anderes, aber Rückenwind für die CSU bedeute das Ergebnis schon.

Ludwig Spaenle, der Münchner CSU-Chef, sagte, es sei "eine bemerkenswerte Tatsache, dass die CSU zweimal innerhalb einer Woche, diesmal mit deutlichem Abstand, die stärkste Partei in München" geworden sei. Die "strukturelle Mehrheitsfähigkeit der CSU in München ist gegeben", sagte er mit Blick auf die Kommunalwahlen. Das zeige, dass ein Wechsel in der Stadt möglich sei. "Wir haben eine historische Chance, den OB-Sessel zu erringen", so Spaenle.

Die Wahlbeteiligung nahm entgegen dem bundesweiten Trend in München nicht zu, sondern ging leicht zurück. Sie lag bei 71,2 Prozent. Vor vier Jahren waren 71,9 Prozent der stimmberechtigten Münchner wählen gegangen, 2005 waren es 73,9 Prozent. Zwar stieg bei dieser Wahl der Anteil der Briefwähler. Die Zahl der Menschen, die am Sonntag in den Wahllokalen ihre Kreuze machten, sank aber.

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