CSU-Generalsekretär  in der Kritik:Die Abschiebung von Moral und christlicher Ethik

Forum-Karikatur Dieter Hanitzsch, 22.09.2016

Schneidig? SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch

Das Gros der SZ-Leser hält Andreas Scheuers Zitat vom fußballspielenden, ministrierenden Senegalesen für indiskutabel

"Scheuer unter Feuer" und Kommentar "Nicht mehr zu halten" vom 20. September, "Seehofer lehnt Entlassung Scheuers ab" vom 21. September:

Unsäglich

Ja, wir brauchen eine Obergrenze, aber weniger für Flüchtlinge als für unsägliche Sprüche aus der Mitte der CSU. Wer zuerst pausenlos Integration fordert und dann gegen integrationswillige Ausländer hetzt, der darf sich nicht wundern, wenn der Wähler statt der missratenen CSU-Kopie lieber das Original, also die AfD wählt. Weiß Herr Scheuer eigentlich, wofür das C im Parteinamen steht? Ist es neuerdings christlich, gegen Gruppen von Menschen pauschal zu hetzen? Auch dass Seehofer als CSU-Vorsitzender mit keinem Wort diesen verbalen Entgleisungen widerspricht, lässt tief blicken. Wer so offen wie Herr Scheuer als rechter Demagoge polemisiert, der trägt dazu bei, dass rassistisches Gedankengut von Tag zu Tag salonfähiger wird. Dr. Robert Staudigl, München

Demaskierend

Mit seiner diskriminierenden Äußerung wollte Andreas Scheuer seinem Herrn mal wieder zeigen, wie kreativ er doch in Sachen Flüchtlingsbekämpfung sein kann. Aber der Schuss ist nach hinten losgegangen. Denn mit dieser demaskierenden Verbalattacke outet sich der CSU-Generalsekretär nicht nur als unchristlich und unsozial, sondern treibt damit jede Menge Wähler in die Fänge der AfD. So wird das nix mit der absoluten Mehrheit bei der nächsten Wahl. Manfred Fischer, München

Ungehemmt antichristlich

Vorneweg möchte ich schicken, weder das Sprachrohr der CSU noch ein sonstiger Christsozialer kann mich beleidigen. Allerdings schockieren, wie ungehemmt sie sich antichristlich gerieren, um Stimmen zu fangen. Da sind sie mir fremder als jeder Fremde, Flüchtling, Asylbewerber oder sonstiger Schutzsuchender. Elisabeth Rind-Schmidt, Bernried

Warum ausgerechnet Senegal?

Bei den Äußerungen des CSU-Generalsekretärs fällt die explizite Nennung des Senegals auf. Zum Einen kann die Aussage sicherlich dahin gehend problematisiert werden, dass damit Integrationsbemühungen der Kirchen und von Sportvereinen abgewertet werden und die Äußerung generell viel zu sehr polemisiert. Zum Anderen ist es jedoch unverständlich, warum Herr Scheuer explizit den Senegal erwähnt. Einen afrikanischen Staat mit einem islamischen Bevölkerungsanteil von weit über 90 Prozent und einem Anteil an Christen von circa 5 Prozent. Sollte es nun unter Flüchtlingen einen ministrierenden Senegalesen geben, was eher unwahrscheinlich ist, wenn man sich die Religionszugehörigkeiten dort ansieht, dann gehört er höchstwahrscheinlich zur christlichen Minderheit. Da es in den letzten Jahren auch vereinzelt Ausschreitungen gegen und Verfolgungen von senegalesischen Christen gegeben hat, ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass ein senegalesischer Christ doch zutreffende Asylgründe in Deutschland geltend machen könnte und kein reiner Wirtschaftsflüchtling ist. Interessant ist dazu auch eine etwas ältere Studie der Konrad-Adenauer-Stiftung zur Lage afrikanischer Christen (www.kas.de/westafrika/de/publications/23552/). Für die inhaltliche Glaubwürdigkeit der Aussage wäre es sicher besser gewesen, wenn eine afrikanische Staatsangehörigkeit eines Landes mit christlicher Bevölkerungsmehrheit genannt worden wäre, in dem es auch keine Verfolgung von Christen gibt - ein weiterer Hinweis für eine schlecht vorbereitete politische Aussage. Sven Müller, München

Scheuer spaltet die Union

Scheuers Satz ist niveaulos, primitiv, derb und in der Gesamtschau nicht als populistisch abzutun, sondern als dummdreist. Ich kann den Tag nicht erwarten, an dem die CSU sich von der CDU abspaltet, damit wir Bayern unser Kreuzchen nicht mehr bei dieser machen müssen, wenn wir jene meinen. Oder - mein Vorschlag: Die CDU soll sich auch in Bayern aufstellen! Dr. Ruth Ganzert-Köhler, Peißenberg

CSU-Panoptikum

In jeder demokratischen Partei verlangt die Position des Generalsekretärs ein gewisses Maß an freiwilliger Selbstinfantilisierung des Amtsinhabers, damit dieser einen Arbeitsalltag unter dem kindischen, aber kategorisch geltenden Imperativ "Die Partei hat immer Recht!" mental überhaupt durchhält. Da die CSU qua Geburt indes immer noch viel rechter hat als die anderen Parteien, neigt sie auch noch stärker dazu, diesen Posten zu besetzen mit Figuren, deren Rückgrat in eklatantem Missverhältnis zu ihrem ausgeprägten Karriere- und Geltungsbedürfnis steht. Dass sich einer aus dem in dieser Hinsicht geradezu überragenden Panoptikum Markus Söder, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer irgendwann einmal mit Menschenverachtung profilieren würde, überrascht daher eigentlich ebenso wenig wie der ausbleibende Rücktritt. Michael Lohr, Ettringen

AfD-Sprachrohr

Mit diesen unsäglichen Äußerungen des Generals zeigt die bayerische C-Partei ihre hässlichste Fratze. Herr Seehofer, zeigen Sie Haltung, verlassen Sie mit Ihrem Verein die Bundesregierung, die braucht Sie ohnehin nicht. Die Zahl der Sitze im Parlament ist auch ohne die CSU ausreichend. Fusionieren Sie stattdessen mit der AfD, deren Sprachrohr Sie ja sind. Damit gewinnen Sie wieder an Glaubwürdigkeit. Wie Sie seit mehr als einem Jahr die amtierende Kanzlerin und deren humanitäre Politik attackieren, ist in der jüngeren Geschichte der BRD ohne Beispiel. Sie demontieren damit systematisch ethische und christliche Grundwerte. Was sind eigentlich Ihre Ziele? Wollen Sie aus einem Rechtsstaat einen "Rechten Staat" machen? Mir graut vor einer Zukunft mit dieser Staatsregierung. Klaus Schonscheck, München

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