Comedian Harmonists im Deutschen Theater:Karpfen im Pinguin-Gewand

Bei der Premiere von "Comedian Harmonists" im Deutschen Theater müssen alle erst einmal üben: Sowohl das Publikum, als auch die Sänger auf der Bühne. Doch dann nehmen die "Comedian Harmonists" langsam Fahrt auf.

Philipp Crone

Alle müssen erst einmal üben. Zum einen die oben auf der Bühne des Deutschen Theaters: Sechs noch nicht berühmte Männer finden sich zu einer Gesangsgruppe zusammen und verzweifeln fast bei den ersten Proben.

Comedian Harmonists im Deutschen Theater: Die Schauspieler geben nach der Premiere von "Comedian Harmonists" im Deutschen Theater noch eine Zugabe.

Die Schauspieler geben nach der Premiere von "Comedian Harmonists" im Deutschen Theater noch eine Zugabe.

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Zum anderen die da unten im Saal: Zu Beginn lärmen sie mit Besteck und Stühlen so, dass man die Sänger gar nicht richtig hören kann. Denn die Sänger singen unverstärkt und deshalb leise. Die Stimmung ist etwas angespannt.

Der Theatersaal bei der Premiere der "Comedian Harmonists" ähnelt am Dienstagabend dem Speisesaal auf einem Kreuzfahrtschiff. Die Gäste kommen spät, prosten ihren Nachbarn über die Tische mit dem ersten Weinglas zu. Die Reise zurück in die 20er Jahre kann losgehen. Zunächst ist es eher ein Schlingern.

Die Harmonists mühen sich oben um synchronen Gesang, das Publikum unten weiß noch nicht so recht. Schauspieler Franz Xaver Kroetz schaut konzentriert, legt seinen Zeigefinger ans Kinn und erstarrt. Die Stimmung dreht sich erst nach einer Dreiviertelstunde.

Mit den ersten Klassikern wie "Ein Freund, ein guter Freund" und einigen Pointen nimmt das Schiff Fahrt auf. Lachen, Klatschen, Entspannung. Die fünf Sänger haben die ersten Auftritte, wirken wie als Pinguine verkleidete Karpfen, die nur ihren Mund bewegen können, den aber in Perfektion.

Kroetz sagt in der Pause: "Ich mag dieses Pure: präzise, genau, kleine Geschichten, gutes Musiktheater." Und Steffen Kuchenreuther, Präsident der Spitzenorganisation deutscher Film, sagt: "Ich fließe dahin."

Das tut nun auch die Kreuzfahrt, sie drosselt in Hälfte zwei die Geschwindigkeit; mehr Theater, weniger Gesang. Mehr Ernst, weniger Spaß. Der Saal hält still, hört konzentriert zu. Die Nazis treten in das Leben der Sänger. Die Gruppe trennt sich, und das Schiff kommt mit nachdenklicher Besatzung wieder im Münchner Hafen an.

Blitzend werden die Comedian Harmonists von den Fotografen zur Zugabe in Empfang genommen, danach Applaus im Stehen. Landgang für alle, auch die Karpfen. Die Schauspieler und die München-VIPs führt dieser anschließend in die Cena-Lounge zur After-Show-Party. Und was da gefordert ist, muss keiner mehr üben.

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