Club Strom:Endlich wieder Strom

Indierock, Postpunk, Underground - München hat eine neue Zuflucht für Indie-Fans: Der einst legendäre Club Strom hat im Lindwurmhof wiedereröffnet - und hat einige Überraschungen parat.

Von Beate Wild

Kurz vor der Pocci-Unterführung an der Lindwurmstraße, gegenüber vom Kreisverwaltungsreferat, stehen ein paar Hipster auf der Straße und rauchen. Man könnte jetzt fragen, was diese jungen Menschen mitten in der Nacht in dieser eher einsamen Gegend machen. Doch dann geht die schwere Metalltür auf, vor der sie stehen. Der Mann an der Tür nickt den Wartenden zu, dann winkt er sie herein - ins "Strom". Ein Club für Indie-Musik, Rock 'n' Roll und Brit-Pop, der am vergangenen Freitag sein Comeback feierte.

Im Lindwurmhof, in dem der neue alte Club beheimatet ist, war schon 1968 die Diskothek Crash zu Hause. 1993 zog dann der Stromlinien-Club ein, Vorgänger des heutigen Strom. Damals wie heute als Betreiber dabei ist Frank Bergmeyer, Konzertveranstalter und Gastronom, dem das Netzer & Overath, 59:1 und Bergwolf gehören, sowie Henning Gierlanczik (59:1), Michael Schild und Tuncay Acar (beide Import/Export) und Michael Reinbold von der Glockenbachwerkstatt.

Im neuen Strom ist die Musik, wie schon beim Vorgänger, vorwiegend alternativ: also Indierock, Postpunk, Shoegaze, Underground, New Wave. Oder wie ein Gast grinsend sagt: "Britpop für Erwachsene." DJ Marc Zimmermann ist an den Plattentellern im Einsatz, er legt auch Pulp, Suede, Arcade Fire auf, dazwischen Kraftwerk und einen Klassiker, der in Rockläden wie diesen auf keinen Fall fehlen darf: "Love will tear us apart" von Joy Divison.

Das alles kommt an beim Publikum, die meisten Gäste sind regelrecht euphorisch. Die Mischung ist bunt. Männer mit Holzfällerhemden und Vollbart, Frauen mit Stirnband und Hotpants. Auch beim Alter stimmt die Mischung, wobei die Mehrzahl der Gäste um die 30 Jahre alt sein dürfte. Es sind Clubgänger gekommen, die den Stromlinien-Club noch von damals kennen und sehen wollen, ob die Neuauflage an die glorreichen alten Zeiten anknüpfen kann. Dazu Jungspunde, die von dem legendären Rock- und Live-Club nur gerüchteweise gehört haben und jetzt neugierig sind, was der wohl zu bieten hat.

Nur mit dem Tanzen tun sich viele schwer. So gut der Sound im Strom auch sein mag, ist Indie halt doch eher Musik für den Kopf als für die Beine. Zumindest die Lichtanlage sorgt für die richtige Clubstimmung. Während die Nebelmaschine alles gibt, sausen Lichtkegel durch die hohen Räume, im Hintergrund pulsiert rotes Discolicht.

Doch wer sagt schon, dass Tanzen alles ist? Das Strom ist in jedem Fall eine willkommene Abwechslung im Münchner Nachtleben. Wer die Nase voll hat von den typischen Läden an der Feierbanane, vom Einheits-Elektro-Mix der Mainstream-DJs, von pubertierenden Cliquen aus dem Umland und hoffnungslos überlaufenen Clubs sollte im Strom einen Versuch wagen. Schließlich gibt es bald keine andere alternative Szene mehr. Der Cord-Club hat vor ein paar Monaten geschlossen, das 59:1 macht im Januar zu, und sogar das Atomic Café muss voraussichtlich Ende 2013 aus seinen bisherigen Räumlichkeiten ausziehen. Der Strom Club eröffnet also genau zur rechten Zeit.

Wenn dann noch, wie für nächstes Jahr vorgesehen, Livekonzerte dazukommen, könnte es geradezu himmlisch werden. Immerhin haben auch die Sportfreunde Stiller hier mal angefangen.

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