Christopher Street Day:Auf Stöckelschuhen für die Toleranz

  • Der Sprecher der Grünen Jugend in München, Marcel Rohrlack, wurde nach dem Christopher Street Day von homophoben Schlägern angegriffen.
  • Rohrlack hatte den Vorfall auf seiner Facebook-Seite dokumentiert.
  • Jetzt zeigen mehr als 4000 Menschen im Internet Solidarität mit dem Opfer - am Mittwoch ist zudem eine Demo auf Stöckelschuhen geplant.

Von Martin Bernstein

Nach dem tätlichen Angriff vom Samstag auf den Sprecher der Grünen Jugend, Marcel Rohrlack, fahndet die Münchner Polizei nach den Tätern. Rohrlack bedankte sich via Twitter und Facebook für die mehr als 4000 Solidaritätsbekundungen und die Blumen von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth. "Mir geht es soweit nicht schlecht", schrieb er auf Facebook. "Ich wurde im Krankenhaus gut behandelt, und bald dürfte ich wieder voll auf dem Dampfer sein."

Derweil riefen seine Parteifreunde für Mittwoch dazu auf, in Stöckelschuhen Solidarität mit Rohrlack und allen anderen Opfern homophober Gewalt zu zeigen: Die männlichen Teilnehmer der Demonstration (Beginn 18 Uhr, Weißenburger Platz) sollen in High Heels kommen. Die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm und Stadträtin Lydia Dietrich sollen sprechen.

Die Polizei ist inzwischen Vorwürfen entgegengetreten, dem Vorfall anfangs zu wenig Bedeutung beigemessen zu haben. Man nehme die Attacke sehr ernst und habe umgehend die Ermittlungen aufgenommen, sagte Pressesprecher Wolfgang Wenger am Dienstag. Dass Polizeibeamte die Personalien der Opfer aufgenommen und einen Alkoholtest durchgeführt hätten, während andere nach den Tätern fahndeten, sei polizeilicher Standard.

Die Kontakte der Münchner Polizei zur schwul-lesbischen Szene seien gut, sagte Wenger: "Wir können jetzt ernten, was wir seit Langem gesät haben." Mit einem eigenen Stand hatte sich der Verein lesbischer und schwuler Polizeibediensteter in Bayern (Velspol) am Christopher Street Day (CSD) beteiligt.

Nach dem CSD ereignete sich am Samstag in der Orleansstraße auch der Angriff auf Rohrlack. Der 18-Jährige war mit seinem 28-jährigen Freund auf dem Nachhauseweg, beide trugen Frauenkleidung und Stöckelschuhe. Am Ostbahnhof wurden sie laut Polizei von vier bislang unbekannten Personen angepöbelt.

Plötzlich schlug einer der Männer Rohrlack mit der flachen Hand ins Gesicht. Danach flüchteten die vier Angreifer. Der grüne Nachwuchspolitiker erlitt eine Platzwunde über der linken Augenbraue.

"Ich hab' die Parade sehr genossen und viel Zuspruch für mein Outfit erhalten", schrieb Marcel Rohrlack auf seiner Facebook-Seite. "Leider sah das nicht jeder so. Aber wir dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Be proud!" (Seid stolz). Nach dem Überfall hatte Rohrlack den Tatort, sein blaues Auge und das blutige Kleid fotografieren lassen. Die Dokumentation lud er dann im Internet hoch.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: