Christian Ude zieht um:Oben ohne im Rathaus

Christian Ude im Festzelt in Keferloh, 2012

OB Ude nimmt vorübergehend Abschied vom Rathaus, um im Freistaat Wahlkampf zu machen.

(Foto: Claus Schunk)

Sein Büro im Münchner Rathaus wird ab Montag für zwei Monate leerstehen: Oberbürgermeister Christian Ude tritt seinen Urlaub an, um in ganz Bayern Wahlkampf zu machen. Am Marienplatz müssen dann andere die Geschäfte führen - richtig Stress könnten sie aber erst später bekommen.

Von Dominik Hutter

Der Umzug soll per Fahrrad vonstatten gehen. An diesem Freitag packt Christian Ude im Rathaus einige persönliche Dinge zusammen und transportiert sie in sein neues Büro am Oberanger. Dort, in der vergleichsweise wenig repräsentativen SPD-Zentrale, kommt der Oberbürgermeister während seiner zweimonatigen Auszeit unter, die offiziell am 15. Juli beginnt. Denn es gilt, jeden Hauch einer Verquickung von öffentlichem Amt und Wahlkampf zu vermeiden. Ude urlaubt unbezahlt, sein Dienst-BMW bleibt im Rathaushof. Die geplanten Touren über Land absolviert er in einem silbernen Audi der SPD. Kennzeichen: M-CU 1509. Christian Ude, 15. September - der Termin der Landtagswahl.

Das Chefbüro im zweiten Stock des Rathauses wird derweil leer stehen, München muss ohne Oberbürgermeister auskommen. Nicht ganz natürlich, die Aufgaben übernimmt vertretungsweise die Zweite Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD). Sie ist aber, anders als Ude, nicht direkt an die Stadtspitze gewählt. Und sie muss den OB-Job zusätzlich zu ihren sonstigen Aufgaben absolvieren - gemeinsam mit dem Dritten Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne), der in der Vertretungshierarchie als Nächster folgt. "Wir teilen uns das auf", berichtet Strobl, die während der Absenz des "Obers", wie der OB im Rathaus-Jargon heißt, auch die Rolle als Chefin der städtischen Verwaltung übernimmt. Ende August will auch sie in Urlaub gehen. Dann ist Monatzeder ganz allein.

Im Rathaus übt man sich in Gelassenheit, was das kommunale "Interregnum" betrifft. Immerhin bleibt Udes Büro besetzt und damit arbeitsfähig. Und rein theoretisch - bei extremen Vorkommnissen etwa - kann der "echte" Oberbürgermeister ja auch jederzeit zurückkehren und seine Rolle wieder ausfüllen. Zudem ist es nicht das erste Mal, dass Ude weg ist. "Diese Situation haben wir bei jedem Urlaub", erzählt Monatzeder, der schon traditionell in den klassischen Urlaubsmonaten die Stallwache im Rathaus übernimmt.

Dennoch wird es diesmal etwas anders sein als zu "normalen" Ferienzeiten. Denn mit zwei Monaten ist Udes Urlaub ungewöhnlich lang - und er umfasst auch die besonders stressige Stadtrats-Schlussphase im Juli. Bislang machte sich Ude erst nach Ende der Sitzungsperiode auf den Weg gen Mykonos, wenn es im Rathaus ohnehin gemächlich wurde. Diesmal aber stehen noch mehrere Stadtratssitzungen an und vor allem die berüchtigte letzte Vollversammlung vor den Ferien.

Plenarsitzungen werden für gewöhnlich von Ude selbst geleitet - nun müssen Strobl und Monatzeder in die Bresche springen. Auch das ist freilich nicht das erste Mal, beide haben darin längst Routine. Monatzeder erinnert daran, dass er schließlich auch ganz allein war, als das Pfingsthochwasser kam. Oder als vor drei Jahren ein Mehrfamilienhaus in der Lilienstraße einzustürzen drohte.

Der wahre Stress kommt womöglich später

Sehr viel stressiger wird es, da sind beide Bürgermeister überzeugt, falls Ude die Wahl gewinnt und bayerischer Ministerpräsident wird. Zwar wird er auf jeden Fall nach dem 15. September ins Rathaus zurückkehren und dort seine Aufgaben wieder übernehmen. Er wäre dann aber nur noch wenige Wochen im Amt - bis zur Vereidigung. Anschließend müssten Strobl und Monatzeder bis zum Ende der Amtsperiode im Frühjahr 2014 für Ude mitarbeiten. Erst dann wird, zusammen mit dem Stadtrat, ein neuer OB gewählt.

Ude dürfte sein Langzeiturlaub kaum Erholung bieten. Denn er will die Phase nutzen, in Vollzeit Wahlkampf in allen Ecken Bayerns zu machen - zusammen mit SPD-Größen wie Peer Steinbrück, Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier oder Hannelore Kraft. Den Start in die heiße Phase markiert ein kleiner Landesparteitag am 20. Juli. Am 2. September folgt das legendäre Polit-Duell am Gillamoos.

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