Christian Ude feiert Amtsjubiläum:Nach 18 Jahren hat man noch Träume

Christian Ude feiert ein besonderes Amtsjubiläum: Er ist seit 18 Jahren Oberbürgermeister von München. Nun will der Jubilar endlich ausziehen - und mal richtig was erleben. Ein kleiner Einblick in das wilde Leben eines Junggebliebenen.

Dominik Hutter, Silke Lode und Christian Mayer

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Giraffe in München

Quelle: dpa

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Christian Ude feiert an diesem Freitagabend seinen Achtzehnten. Nicht an Lebensjahren natürlich. Dieses private Jubiläum wurde schon im Jahr 1965 begangen - damals regierte ein Kanzler namens Ludwig Erhard in Bonn. Nein, Ude ist seit 18 Jahren Münchner Oberbürgermeister. Aus diesem Anlass lässt er sich von seinen Genossen mit einer großen Party feiern. Wer volljährig wird, setzt sich neue Ziele, alles scheint möglich: sogar ein Umzug aus dem Rathaus in die bayerische Staatskanzlei. Überhaupt verhält sich der Jubilar ziemlich altersgerecht - ein kleiner Einblick in das wilde Leben des Christian Ude.

Endlich ausziehen

Recht kuschelig war es immer zu Hause im Münchner Rathaus, manchmal auch ein wenig stickig, aber so ist das halt, wenn man so lange im gleichen rot-grünen Saft aufeinanderklebt. So was kommt in den besten Familien vor. Eines ist klar: In der neuen Traum-WG von Christian Ude herrscht ein ganz anderes Raumklima, es soll hier zuweilen durchaus eisig zugehen, auch die High-Tech-Klimaanlage funktioniert tipptopp, die hat noch Franz Josef Strauß persönlich in die Staatskanzlei eingebaut. Endlich Freiheit, endlich gewaltige neue Räume, endlich ein anständiger Fahrstuhl nach oben! Aber was macht dann der Bub ohne seine Frau Rauch, die mit mütterlicher Gewalt regierende Aufpasserin vor seiner Amtsstube? Die muss natürlich mit in den Monsterbau am Hofgarten, wer soll denn sonst den Umzug organisieren?

Oktoberfest 2010

Quelle: dapd

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Auf die Pauke hauen

Udes Aufschlag war schon ziemlich gut, das müssen echte Spätpubertierende erst mal toppen. Ohne die in der SPD doch eigentlich so heißgeliebten Gremien aufzuwecken, hat er sich ganz draufgängerisch zum Anführer der (Landtags-)Clique ernannt - völlig alleine und in Rekordzeit. Dabei hat er nebenbei noch klargestellt: Wenn nicht alle so cool sind wie er selbst, Thema dritte Startbahn und so, will er gar nicht erst mitspielen. Lässig ist es auch, die Auswahl der Wahlkampf-Kumpels per Telefon auf der Insel Mykonos zu tätigen - als Lückenfüller zwischen Tsantali, Souvlaki und Sirtaki.

"TANZ DER MARKTFRAUEN"

Quelle: DDP

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Party, Party, Party...

Ein schwieriges Feld. Denn natürlich hat der Münchner Oberanzapfer - pardon: Oberbürgermeister - auf dem bedeutendsten Kulturfestival des Abendlands eine lustigere Rolle als der Ministerpräsident. Letzterer darf immerhin die erste Wiesnmaß leeren, der Spaß ist also nicht völlig vorbei. Außerdem winken auf der Landesebene so internationale Events wie der Neujahrsempfang in der Staatskanzlei oder die Verleihung des Filmpreises, wo die Chance besteht, knackigen Schauspielerinnen den Schnauzbart ins geschminkte Gesicht zu drücken. Auch den Twist beherrscht der Jubilar bereits perfekt, wie er in Durban spätnachts unter Beweis stellte. Natürlich geht in puncto Party noch viel mehr, die bisherigen Bayern-Chefs haben das nur nicht begriffen. Ein Anruf in Berlin bei Klaus Wowereit, der leider in der Zwischenzeit beim Feiern stark nachgelassen hat, könnte da neue Perspektiven eröffnen.

Ude bei der Eröffnung der historischen Wiesn.

Quelle: dpa

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Schicke Klamotten

Wo wird der berühmte, von tausend Lokalterminen ausgebeulte Cordanzug von Christian Ude landen? Im Altkleidersack? Im Second-Hand-Laden? Im Haus der Bayerischen Geschichte? Wenn man 18 ist, braucht man unbedingt eine neue Garderobe, endlich mal was Feines zum Anziehen, vor allem bei so ambitionierten Jobplänen. Vor dem ersten Vorstellungsgespräch muss der Jungspund also noch mal zum Shoppen und vielleicht noch zum Friseur, obwohl: Das könnte gefährlich werden, nicht jeder Dickkopf verträgt eine Tönung. Einen Smoking braucht der Aspirant übrigens auch unbedingt - für den Abschlussball im Rathaus.

IOC Session Durban - Bewerbungsgesellschaft  München 2018

Quelle: dpa

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Neue Horizonte

Servus München, jetzt wartet die Welt! Nicht nur Cham und Altötting, Sulzbach-Rosenberg und Haßfurt stehen ganz oben auf dem Reiseplan eines Landesvaters in spe. Auch für Berlin und Brüssel wird Christian Ude bald keine Stadtpläne mehr brauchen. Und weil Bayern mit jedem Geschäfte macht, der seine Rechnungen bezahlt, bedürfen auch Reisen nach Brasilien oder Russland keiner längeren Rechtfertigung. China ist für Ude sowieso ein Heimspiel - nur dort hat er einer Autorin ein ganzes Buch über seine Liebe zu Edith diktiert. Jugendsünde, sei's drum. Welcher bayerische Wähler spricht schon Chinesisch?

Christian Ude und Ernst Wolowicz beim Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch, 2011

Quelle: Stephan Rumpf

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Geld, mehr Geld

Udes Beitrag zum gemeinsam mit seiner Gattin Edith geführten Haushalt würde sich durch den Karrieresprung nur leicht erhöhen - von etwa 140.000 auf 180.000 Euro pro Jahr. Ein Gehalt, bei dem es viele Manager vor Lachen das von Delikatessen geformte Bäuchlein schüttelt. Egal, denn wichtiger als die persönliche Kaffeekasse ist ohnehin das Geld fremder Leute, mit dem man als Politiker sehr freigebig sein kann. Und da kann Christian Ude mit einer kräftigen Taschengelderhöhung punkten: Statt der laschen vier Milliarden Euro des Münchner Stadthaushalts könnte er auf Landesebene mehr als das Zehnfache, nämlich rund 42 Milliarden unter die Leute bringen. So was beeindruckt die Frauen.

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude feiert seinen 60. Geburtstag, 2007

Quelle: Catherina Hess

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Auto fahren

Viele Jahre hat Christian Ude einen Mann täglich gesehen: seinen Chauffeur Manfred Haugg. Eine solche Beziehung hält einiges aus, schließlich hat Haugg den OB jubelnd und müde, verliebt und verärgert erlebt. Dass Ude, nun volljährig im Amt, das Steuer selbst in die Hand nehmen will, ist daher fraglich. Ja, Haugg könnte sogar samt Udes Siebener-BMW einen Postenwechsel mitmachen, denn der amtierende Ministerpräsident fährt neben einem Audi A8 das gleiche Modell. Stil hätte auch eine Kampfansage an Horst Seehofer per Nummernschild. Dafür müsste Ude nur zwei Ziffern ändern lassen: Aus M-CU2000 könnte dann ganz schnell ein "see you" 2013 werden!

Erwin Huber lädt zu Sommerpressegespräch ein

Quelle: dpa

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Ein Schnupperpraktikum

Es lässt sich nicht leugnen: Der in Schwabing residierende Schöngeist ist nicht unbedingt furchentauglich. Wer das Land nicht versteht, kann aber keine bayernweite Wahl gewinnen. Möglicherweise erbarmt sich einer, der nicht mehr viel zu verlieren hat - der frühere CSU-Chef Erwin Huber. Beim Praktikum in dessen niederbayerischem Heimatlandkreis Dingolfing-Landau (ja, so was gibt es!) könnte der "Stodara" geschliffen werden. Huber könnte dem hochnäsigen Münchner dann einmal zeigen, dass es auch außerhalb der Landeshauptstadt BMW-Werke gibt. Zwei Monate Dingolfing - und schon ist aus Ude der Uderer geworden. Ob er dann auch seinen BMW tieferlegt?

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Quelle: Catherina Hess

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Wahlrecht

Nach 18 langen Jahren in einer rot-grünen Zwangsehe würde Ude liebend gerne nach freien Stücken seine politischen Partner aussuchen. Das könnte er nun, wählerisch aber darf er nicht sein. Im Gegenteil: Wenn er die wankelmütigen Freien Wähler oder gar die Grünen vergrätzt, kann er die Rebellion gegen die ewige Staatspartei der nächsten Generation überlassen.

© SZ vom 09.09.2011/tob
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