Champions League:Besiktas-Party am Königsplatz

Türkische Fans organisieren wegen Stadionverbots ein Public Viewing

Von Martin Bernstein

Für die Münchner Polizei ist es ein ganz normales Champions-League-Spiel, das am Dienstag um 20.45 Uhr angepfiffen wird. Kein Risiko-Spiel also, von "High Risk" ganz zu schweigen. Denn es ist ein Spiel, das nach dem Willen der Gäste von Besiktas Istanbul und der UEFA ohne Fans aus Istanbul stattfinden soll. Die Münchner Polizei wählt deshalb den "üblichen Ansatz" von gut 400 Beamten. Diese jedoch werden diesmal nicht nur in der Innenstadt und am Stadion unterwegs sein, sondern auch am Königsplatz. Dort nämlich haben sich die Besiktas-Fans zum Public Viewing angesagt. Schon um 14 Uhr wollen sie sich ("Natürlich kann jeder an diesem Abend mit seiner Frau und Kindern kommen") in der MMA Event Halle an der Katharina-von-Bora-Straße treffen. Das ehemalige Heizkraftwerk ist seit 2014 in Zwischennutzung der Veranstaltungsort "Mixed Munich Arts". Welche Brisanz das Spiel hat, deutet die Ankündigung eines Besiktas-Fans auf Facebook an: "Ortalik yanacak." Das heißt: "Es wird brennen."

Der Ausweichtermin nach dem Stadionbann hätte ursprünglich am Ostbahnhof stattfinden sollen. Doch dann erklärten die Organisatoren vergangene Woche: "Aus Sicherheitsgründen mussten wir die Tonhalle absagen." Ins Stadion dürfen Anhänger des türkischen Clubs nicht, zumindest wenn sie sich als solche zu erkennen geben. Besiktas JK hat nach der Auslosung von sich aus auf ein dem Klub zustehendes Gastkontingent von etwa 3800 Eintrittskarten verzichtet. Hintergrund ist die Angst der Besiktas-Verantwortlichen vor drohenden Strafen durch die UEFA. Nach schweren Krawallen türkischer Fans im vergangenen April in Lyon gab es zwölf Festnahmen. Trotz des Banns und trotz der vom FC Bayern angekündigten "sehr intensiven, strengen" Einlasskontrollen werden Besiktas-Fans versuchen, in die Arena zu kommen. Doch der Münchner Club warnt: "Alle rechtmäßigen Bezieher von Eintrittskarten für das Spiel müssen sich im Klaren sein, dass eine Weiterreichung oder Veräußerung ihrer Tickets an Anhänger von Besiktas Istanbul Konsequenzen haben kann."

Die Münchner Ultras der "Schickeria" bereiten sich derweil auch politisch auf die brisante Partie vor. Auf dem Programm für Montagabend stand ein Vortrag eines linken Aktivisten über die aktuelle Lage in der Türkei.

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