Car-Sharing in München:Auf dem Parkplatz der guten Ideen

Lesezeit: 2 min

Car-Sharing in München - das ist ein innovatives Konzept, doch die Stadtspitze will das Thema erst einmal zurückstellen.

Dominik Hutter und Marco Völklein

Eigentlich wollten BMW und Sixt Anfang Februar ihr neues Münchner Car-Sharing-Angebot der Öffentlichkeit präsentieren. Doch die Unternehmen werden ihre Pressekonferenz abblasen müssen. Denn die Stadtspitze hat die eigentlich für Dienstag geplante Stadtratsdebatte zu diesem Thema abgesetzt - offiziell, weil erst noch die Bezirksausschüsse ein Wörtchen mitreden sollen. Nach SZ-Informationen gab es jedoch in der Runde der Bürgermeister und Referenten am Montag sehr grundsätzliche Bedenken gegen private Car-Sharing-Modelle auf öffentlichen Parkplätzen. Auch die Motivation eines großen Autoherstellers, ein derartiges Angebot vorzulegen, gelte es zu hinterfragen.

Zwei neue Car-Sharing-Anbieter drängen auf den Markt - doch die Stadt hat noch nicht zu Ende diskutiert und deshalb ihre Entscheidung vertagt. (Foto: dpa)

"Es hat eine Grundsatzdiskussion gegeben", räumt Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle ein, der das BMW-Konzept ebenso wie das des kleineren Anbieters "ZebraMobil" befürwortet hatte - zumindest versuchsweise für vier Jahre. Die Firmen wollten zusammen etwa 500Leihautos im Stadtgebiet postieren, anders als "Statt-Auto" aber auf öffentlichen Parkplätzen. Dafür wollte das Kreisverwaltungsreferat spezielle Parklizenzen zur Verfügung stellen.

Offenkundig fürchtet man in der Stadtspitze jedoch eine Art Dammbruch: Denn eine solche Vergünstigung sei Nachahmern nur schwer zu verweigern, so dass die Zahl der "Wapperl" möglicherweise stark ansteige. "Das muss man sehr sorgfältig diskutieren", mahnt Bürgermeister Hep Monatzeder, dem die Vorlage des Kreisverwaltungsreferats nach eigenem Bekunden arg kurzfristig auf den Schreibtisch flatterte.

Die FDP kritisiert die plötzliche Absetzung des Themas von der Stadtrats-Tagesordnung. Gerade neue Car-Sharing-Modelle seien geeignet, das eigene Auto überflüssig zu machen, findet Stadtrat Jörg Hoffmann. Auch bei der CSU zeigt man sich für die Ideen aufgeschlossen - in der Fraktionssitzung am Montag war Zustimmung vereinbart worden.

Bei den Unternehmen löste das Vorgehen der Stadt Irritation aus. "Unser geplanter Starttermin ist damit nicht mehr realistisch", sagt Firmengründer Matthias Hoene, der mit seinem "ZebraMobil" genannten Angebot im März loslegen wollte. Mit Audi habe man zwar einen Modus gefunden, so dass Hoene die Modelle vom Typ A3 auch zu einem späteren Zeitpunkt übernehmen kann. "Dennoch stehen wir bei Zulieferern und Dienstleistern im Wort - die brauchen alle Planungssicherheit", sagt der Gründer. Bei BMW wollte sich niemand offiziell äußern.

Auch Grünen-Stadträtin Sabine Nallinger bedauerte die Verzögerungen. Sie hatte ihre Fraktionskollegen zuletzt davon überzeugt, die neuen Modelle zu unterstützen - was schwierig war, denn bei klassischen Car-Sharing-Anbietern gibt es durchaus Vorbehalte. Sie fürchten unter anderem, dass die neuen Mietautos dazu führen könnten, dass viele Menschen lieber mit Leihautos unterwegs sind als mit Bus und Bahn.

Deshalb sah der KVR-Vorschlag auch vor, die Vergabe von Parklizenzen im Umfang wie auch zeitlich zu deckeln - und am Ende wissenschaftlich zu untersuchen, ob damit der Autoverkehr abgenommen hat.

© SZ vom 26.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: