Café Reed:Lesefutter im Café

Café Reed: Jules Huber wohnt lieber hier als in ihrer Heimat London. Obwohl man dort leichter an coole Magazine kommt.

Jules Huber wohnt lieber hier als in ihrer Heimat London. Obwohl man dort leichter an coole Magazine kommt.

(Foto: ales)

Im "Reed" in der Hohenzollernstraße kann man sich gut alleine unterhalten: Es liegen mehr anspruchsvolle Magazine aus, als der Mensch überhaupt lesen kann.

Von Karoline Meta Beisel

Es gibt Läden, in die man am liebsten in der Gruppe geht, weil es in ihnen dann entweder besonders lustig oder, im schlechteren Fall, überhaupt nur dann erträglich ist. Es gibt Läden, in die geht man zu zweit, weil die Angelegenheit das erfordert. Es gibt aber nur ganz wenige Etablissements, die gerade den Allein-ins-Café-Geher mit seinen Alleine-im-Café-Bedürfnissen ansprechen. Genau so ein Laden ist das Café Reed in der Hohenzollernstraße.

Man muss ja nur mal einen Blick hineinwerfen: Das Reed ist einfach zu klein für größere Gruppen. Wer auf dem Weg zwischen Leopold- und Wilhelmstraße beim Gehen einmal auf sein Handy schaut, der ist schon daran vorbeigelaufen. Solange es so warm ist wie jetzt, gibt es auf einer Bank draußen entlang dem Seitenfenster zusätzliche Sitzplätze. Aber drinnen passen nur eine Handvoll Gäste hinein. Das ist nämlich der zweite Grund, warum man so herrlich gut alleine hierherkommen kann: Eine ganze Wand ist voll mit anspruchsvollen Magazinen, die nicht nur gekauft, sondern dann auch gelesen werden wollen.

Männermode, Design, Herrenkultur - es liegen jede Menge Magazine aus

Der Fantastic Man steht da, ein englischsprachiges Heft über Männermode, Surface aus New York, das sich vor allem mit Design beschäftigt, aber auch das buchdicke Magazin Another, das nur zweimal im Jahr erscheint. Aus Deutschland kommt das Modemagazin Achtung und die Heritage Post, ein Magazin über Herrenkultur. Man findet hier alle möglichen Zeitschriften, die man sonst höchstens am Hauptbahnhof oder im Fachgeschäft Soda in der Rumfordstraße bekommt. Und wenn etwas fehlt, bietet Geschäftsinhaberin Jules Huber sofort an, es zu bestellen.

Auf der Karte steht das bekannte Münchner Kartell aus Aqua Monaco, Kaffee von Emilo und Duke-Gin oder Lion's Vodka zum Aperitif. Dazu gibt es sehr leckere und charmant angerichtete warme Gerichte mit Quinoa oder Granatapfelkernen oder Porridge mit Blaubeeren und Zimt. Die Perfektion ist das einzige, was nicht perfekt ist. Alles passt so schrecklich gut zusammen: Die lokalen Getränke, die gesunden Gerichte, die freihängenden Glühlampen, die zusammengewürfelten Hocker und die niedlichen kleinen Klammern, mit denen die handgeschriebenen Preise an den Magazinen pappen. Was gut tun würde, wäre ein bisschen Patina - aber die braucht eben Zeit.

Manche Leute gehen übrigens auch zu zweit oder zu dritt ins Reed. Die sitzen dann an einem der kleinen Tischchen und lesen sich die besten Sachen aus den Zeitschriften vor.

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