"Der letzte Song wird euch komplett zerstören", brüllt Bushido kurz vor 22 Uhr noch einmal in das ausverkaufte Münchner Backstage. Jubel. Dann erklingen die ersten Töne von "Für immer jung". Der Song, den er mit dem Schlagersänger Karel Gott vor einigen Jahren noch einmal neu aufgenommen hat. Hände werden nach oben gestreckt. Das Backstage singt aus voller Kehle mit. Zwar kommt der Gesang von Karel Gott vom Band - genauso wie die Musik. Dem Publikum ist das aber egal. Es feiert mehr als zwei Stunden nur einen Mann. Anis Mohamed Youssef Ferchichi alias Bushido.
Bushido (Archivfoto) gab beim Konzert im Münchner Backstage zeitweise den Rüpel-Rapper.
(Foto: Jörg Carstensen/dpa)Den Bushido, der im vergangenen November einen Bambi für Integration bekommen hatte - was angesichts der homophoben und gewaltverherrlichenden Texte in vielen seinen Liedern zu einem gewissen Unverständnis in weiten Teilen der Öffentlichkeit führte. Aber einen braven Bushido wollen die Zuschauer in München wohl ohnehin nicht sehen.
Er zieht das Publikum gleich mit dem ersten Ton auf seine Seite. Spätestens als er seine Jacke auszieht und ein FC Bayern Trikot zu Vorschein kommt, versinkt das Backstage im Jubel. "Das hat mein Kumpel Jérôme Boateng am Mittwoch in Madrid getragen und mir geschenkt", brüstet er sich. Begeisterungsstürme brechen los. Nach dem dritten Song wird in der Hitze das erste Mädchen nach draußen getragen - nach dem vierten Song hat sich in der ersten Reihe scheinbar ein Junge übergeben, dem Bushido in lockerem Tonfall "Gute Besserung" wünscht.
Man muss es ihm lassen. Er hat die Menge voll im Griff. Zwischen den Songs nimmt er sich immer wieder Zeit, um Witze zu reißen, Jubel einzufordern oder mit dem Publikum zu sprechen. Die Kommunikation mit den Fans geht sogar so weit, dass er einige von ihnen zu sich auf die Bühne bittet.
Ein Junge darf zusammen mit seinem Idol den Song "Zeiten ändern dich" performen. Er wird von Bushido respektvoll behandelt und auch vom Publikum mit Sprechchören gefeiert.
Doch da gibt es auch noch das andere Gesicht des Rüpel-Rappers (Frankfurter Rundschau). So wird ein junges, eher korpulentes Mädchen, das mit ihm für ein Foto auf der Bühne posiert Ziel seines Spotts. Über den kompletten Abend wird er sich immer wieder im selben Tonfall über das Mädchen äußern. Das Publikum johlt. Zur Erinnerung: Die Bambi-Jury hatte die Auszeichnung seinerzeit damit begründet, Bushido setze sich für ein "respektvolles Miteinander" ein.
Doch der Rapper macht sich offenbar nichts aus diesen Debatten. Er bleibt sich auch in München treu. Gewohnt sicher greift er sich bei Reizwörtern wie "Auto", "Mann", "Nutten" oder "Berlusconi" in den Schritt. Er rappt vom Ghetto, dem Dealen und vom Sonnenbank Flavour. Irgendwann lässt sein DJ aus dem Laptop den FC-Bayern-Song "Stern des Südens" erklingen. Bushido tut an diesem Abend alles für den Jubel der Fans. Man fragt sich zwangsläufig, welche Asse er bei Konzerten in Siegen und Neu-Ulm aus dem Ärmel zaubert.
Nach vier Zugaben und über zwei Stunden Dauer, entlässt Bushido das Publikum in die Nacht. Es bleibt der Song mit Karel Gott im Ohr. Da rappt Bushido: "Alles ist vergänglich, doch wir wären gern für immer jung, immer jung". Bushido wird in diesem Jahr 34 Jahre alt und seine Freundin ist offenbar schwanger. Vielleicht wäre es langsam doch an der Zeit, erwachsen zu werden.