Bungalows im Olympiadorf:Klein, aber mein

Nur zwei Kochplatten, eine sehr schmale Treppe - und eine wunderschöne Dachterrasse: Die ersten Studenten haben die Bungalows im Olympiadorf bezogen.

Christina Warta

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Nur zwei Kochplatten, eine sehr schmale Treppe - und eine wunderschöne Dachterrasse: Die ersten Studenten haben die Bungalows im Olympiadorf bezogen.

Die eine hat ihre Schraubkaffeekanne und ein paar Windlichter in das flache Fenster gestellt, der andere eine halbvolle Whiskyflasche. Beim dritten steht das Fahrrad auf der Dachterrasse, bei der vierten wurden Töpfe für Alpenveilchen aufgehängt, wo doch das Anbohren der Wände eigentlich verboten ist. Ein schmucker Bambus gedeiht im Beet vor einem der Bungalows, zwei Straßen weiter bemüht sich etwas Heidekraut darum, dekorativ auszusehen. Es ist wieder Leben eingekehrt in die Bungalows im Olympiadorf: Vor einem Monat konnten die ersten 185 Studenten ihre Häuschen beziehen, und am Montag wurde die ebenso berühmte wie beliebte Wohnanlage feierlich wiedereröffnet.

Text: Christina Warta, Fotos: Stephan Rumpf

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1052 Bewohner werden bis April 2010 in die kleinen Bungalows mit Dachterrasse eingezogen sein - 252 mehr als früher. Das war eine der Auflagen des Studentenwerks, um mehr Wohnraum zu schaffen.

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Schon bevor München den Zuschlag für die Olympischen Spiele 1972 bekam, gehörte das Gelände auf dem Oberwiesenfeld dem Studentenwerk. Mit der Planung für Studentenwohnungen wurde der Architekt Werner Wirsing beauftragt. Er verwarf einen bereits genehmigten Entwurf mit zwei- und dreigeschossigen, mäandernden Gebäuden. "Die Sache hat mich nicht mehr losgelassen. Und plötzlich wusste ich: Jeder braucht sein eigenes Häuschen." Während der Olympischen Spiele wohnten in den Bungalows die Sportler, bevor anschließend wieder die Studenten einzogen. In den Reihenhäusern direkt neben den Bungalows fand damals die Geiselnahme der israelischen Olympiateilnehmer statt.

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Der Wiederaufbau des Bungalow-Areals, das unter Ensembleschutz stand, war nach 35 Jahren nötig geworden, weil die Dächer undicht waren, sich Schimmel gebildet hatte und auch die Dämmung den Anforderungen nicht mehr genügte. Eine Sanierung wäre viel zu teuer geworden, und so beschloss man, die Häuser abzureißen. Im Frühling 2008 begannen die Wiederaufbauarbeiten.

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Geplant wurde das neue alte Olympiadorf von einer besonderen Arbeitsgemeinschaft: Die beiden Architekten Ritz Ritzer und Rainer Hofmann von "Bogevischs Büro" taten sich mit Bungalowerfinder Wirsing zusammen. "Ich hab den beiden immer gesagt, sie sollen ein bisschen lockerer mit den Denkmälern umgehen", sagt Wirsing. Den Raum für die zusätzlichen 252 Häuschen haben die Architekten gewonnen, indem sie sie um gut einen Meter schmaler gemacht haben als die Originale: Statt 4,20 Meter sind sie nur noch 3,15 Meter breit. Daraus ergibt sich eine Wohnfläche von 18,8 Quadratmetern.

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Das mediterrane Flair der Studentenstadt wird darunter nicht leiden: Die Häuser dürfen außen wieder bemalt werden, und die engen Gassen wirken ohnehin wie in südländischen Städten.

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Die Wohnungstüren, aber auch Schränke und Regale im Innern, wurden farblich an das Farbleitsystem angepasst, das der Grafiker Otl Aicher für Olympia entwickelt hatte. Und auch die speziellen Adressbezeichnungen, beispielsweise C23 oder I 14, wurden erhalten. Denn sämtliche 1052 Bungalows haben eine übergeordnete Adresse: Connollystraße 3.

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Innen fällt sofort der Sichtbeton ins Auge, links liegt die kleine Küche mit zwei Kochplatten, rechts das kleine Bad, ...

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... dazwischen führt eine sehr schmale Treppe ins obere Geschoss.

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Dort stehen Bett und Schreibtisch, die zur Ausstattung gehören, und von dort ...

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... geht man auf die kleine, aber wunderschöne Dachterrasse. "Ich habe selbst als Student hier gewohnt", sagt Architekt Hofmann und erinnert sich an das tägliche gemeinsame Frühstück aller Bewohner seiner Gasse.

Rund 40 Millionen Euro, so Hofmann, habe sich der Freistaat den Wiederaufbau kosten lassen. Dabei habe man gespart, wo man es verantworten konnte. Bei den Briefkästen zum Beispiel: Die Post drängte auf zentrale Briefkästen, um ihren Zustellern die Arbeit zu erleichtern - und bezahlte sie deshalb sogar.

308 Euro im Monat kostet die Miete für ein solches Häuschen im Olympiadorf.

Text: Christina Warta, Fotos: Stephan Rumpf

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