Bürgerbüros:Mehr sparen, länger anstehen

Mal streiken Computersysteme, mal treten umständliche Vorschriften in Kraft - das KVR genießt allmählich einen Ruf als nervenaufreibender Freizeit-Killer

Von Dominik Hutter

Die Wut ist verständlich: Wer am Dienstag wegen Überfüllung im Kreisverwaltungsreferat (KVR) abgewiesen wurde, um am Donnerstag erneut zu scheitern, dürfte sich mit Sympathiebekundungen für diese Behörde erst einmal zurückhalten. Es ist ja auch frustrierend. Mal streiken Computersysteme, mal treten umständliche Vorschriften in Kraft, dann sind die Mitarbeiter überlastet - das KVR, das sich unter Wilfried Blume-Beyerle eigentlich zu einer serviceorientierten Behörde entwickelt hatte, genießt allmählich einen Ruf als nervenaufreibender Freizeit-Killer. In den Gängen an der Ruppertstraße wird schon seit Monaten per Aushang vor langen Wartezeiten gewarnt.

Es ist schwierig, Schuldige für ein Dilemma zu finden, das jedes Mal eine andere Ursache hat. Ist es die Bundesregierung, die immer wieder neue bürokratische Hürden aufbaut? Der Stadtrat, der vielleicht zu wenige Stellen bewilligt und ein falsches Computersystem angeschafft hat? Oder der Behördenchef, der möglicherweise nicht rechtzeitig Alarm geschlagen hat, dass seine Mitarbeiter angesichts zusätzlicher Aufgaben und anhaltenden Zuzugs am Anschlag sind? Forderungen nach mehr Personal wurden allerdings jahrelang im Rathaus nicht gerne gehört. Die sechs Sparpakete der Ude-Ära - das letzte lief erst 2013 aus - haben nicht nur den Schuldenstand, sondern auch die Personalausstattung der Referate reduziert.

Das alles zeigt, welch schwierige Entscheidungen dem Stadtrat in der aktuellen Spardebatte bevorstehen. Der Reflex "Sparen = Personalabbau" ist bei Politikern und auch an Stammtischen beliebt. Wer ihm folgt, muss den Münchnern aber sagen, was ihnen dann bei Behördengängen bevorsteht: noch längeres Anstehen. Besser wäre es, die Strukturen effektiver zu organisieren - und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeiter gerne kommen und lange bleiben.

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