Orte, die man gesehen haben muss:Münchens geheimste Sehenswürdigkeiten

Die Allianz-Arena und die Frauenkirche kennt jeder, Thomas Manns Braunbären oder den Treffpunkt Münchner Liebespaare dagegen kaum jemand. Rüdiger Liedtke hat 111 Orte gesammelt, die man in der Stadt gesehen haben muss - manche davon dürften selbst für Einheimische neu sein.

Auswahl.

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Die Allianz-Arena und die Münchner Frauenkirche kennt jeder, Thomas Manns Braunbär oder den Treffpunkt Münchner Liebespaare dagegen kaum jemand. Rüdiger Liedtke, der 35 Jahre an der Isar gelebt hat, hat in einem Buch 111 sehenswerte Orte zusammengetragen, die man in der Stadt gesehen haben muss - manche davon dürften selbst für Einheimische neu sein.

Problembär Bruno aus dem Museum "Mensch und Natur" ist weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Dass München noch einen zweiten berühmten Bären besitzt, weiß kaum jemand. Dabei setzte Thomas Mann dem sibirischen Braunbären in seinem Roman "Die Buddenbrooks" ein literarisches Denkmal. Das Tier war ein Hochzeitsgeschenk russischer Freunde an die Eltern des berühmten Schriftstellers, das es zum Maskottchen der Familie brachte. Als Thomas Mann vor den Nazis fliehen musste, ließ er den Bären in München zurück. Erst stand er im Schaufenster eines Ladens in der Sendlinger Straße, dann in der Auslage eines Lederwarengeschäftes an der Kreuzkirche. Im Jahr 2000 übergaben die Erben den russischen Braunbären schließlich dem Literaturhaus, wo er heute - entmottet und immer noch zähnefletschend - im dritten Stock seinen "Mann" steht.

Literaturhaus, Salvatorplatz 1, 80333 München-Altstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Auf halbem Weg vom Stachus zum Marienplatz, mitten in der Fußgängerzone, liegt das "Augustiner", eine der traditionsreichsten Gaststätten Münchens. Rund 500 Jahre lang brauten die Mönche des Augustinerklosters innerhalb der Stadtmauern unweit des Doms ihr eigenes Bier. Die meisten Besucher bleiben heute in vorderen Räumen und Sälen der Wirtschaft "hängen". Wer den Weg nach hinten findet, gerät in eine andere Welt. Hier liegen die um 1900 von Architekt Emanuel von Seidl gestalteten Räumlichkeiten mit besonderem Ambiente: Der Muschelsaal mit seiner mächtigen Jugendstil- Glaskuppel, der mit Tausenden echter Muscheln verziert ist. Und der mit Fresken ausgemalte historische Arkaden-Garten, der trotz seiner zentralen Lage der vielleicht unbekannteste Biergarten der Stadt ist.

Neuhauser Straße 27, 80331 München-Altstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Viele halten Berg am Laim bis heute nicht für einen Teil von München. Dabei hat die Eingemeindung des Vororts München 1913 ein wahres Juwel beschert: St. Michael. Während die Michaelskirche in der Kaufinger Straße als letzte Ruhestätte der Wittelsbacher in jedem Reiseführer beschrieben ist, taucht die katholische Kirche in Berg am Laim nirgends auf. Dabei gehört sie zu den prachtvollsten Sakralbauten der Stadt und kann es mit der gesamten Münchner Kirchenkonkurrenz aufnehmen. Clemens August von Bayern, Kurfürst und Erzbischof von Köln, ließ die Kirche zwischen 1735 und 1751 nach den Plänen des bayerischen Baumeisters Johann Michael Fischer in seiner Hofmark Berg am Laim errichten. Heute ist St. Michael die erste Adresse des süddeutschen Rokoko, vor allem Johann Baptist Zimmermanns Gewölbefresken gelten als herausragende Kunstwerke.

Johann-Michael-Fischer-Platz 9a, 81673 München-Berg am Laim

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Nicht nur über der Erde, auch unterirdisch ist München inzwischen einen Besuch wert - in den vergangenen Jahren haben einige U-Bahnhöfe künstlerisch aufgerüstet. Die Station Moosach schmückt sich inzwischen mit riesigen Blumenornamenten, der Georg-Brauchle-Ring-Bahnhof mit bunten Tafeln, die Station St.-Quirin-Platz hat eine sehenswerte Glaskuppel, der Hasenbergl-Bahnhof eine hübsche Deckenverzierung. So eigenwillig wie die Haltestelle Westfriedhof mit der extravaganten Beleuchtung des Lichtdesigners Ingo Maurer ist allerdings keine Station. Sogar als Filmkulisse dienten die elf Lampen mit einem jeweiligen Durchmesser von 3,80 Meter, die den Bahnhof in blaues, rotes und gelbes Licht tauchen, schon.

U-Bahnhof Westfriedhof, 80637 München-Moosach

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Den Chinesischen Turm im Englischen Garten mit seinem Biergarten kennt jeder München-Tourist. Dass dort ein Kleinod für Kinder steht, wissen allerdings nur wenige. Es handelt sich dabei um ein 1913 erbautes Holzkarussell mit Pferden und Wagen, Kutschen und Schlitten und etwa 20 holzgeschnitzten Tieren. Bei schönem Wetter bewegen sich Hirsch und Steinbock, Kamel und Giraffe, Storch und Flamingo zu der Musik einer Walzenorgel und bringen einen Hauch Wiesn in den Englischen Garten. Das Kinderkarussell im Stil der Biedermeierzeit wurde von dem Schwabinger Bildhauer Josef Erlacher und dem Dekorationsmaler August Julier erdacht und bemalt.

Englischer Garten 3, 80538 München-Schwabing

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Auch der steinerne Jüngling "Harmlos" gehört für Rüdiger Liedtke zu den 111 Orten, die man in München gesehen haben muss. Der makellos schöne Jüngling, bei dem sich gerne Liebespaare treffen, sei so etwas wie der frühe Vorbote all der Nackerten, die sich heute im Englischen Garten treffen, schreibt der Autor. Die Statue wurde 1803 im Auftrag des damaligen Kulturministers Theodor Graf Morawitzky vom Bildhauer Franz Jakob Schwanthaler geschaffen. Als "Genius der Gärten" steht er am einstigen Eingang zum Englischen Garten, am Hofgartentor. Seine linke Hand ruht auf einer Tafel mit der Inschrift: "Harmlos/wandelt hier/dann kehret/neu gestaerkt/zu jeder/Pflicht zurück" - deshalb trägt er inzwischen seinen Spitznamen. "Harmlos" ist allerdings nur eine Kopie der einst aus Tegernseer Marmor gefertigten Statue. Nachdem er wiederholt mit Graffitis versehen worden war, landete das Original 1983 im Museum der Residenz.

Ende der Galeriestraße, nördlich des Hofgartens, unweit des Prinz-Carl-Palais, 80539 München-Maxvorstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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"Neverland" am Promenadeplatz. Der Mythos Michael Jackson (1958-2009) hat auch an der Isar seine Spuren hinterlassen. Oder besser: Seine Münchner Fans haben ihm hier ein Denkmal gesetzt. Unmittelbar vor dem Bayerischen Hof hat sich nach seinem Tod eine Kultstätte besonderer Art entwickelt. Denn: Michael Jackson hat bei seinen München-Besuchen mit seinem Hofstaat immer im Bayerischen Hof genächtigt, 1998 zeigte er sich sogar mit Sohn Prince winkend am Fenster. Nicht zuletzt durch Manager und Mentor Marcel Avram hatte der King of Pop ein inniges Verhältnis zu München. Er besuchte die Glyptothek und den Circus Krone, durchwühlte zahlreiche Comicläden. Seine Kultstätte befindet sich nun ausgerechnet am Sockel der Statue des Renaissance-Komponisten Orlando di Lasso, der als Leiter der Münchner Hofkapelle bei seinen öffentlichen Aufführungen für die Sopranparts bevorzugt Kastraten einsetzte.

Promenadeplatz, 80333 München-Altstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Wenn man im Lichthof der Universität steht und sich die Geschichte des studentischen Widerstands gegen den Nazi-Terror ins Gedächtnis ruft, sieht man imaginär die Flugblätter über die Brüstung des obersten Ranges auf einen hernieder fliegen, wie am Nachmittag des 18. Februar 1943. Und man ahnt den Schrecken von Hans und Sophie Scholl, als der Hausmeister, ein SA-Mann, die schon lange gesuchten Drahtzieher der Widerstandsgruppe Weiße Rose entdeckte. Im Hauptgebäude der Uni erinnern heute eine steinerne weiße Rose und ein Relief mit den Bildern und Namen aller Mitglieder an die Weiße Rose. Draußen vor dem Hauptgebäude gibt es seit 2005 eine in das Pflaster eingelassene Bodenskulptur, die die Flugblätter zeigt. Wer sich für die Weiß Rose interessiert, dem sei auch der Besuch des Justizpalasts am Stachus empfohlen. Hier fand 1943 der Prozess gegen die Widerstandsgruppe statt. 2007 wurde im nahezu vollständig erhaltenen Sitzungssaal 216 (heute 253) eine Dauerausstellung zum Gedenken eröffnet. Neben Fotos und Auszügen aus der Verteidigungsrede ist es vor allem der Originalschauplatz, der die Besucher tief berührt.

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München-Maxvorstadt bzw. Prielmayerstraße 7, 80335 München-Altstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Den Rindermarkt kennt jeder Münchner. Aber den Roßmarkt? Dabei weiden dort die beiden sehenswerten Bronzepferde in einer gesichtslosen Backstein- und Betonwüste. Der Starnberger Bildhauer Claus Nageler gestaltete die Skulptur 1982 im begehbaren Hof der Branddirektion München, die an den bis 1805 hier abgehaltenen Pferdemarkt erinnern soll. Später fand der Münchner Pferdemarkt übrigens in den neu gebauten Hallen des Schlachthofs unter der Bezeichnung "Roßmarkt" statt. 2006 gab es den letzten Münchner Pferdemarkt, der dann nach Miesbach verlegt wurde.

Roßmarkt 3, 80331 München-Altstadt

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Quelle: Rüdiger Liedtke

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Sprudelnde Wasser und tosende Fluten mitten in München: 1814 ließ Ludwig von Sckell an der Gabelung von Schwabinger Bach und Eisbach den großen Wasserfall nach einem Entwurf des Architekten Johann Andreas Gärtner anlegen. Der eigentlich flache Englische Garten wurde dafür extra zum Stauwehr aufgeschüttet und mit riesigen Steinbrocken, Felsen und Findlingen versehen - ganz im Naturverständnis der Romantik.

Englischer Garten, südlicher Teil, unweit vom Haus der Kunst

101 weitere Orte, die man in München gesehen haben muss, stellt Rüdiger Liedtke in seinem Buch "111 Orte in München, die man gesehen haben muss" vor, das im Emons-Verlag erschienen ist und 12,90 Euro kostet.

© sueddeutsche.de/afis/tob
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