Brutaler Raubüberfall:Spät auf der Spur

Er schoss dem Filialleiter in den Bauch und in den Oberschenkel: 22 Jahre nach einem Überfall auf einen Supermarkt an der Implerstraße glaubt die Polizei, den Täter gefasst zu haben. Der Verdächtige sitzt wegen anderer Verbrechen in Österreich ohnehin schon eine lebenslange Haft ab

Von Martin Bernstein

Mehr als 22 Jahre nach einem brutalen Raubüberfall auf den ehemaligen Edeka-Markt an der Impler-straße hat die Münchner Kriminalpolizei den mutmaßlichen Haupttäter überführt: Es handelt sich um einen heute 49-jährigen Kroaten, auf dessen Konto zahlreiche weitere Raubüberfälle in Deutschland und Österreich gehen. Wegen Mordes an einem Gemüsehändler in Wien verbüßt der Mann derzeit eine lebenslange Haftstrafe in der Justizanstalt Stein bei Krems an der Donau, dem größten Gefängnis Österreichs.

THEMENBILD-PAKET: JUSTIZANSTALT / STRAFVOLLZUG / MASSNAHMENVOLLZUG

Die Justizanstalt Stein bei Krems ist das größte Gefängnis Österreichs. Der tatverdächtige 49-jährige Kroate sitzt dort wegen Mordes.

(Foto: Helmut Fohringer/Picture Alliance)

Auf die Spur des Tatverdächtigen kamen die Münchner Kriminalbeamten bei der Überprüfung von Altfällen. Wieder einmal half ihnen dabei eine DNA-Spur. Der 6. April 1993 war ein Dienstag. Seit einer Stunde war Ladenschluss. Eine damals 51-jährige Verkäuferin wollte gegen 19.30 Uhr gerade den Supermarkt durch den Liefereingang verlassen, als sie von zwei bewaffneten Männern zurückgedrängt wurde. Die Angreifer hatten sich mit einer Kapuze beziehungsweise einem über das Gesicht gezogenen Filzhut mit Sehschlitzen maskiert. Während einer der Männer mit der Waffe die Verkäuferin in Schach hielt, begab sich der andere in das Büro des damals 49-jährigen Filialleiters und verlangte Geld. Als der Filialleiter nicht sofort reagierte, schoss der Täter ihm in den Bauch. Dem schwer verletzten Marktleiter gelang es nach einem Handgemenge, in den benachbarten Aufenthaltsraum zu fliehen, dort wurde er vom zweiten Räuber jedoch wieder gestellt. Der Schütze ging dann mit der Verkäuferin in das Büro und nahm dort das Wechselgeld - 1400 Mark. Zu wenig für den brutalen Räuber: Erneut forderte er Geld vom Filialleiter. Der Täter trat auf den am Boden Liegenden ein und schoss ihm in den Oberschenkel. Als sie erkannten, dass nicht mehr zu holen war, flüchteten die beiden Männer. Trotz sofortiger Fahndung und der Auslobung von 4000 Mark Belohnung konnten sie untertauchen. So dachte man.

Brutaler Raubüberfall: Mit diesem Phantombild jagte die Polizei 1993 den Filzhut-Räuber.

Mit diesem Phantombild jagte die Polizei 1993 den Filzhut-Räuber.

(Foto: oh)

An einem Geldsack, den der Schütze damals angefasst hatte, war jedoch eine DNA-Spur zurückgeblieben. Ein Abgleich dieses Musters in der DNA-Datenbank des Landeskriminalamtes ergab eine Übereinstimmung mit dem jetzt Tatverdächtigen. Dieser sitzt seit 1997 wegen einer Verurteilung wegen Mordes und Raubes in Strafhaft in Österreich. Der Mann war drei Jahre nach dem Überfall an der Implerstraße in einem gestohlenen Auto am Flughafen München festgenommen worden. Damals gestand er den Mord in Wien, einen weiteren in Ungarn und sechs Raubüberfälle - unter anderem auf einen Münchner Großmarkt im September 1994. Damals waren der Filialleiter und drei Angestellte gefesselt worden, die Täter hatten 1000 Mark erbeutet. Weitere Tatorte waren ein Lebensmittelgeschäft in Haar, eine Gaststätte in Kirchseeon und eine Tankstelle in München.

Die Tat an der Implerstraße hat der Mann dagegen nie gestanden - eine Beteiligung streitet er laut Polizei auch jetzt ab. Die deutsche Justiz wird dennoch in Österreich seine Überführung für einen erneuten Prozess in München beantragen, bestätigte am Dienstag Andrea Titz, Pressereferentin am Landgericht I.

Der 1993 niedergeschossene Filialleiter habe nach dem Überfall seinen Beruf aufgeben müssen, berichtet Markus Kraus, der Leiter der Münchner Mordkommission. Dass sein mutmaßlicher Peiniger jetzt überführt werde, sei für den heute 71-Jährigen eine Erleichterung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: