Bruno Jonas wirft hin:Noch ein Rücktritt

Bruno Jonas will nicht mehr Derblecken: Der Kabarettist mag nicht mehr Mönch Barnabas auf dem Nockherberg sein: "Ich hab' die Rolle ausgereizt". Als Nachfolger ist Django Asül im Gespräch.

Christian Mayer und Berthold Neff

Es sind kritische Zeiten für politische Kabarettisten, das Chaos kennt kein Pardon. Das ist meist so, wenn die Wirklichkeit die Satire überholt und die real existierenden Politiker selbst eine Tragikomödie aufführen. Der angekündigte Rücktritt von Edmund Stoiber von seinen Ämtern bringt auch die Autoren des Singspiels beim Starkbieranstichs auf dem Nockherberg in Bedrängnis - weil keiner mehr weiß, wer an den Strippen zieht, wer im politischen Kampf überlebt.

Bruno Jonas Foto: ddp

Kabarettist Bruno Jonas in seiner Rolle als Derblecker Bruder Barnabas.

(Foto: Foto: ddp)

Nur noch wenige Wochen sind es bis zum Derblecken, dieser Pflichtveranstaltung für alle bayerischen Politiker, die etwas sind oder noch etwas werden wollen. Doch nun bringt ein weiterer Rücktritt die Paulaner-Brauerei als Gastgeber der Traditionsveranstaltung in Zugzwang. Denn nach dem Ämterverzicht Stoibers kündigte gestern auch Bruno Jonas überraschend seinen Rücktritt an - in den vergangenen Jahren hatte er die Fastenpredigt des Bruder Barnabas selbst verfasst und vorgetragen.

Duell um das Hochamt

"Für mich war es dreimal eine sehr schöne Herausforderung. Ich habe sie angenommen und glaube, sie auch ganz gut gelöst zu haben", sagt Jonas, der viel Zustimmung für seine Auftritte erhalten hatte. Der Passauer Kabarettist legt Wert darauf, dass er keinesfalls im Streit mit der Paulaner-Brauerei die Mönchskutte ablege. Vielmehr habe er weil im vergangenen Jahr einen Punkt erreicht, "an dem ich gedacht habe, ich kann's nicht mehr besser machen".

Schon beim Verlassen der Bühne habe er da gedacht: "Das war's." Seine Form, den Mönch zu spielen und bei seiner Politikerschelte zugleich eine ironische Bibelexegese zu betreiben, sei "ausgereizt". Bereits im vergangenen Sommer habe er die Paulaner-Leute von seiner Entscheidung informiert, um die Suche eines geeigneten Nachfolgers zu ermöglichen.

Berühmte Vorgänger; Walter Sedlmayer und Max Grießer

Bei der Brauerei bedauert man die Abschied von Bruno Jonas, dem zuletzt bei seiner Darbietung im "Scheibenwischer" am Donnerstag eine gewisse Unkonzentriertheit anzumerken war. "Er hat wie seine berühmten Vorgänger Walter Sedlmayer, Max Grießer und Gerd Fischer der Salvatorprobe am Nockherberg seinen Stempel aufgedrückt", teilt Geschäftsführer Peter Kreuzpaintner mit. Zwar gibt sich Kreuzpaintner gelassen, was die Nachfolgerfrage angeht.

In der kommenden Woche soll die Entscheidung zwischen zwei Kandidaten fallen, beide sind angeblich bühnenerfahrene Kabarettisten, die des Bairischen mächtig sind. "Wir haben uns in der gesamten Szene umgeschaut - die finale Entscheidung fällt zu Beginn nächster Woche", sagt Pressesprecherin Antonia Asentorfer.

Ähnlich wie in der CSU, wo mit Erwin Huber und Horst Seehofer zwei Kandidaten um den Parteivorsitz ringen, müssen die beiden Kandidaten um das Hochamt auf dem Nockherberg im entscheidenden Gremium vorsprechen. Die Frage, wer der neue Bruder Barnabas wird, hat bei Paulaner höchste Priorität, weshalb auch Eigentümer Stefan Schörghuber ein gewichtiges Wort mitredet.

"Intellektuelles Feuerwerk"

Oberbürgermeister Christian Ude, seit Jahren schon prominentes Opfer des Derbleckens, zeigte sich verwundert. Ude sagte, er habe Jonas erst vor wenigen Tagen getroffen, dabei sei vom Aufhören "mit keinem Wort die Rede gewesen". Ude nimmt an, dass der Verzicht Jonas' eigene Entscheidung sein müsse, "denn die Brauerei war ja begeistert von ihm".

Vor allem im vergangenen Jahr habe Jonas seine Aufgabe glänzend gemeistert: "Das war ein intellektuelles Feuerwerk voller neuer, origineller Ansätze." Jonas habe es vermieden, "jene Witze zu reißen, die nahe lagen, sondern habe originelle Einblicke und Assoziationen geboten". Zweifelsohne werde es jeder Nachfolger schwer haben.

Diese Ansicht teilt der Schauspieler Ottfried ("Otti") Fischer, wie Ude schon lange Stammgast auf dem Nockherberg: "Jonas hat aus der Biergaudi echtes Kabarett gemacht." Der Nachfolger müsse in wenigen Wochen eine Rede aus dem Hut zaubern, und das unter dem Druck der sich ständig wandelnden Machtverhältnisse in der CSU. Und einer fällt ihm spontan ein, der das Zeug hätte für den großen Auftritt als Bußprediger: "Andreas Giebel - den könnt' ich mir vielleicht vorstellen." In der Branche wird am Freitag ein weiterer Name gehandelt: der deutsch-türkische Kabarettist Django Asül soll der heißeste Tipp sein. Er kommt immerhin aus Deggendorf.

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