"Brass Wiesn":Auf zur Schlacht mit oder ohne Tracht

"Brass Wiesn": Den männlich dominierten Kapellen den Marsch blasen, das will die niederbayerische Brass-Girl-Group Blechbixn.

Den männlich dominierten Kapellen den Marsch blasen, das will die niederbayerische Brass-Girl-Group Blechbixn.

(Foto: Gregor Wiebe/ Südpol)

Von Urban-Hip-Hop mit "Moop Mama" zu Traditionskapellen: Die "Brass Wiesn" in Eching präsentiert die Vielfalt der Blasmusik.

Von Michael Zirnstein

Leider gibt es das "Woodstock der Blasmusik" schon, das seit 2011 an die 50 000 Gäste in den österreichischen Innkreis lockt. Der Name wäre auch würdig gewesen für jenes Festival in Eching, das sich seit 2013 etwas bescheidener "Brass-Wiesn" nennt. Nach den charmanten Anfangsjahren ist das Open-Air mit Münchner S-Bahn-Anschluss zwar nicht zu einem solchen Massenauflauf wie das Hippie-Rock-Spektakel anno '69 in den USA geworden, sieht dem in einigen Punkte aber ähnlich:

Da gibt es den Badesee, in dem sich Gäste und Musiker Abkühlung verschaffen; da ist das obligatorische Zeltlager, in dem anstelle von Cannabis als Droge Blasmusik nonstop vom Lautsprecher oder in Spontankonzerten konsumiert wird; und heuer gibt auf der Wiese - die bayerische Version der Woodstock-Schlammschlacht - sogar den "Baaz". Zumindest im gleichnamigen Lied der Oberammergauer Heimatklang-Dadaisten Kofelgschroa, die in ihrer Eigenartigkeit durchaus als moderne Volksmusik-Hippies durchgehen können.

Überhaupt die Künstler: Zwar geht es hier bei 55 Konzerten ausschließlich um Blasmusik, doch die Vielfalt stellt die des Blues-, Folk- und Rock-Festivals in Bethel, New York, in den Schatten. Da finden sich Unterhaltungs-Traditionalisten wie die Echinger Blaskapelle, die Oberkärntner Böhmisch-Spezialisten Blech K'hobt Musikanten oder - wie jedes Jahr - die Kapelle von Josef Menzl neben Mundart-Musikern moderner Art - etwa die Erdinger Deschowieda, die mit ihrer "Nimma"-Version von Pitbulls "Timber" und anderen originell instrumentierten Nummern schon 25 Millionen Klicks im Internet gesammelt haben.

So neu ist die Idee auch wieder nicht, wie man an Haindling sieht, die schon seit 35 Jahren die bayerische Sprache mit alpenländischen Motiven und Weltmusik kreuzen. Da treffen Blasmusik-Boybands vom Land wie die Blechberg Musikanten ("Swag in Lederhosn") und die "bayrischen Spice Girls" Blechbixn ("Aus. Äpfe. Amen.") auf Urban-Hip-Hop-Brass von Moop Mama oder die Rapperin Fiva MC mit der Jazzrausch-Bigband des Techno-Clubs Harry Klein. Und drei Nachwuchsgruppen spielen einen Vorentscheid zum internationalen "Grand Prix der Blasmusik" aus - was im übrigen auch ein schöner Titel für die Brass Wiesn wäre.

Brass Wiesn, Do.-So., 3.-9. Aug., Freizeitgelände Eching, 0861/2092651

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