Brandstiftungen:Unbekannter legt Waldbrände - Polizei geht von Serie aus

  • Am Palmsonntag hat es zwei Mal im Oedenstockacher Forst an der Putzbrunner Straße gebrannt.
  • Die Brände haben Gemeinsamkeiten mit mehreren Waldbränden, die seit April 2017 im Münchner Südosten registriert wurden.
  • Die Polizei geht von einer Serie aus.

Von Martin Bernstein

Nicht genug damit, dass seit Monaten zwei offenkundige Serien absichtlich gelegter Feuer in der Stadt die Brandfahnder und den Staatsschutz der Kriminalpolizei beschäftigen - jetzt hat offenbar auch der mysteriöse Waldbrandstifter sein frevelhaftes Tun im Münchner Südosten wieder aufgenommen. Zwei Mal brannte es am Palmsonntag im Oedenstockacher Forst an der Putzbrunner Straße, nicht weit weg vom Neuperlacher Krankenhaus. Ein Unbekannter hatte gerodete Bäume in einer Fichtenschonung angezündet, drei Stunden später brannten nur ein paar hundert Meter weiter junge Eichen. Der Schaden liegt nach einer ersten Schätzung der Polizei im fünfstelligen Bereich.

Zahlreiche Gemeinsamkeiten der mindestens 15 seit April vergangenen Jahres im Münchner Südosten registrierten Waldbrände lassen die Ermittler von einer Serie ausgehen. Elf der Brandherde liegen im Oedenstockacher Forst an der Grenze zwischen Stadt und Landkreis, sechs davon allein entlang der Putzbrunner Straße. Immer brennen Wald- und Wiesenflächen, die kleinste 120 Quadratmeter groß, die größte 2,5 Hektar. Insgesamt wurden neun Hektar Wald ein Raub der Flammen. Außerdem löschte die Feuerwehr Waldperlach noch drei weitere Kleinbrände.

Und: Der Feuerteufel schlägt immer an Ostern zu. Im vergangenen Jahr begann die Serie am 1. April und endete am Karsamstag - vorläufig. Lediglich ein Brand am 29. Mai passt nicht ins zeitliche Muster, der Tatort lag auch etwas entfernt, nämlich bei Hohenbrunn. Im Jahr 2011 hatte es im Oedenstockacher Forst am Osterwochenende ebenfalls zwei Mal gebrannt. Auch damals war von Brandstiftung die Rede. Im März 2013 sowie ein Jahr später brannten Waldstücke bei Grasbrunn und Neukeferloh. Und jetzt die beiden Feuer vom Palmsonntag. Ist der Brandstifter also nur um Ostern herum in der Gegend? Oder veranlasst ihn etwas, den Begriff des "Osterfeuers" auf seine eigene, kriminelle Art zu interpretieren?

Bei strahlendem Sonnenschein sind am Palmsonntag viele Spaziergänger im Wald nördlich der Putzbrunner Straße unterwegs. Ein Wanderer schlägt um 12.45 Uhr Alarm: Auf einer Fichtenschonung im Wald auf Höhe des Kieswerks, nur ein paar hundert Meter entfernt vom Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Waldperlach, brennt es. Gerodete Bäume und eine Wiese auf einer Fläche von mehr als 1000 Quadratmetern werden zerstört. Vor einem Jahr hat es dort schon einmal gebrannt. Die Feuerwehr ist sofort zur Stelle, doch auf dem feuchten Untergrund sind die Flammen bereits erloschen.

Kaum ist der Einsatz vorbei, folgt der nächste Alarm. Nur wenige hundert Meter entfernt wird gegen 15.45 Uhr ein zweiter Waldbrand gemeldet. Diesmal stehen nahe dem Schwedenstein Bäume und eine Wiese im Bereich einer Jungeichenschonung auf einer Fläche von rund einem Hektar in Brand. Die Polizei leitet sofort eine Fahndung ein, lässt sogar einen Hubschrauber aufsteigen. Auch Spürhund "Dr. Pepper" ist im Einsatz. Alles ohne Erfolg - der Brandstifter ist bereits wieder untergetaucht.

Polizei, Feuerwehren und Waldbesitzer stehen vor einem Rätsel. Einige Brände wurden von Spaziergängern entdeckt, andere Feuer loderten sogar auf, als die Feuerwehren noch in der Nähe mit Löscharbeiten beschäftigt waren oder sie gerade erst beendet hatten. Der Brandstifter war also nicht weit weg. Auch die Belohnung, die zu seiner Ergreifung führen soll, hat bislang keinen entscheidenden Hinweis gebracht: 1000 Euro hat das Landeskriminalamt ausgesetzt, weitere 4000 Euro hat nach Medienberichten die Agrar Grasbrunn GmbH aus Keferloh ausgelobt. Der Betrieb, der der Unternehmerfamilie von Finck gehört und rund 2000 Hektar Wald im Münchner Osten bewirtschaftet, ist einer der Leidtragenden der Brandstiftungen im vergangenen Jahr. Addiert man die Schäden, die durch die Waldbrandserie entstanden sind, kommt man auf knapp 100 000 Euro.

Jetzt hofft die Kriminalpolizei (Telefon 089/29100) auf Hinweise: Wer hat am Palmsonntag oder im vergangenen April Verdächtiges bemerkt? Die Ermittlungen der Brandfahnder des Kommissariats 13 im Oedenstockacher Forst gingen auch am Montag weiter.

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