Fliegerbombe in München-Schwabing gesprengt:Anwohner kehren in ihre Wohnungen zurück

Dramatischer Einsatz in München: Experten haben in der Nacht eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gesprengt. Scheiben barsten, mehrere Dachstühle gerieten in Brand, doch verletzt wurde niemand. Inzwischen gibt die Polizei für den Münchner Stadtteil Entwarnung. 2500 Anwohner mussten ihre Wohnungen verlassen - nun dürfen die meisten wieder zurück nach Hause.

Wenige Stunden nach der Sprengung einer Fliegerbombe in München am Dienstagabend sind die ersten Anwohner wieder nach Hause zurückgekehrt. Der Evakuierungsbereich sei am frühen Mittwochmorgen verkleinert worden, teilte die Feuerwehr München mit. Wann die restlichen Anwohner in ihre Wohnungen und Häuser zurückkehren können steht noch nicht fest. Im Laufe des Mittwochs soll eine Begehung mit Fachleuten stattfinden. Dann soll es weitere Informationen geben.

Wie ein Sprecher der Münchner Polizei zu Süddeutsche.de sagte, ist die Leopoldstraße seit Mittwochmorgen um 5 Uhr wieder komplett befahrbar. Gesperrt sind jedoch noch einige Straßen östlich der Münchner Freiheit, darunter auch die Feilitzschstraße, wo sich auch das Areal befindet, auf dem die Bombe gesprengt wurde.

Auch die U-Bahn fährt seit Mittwochfrüh 1:30 Uhr wieder auf ihrem gewohnten Streckenplan. Zunächst hatte es gehießen, die U6 werde vorerst gesperrt bleiben. Nach einer Begehung gaben Statiker jedoch Entwarnung.

Wegen einer hoch explosiven Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg hatten in der Nacht zum Dienstag 2500 Anwohner ihre Häuser verlassen müssen. Wie viele von ihnen nach der Sprengung zurück in ihre Wohnungen durften, war bis Mittwochmorgen unklar.

In den Straßen um die Explosionsstelle lagen laut Feuerwehr nach der Explosion viele Glassplitter zerborstener Fensterscheiben. Außerdem habe es stellenweise Folgebrände gegeben. Daher durften Bewohner aus dieser Gegend zunächst nicht zurück nach Hause. Experten sollten vorher die direkt an der Fundstelle gelegenen Häuser auf eventuelle Schäden untersuchen.

Nachdem der am Montag entdeckte Blindgänger nicht wie geplant entschärft werden konnte, wurde er am Dienstagabend wenige Minuten vor 22 Uhr von Spezialisten kontrolliert gesprengt. Die Detonation war in der 1,4 Millionen Einwohner großen Stadt kilometerweit zu hören, verletzt wurde laut Feuerwehr niemand.

"In der näheren Umgebung sind fast alle Scheiben kaputt gegangen", sagte ein Sprecher des Sprengkommandos München. Dennoch war der Kampfmittelräumer zufrieden. Größere Schäden an den benachbarten Häusern seien nicht zu erkennen.

Große Evakuierungsaktion

Die Feuerwehr musste nach der Explosion allerdings mehrere kleine Brände löschen. Ein Feuerwehrsprecher sagte, dass das Stroh, das in der Umgebung aufgebaut wurde, um den Druck bei der Detonation zu verringen, in Flammen aufging und durch die Gegend geschleudert wurde. Die brennenden Strohballen landeten teilweise auf den Dächern der Nachbarhäuser.

"Das sieht dann spektakulär aus", meinte der Feuerwehrsprecher. Die Brände seien aber schnell gelöscht worden, auf die Häuser hätten die Flammen nicht übergegriffen. Insgesamt sei die Sprengung gut verlaufen.

Ursprünglich sollte die 250 Kilogramm schwere Bombe bereits am Montagabend entschärft werden, dies war aber nicht möglich. Als die Experten erkannten, dass die Bombe extrem gefährlich war und jederzeit hochgehen könnte, lief noch in der Nacht zum Dienstag eine große Evakuierungsaktion in einem Radius von 300 Metern an.

Rund 2500 Menschen mussten bei Bekannten oder in Notunterkünften übernachten. Am Dienstagnachmittag weiteten die Behörden die Sperrzone rund um den Fundort auf dem ehemaligen Gelände der Kultkneipe "Schwabinger 7" aus. In einem Radius von einem Kilometer um den Fundort der Fünf-Zentner-Bombe durften sich die Münchner nicht mehr draußen aufhalten. Anwohner in dem Bereich durften zwar in ihren Wohnungen bleiben, mussten sich aber von ihren Fenstern fernhalten.

Zahlreiche Straßen wurden zudem gesperrt, ebenso wie die U-Bahn-Station Münchner Freiheit und drei weitere Bahnhöfe, zwei U-Bahn-Linien wurden unterbrochen. Selbst der stark genutzte Mittlere Ring war nicht mehr uneingeschränkt befahrbar. Die Entschärfung hatte sich immer weiter verzögert, weil 70 Autos abgeschleppt und der Fundort so gut wie möglich abgesichert werden musste.

Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes verteilten 10.000 Sandsäcke um die Bombe, um die Splitterfolgen bei der Explosion so gering wie möglich zu halten. Bei der Bombe, die sich etwa einen Meter tief im Erdboden befunden habe, handelte es sich nach Angaben des Sprengkommandos um eine amerikanische Fliegerbombe mit Langzeitzünder, der durch eine Glasampulle mit Aceton ausgelöst werden sollte.

Eine Entschärfung sei deutlich schwieriger als bei einer rein mechanisch funktionierenden Bombe mit Aufschlagzünder. Nur etwa zehn Prozent der Sprengbomben waren nach Expertenangaben mit derartigen Langzeitzündern ausgerüstet. Weil sie aber häufig versagten, ist ihr Anteil an den Blindgängern hoch.

Hier können Sie in der Liveticker-Nachlese die Ereignisse der Nacht noch einmal nachlesen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: