Bombe in Schwabing:Feuerwerker auf Gefahrensuche

Fliegerbombe Schwabing Tristanstraße

Gut ein Meter lang, 125 Kilo schwer: der Blindgänger von Schwabing nach der Entschärfung.

(Foto: Florian Peljak)

Feuerwerker spüren Bomben auf, Sprengmeister entschärfen sie - so wie gerade wieder in Schwabing. Für Männer wie sie sind 60 Kilo Sprengstoff Routine - für einen Baggerfahrer nicht.

Von Anant Agarwala

Jedes Mal, wenn Andreas Drechsler ein Grundstück untersucht, schlägt die Sonde Alarm: "Ich mache das jetzt zehn Jahre. Und es gab noch nicht eine Fläche, auf der wir nicht irgendetwas gefunden hätten." Drechsler ist Feuerwerker bei der Kampfmittelräumungsfirma Geolog, die am Dienstag die Bombe auf einem Schwabinger Privatgrundstück gefunden hat.

Natürlich stößt Drechsler nicht jeden Tag auf eine Bombe, im Gegenteil. Nur sehr selten sind seine Funde so spektakulär wie am Dienstag: ein Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg, gut einen Meter lang, 125 Kilo schwer, 60 Kilo Sprengstoff. Meist finden Drechsler und sein Team schlicht altes Metall: Bauschutt, Werkzeug, Kühlschränke. Für die Sonde allerdings macht das keinen Unterschied, sie reagiert nicht speziell auf Sprengstoff, sondern findet noch jeden kleinen Nagel unter der Erde.

Die Bombensuche zahlt der Bauherr

"Wir können allerdings einschätzen, wie groß der Gegenstand unter der Erde ist", sagt Drechsler. Im Fall der Bombe bestand also der Verdacht, dass da durchaus eine Gefahr lauern könnte. Auf der Baustelle kam dann ein Baggerfahrer zu Hilfe und fing an, vorsichtig zu graben - so wie das in derlei Fällen üblich ist. Liegt tatsächlich eine Bombe oder Granate unter der Erde und besteht eine Gefahr für Leib und Leben, sperrt Drechsler das Gelände ab und ruft ein Sprengkommando hinzu. In Bayern ist dafür ausschließlich die Firma Tauber zuständig, bezahlt vom bayerischen Staat. Die Sprengmeister der Firma entschärfen den Blindgänger.

Ob Fliegerbomben überhaupt aufgespürt werden, liegt am Bauherrn. Der entscheidet, ob er sein Grundstück vor Baubeginn von einem Kampfmittelräumungsdienst überprüfen lässt. Die Kosten muss er selber tragen, bei einem Privatgrundstück wie dem in Schwabing sind das etwa 1000 Euro. "In dem Fall hat es sich gelohnt", sagt Rolf Emmerling vom Ingenieurbüro Rauch, der Bauleiter auf dem Schwabinger Grundstück. Er empfehle seinen Kunden grundsätzlich eine Prüfung auf Kampfmittel - denn die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit rund um eine Baustelle liegt beim Bauherrn. Die Bombensuche ist also nicht nur aus Sorge um die eigene Gesundheit ratsam.

Am Dienstag mussten deshalb etwa 2000 Anwohner ihre Wohnungen vorübergehend verlassen, rund um den Fundort an der Tristanstraße wurden alle Häuser in einem Umkreis von 200 Metern evakuiert. Sprengmeister Andreas Tietjen entschärfte die Bombe um 20.38 Uhr, während 360 Polizisten und Feuerwehrmänner das Gelände sicherten.

Für Feuerwerker Andreas Drechsler war die Schwabinger Bombe trotz der von ihr ausgehenden Gefahr Routine. "Das war doch eine kleine Bombe", sagt er. "Die größte, die ich erlebt habe, wog eine Tonne." Der Baggerfahrer, der den Blindgänger am Ende ausgegraben hat, hat am Mittwoch einen Tag Urlaub bekommen. Wenn auch, wie es hieß, nicht aus psychischen Gründen.

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