Bogenhausen/Trudering:Neues Projekt, altes Rezept

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Die Idee, im geplanten Wohngebiet für 30 000 Menschen am nordöstlichen Stadtrand eine Bundesgartenschau zu veranstalten, stößt auf geteiltes Echo unter den Stadtviertelvertretern

Von Ulrike Steinbacher und Renate Winkler-Schlang, Bogenhausen/Trudering

Als die Stadt vor vielen Jahren die Messestadt plante, war das Planungsreferat sehr darauf bedacht, die Fehler von Neuperlach, das damals noch einen eher schlechten Ruf hatte, zu vermeiden. Schon früh kristallisierte sich die Idee heraus, das neue Reißbrett-Viertel durch ein großes Event "aufzuwerten". Blumen mögen alle - eine Bundesgartenschau (Buga) schien daher eine angemessene Idee, um ein Viertel, das zudem als ökologischer Musterstadtteil gedacht war, von vornherein in positives Licht zu setzen, ihm das richtige "Image" zu verpassen und es den übrigen Münchnern als gute Adresse bekannt zu machen.

Die Planer dachten an den Erfolg der Internationalen Gartenschau (Iga), die der Stadt 1983 den schönen Westpark gebracht hatte. Die ersten Bewohner sahen die Idee aber zunächst skeptisch, bedeuteten die Bauarbeiten doch für sie eine temporäre Sperrung ihres Parks. Die Bundesgartenschau 2005 in der Messestadt war am Ende dennoch ein Erfolg, auch wenn der verregnete Sommer die erhofften Besucherrekorde verhinderte. Sie hat dazu beigetragen, den Ausbau des Parks zu beschleunigen und die Identifikation der Messestädter mit "ihrem" Viertel zu stärken. Warum also nicht das alte Rezept auf das geplante große Neubaugebiet im Nordosten der Stadt zwischen Riem, Daglfing und Johanneskirchen anwenden?

Die Idee einer Internationalen Gartenschau oder auch einer Internationalen Bauausstellung hatte die SPD im vergangenen Sommer in den Stadtrat eingebracht. Im April soll sich der Planungsausschuss mit der Umsetzung befassen und eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen, zuvor konnten die Anrainer-Bezirksausschüsse nun ihre Meinung sagen.

Die einen sehen eine "Riesenchance", die anderen reagieren ablehnend: Wieder einmal spaltete damit allerdings ein Thema den Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen entlang von Parteilinien. In dem neuen Quartier im Nordosten des Stadtbezirks sollen Wohnungen für 30 000 Menschen und 10 000 Arbeitsplätze entstehen, der Stadtteil soll aber auch große Erholungs- und Freiflächen bieten. Seit Jahren wird dafür ein knapp 600 Hektar großes Gebiet im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) untersucht. Bisher hat das Planungsreferat drei Bebauungsvarianten entwickelt, die Wohngebiete und Freiflächen unterschiedlich kombinieren. Zusätzlich findet jetzt noch ein städtebaulicher Ideenwettbewerb statt, dessen Ergebnis bis 2020 feststehen soll.

Unabhängig davon kann sich das Planungsreferat aber auch eine Gartenschau samt Bauausstellung vorstellen, um die Entwicklung des neuen Stadtteils zu unterstützen, analog zur Buga in der Messestadt vor 13 Jahren. Eine solche Ausstellung könne "als großes Einweihungsfest für die neue Einwohnerschaft, deren Nachbarschaft und die ganze Stadt fungieren", heißt es in der Beschlussvorlage.

Derzeit lässt die Behörde eine Machbarkeitsstudie für eine Internationale Bauausstellung (Iba) erarbeiten, deren Ergebnis Anfang 2019 vorliegen soll. Die Iba ist in Deutschland seit hundert Jahren ein Instrument der Stadtplanung und läuft über mehrere Jahre. Bis 2013 gab es eine Iba in Hamburg, noch bis 2023 findet eine in Heidelberg statt, 2027 startet eine in Stuttgart. Eine solche Bauausstellung mit einer Gartenschau zu kombinieren, halten sowohl Planungs- als auch Baureferat für eine gute Idee. Bundesgartenschauen werden alle zwei Jahre veranstaltet. Die nächste findet 2019 in Heilbronn satt, 2021 ist Erfurt an der Reihe, 2023 Mannheim. Alle zehn Jahre wird aus der Buga eine Iga, also eine internationale Gartenschau. Die nächste Iga ist 2027 für das Ruhrgebiet geplant. Der Münchner Nordosten käme also frühestens 2037 zum Zug.

Bis dahin dürfte dann auch der Bezirksausschuss Bogenhausen seine Meinungsbildung abgeschlossen haben. Das Thema wurde in der jüngsten Sitzung vertagt. Während Karin Vetterle (SPD) und Holger Machatschek (Grüne) die "wunderbare Chance für unser Stadtviertel" betonten, die eine Gartenschau biete, konnte sich Peter Reinhardt (CSU) vorerst überhaupt nicht vorstellen, die landwirtschaftlich geprägten Flächen im Nordosten mit solch einem städtebaulichen Instrument zu überplanen. Er liegt damit auf der Linie vieler Grundstückseigentümer im Nordosten, die der Entwicklung dort skeptisch gegenüberstehen.

Ohne große Diskussion war hingegen der Bezirksausschuss Trudering-Riem für die Prüfung einer Neuauflage einer Bundesgartenschau in München: "Das ist ja bisher nur eine Machbarkeitsstudie. Warum nicht", erklärte Margarete Miehle (CSU), Sprecherin des Infrastruktur-Ausschusses. Auch eine Bauausstellung oder Internationale Gartenschau gefiele dem BA Trudering-Riem, er fand jedoch einhellig, dass man nicht bis 2037 auf den nächsten freien Termin für eine Iga warten könne.

© SZ vom 26.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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