Bogenhausen:Verpasste Chance

Trambahn der Linie 17 in München, 2017

Knapp vier Wochen lang rattert die Tram 17 noch durch die Ismaninger Straße nach St. Emmeram. Dann übernehmen für ein halbes Jahr Ersatzbusse.

(Foto: Florian Peljak)

Bogenhauser wollen Tram-Baustelle noch stoppen - ihnen fehlt ein Gesamtkonzept

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Die Ismaninger Straße verwandelt sich am Montag, 7. Mai, für ein halbes Jahr in eine riesige Straßenbahn-Baustelle. Auf einer 1,9 Kilometer langen Strecke tauscht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) die Gleise aus und erneuert Straßenunterbau und -belag. "Akuter Handlungsbedarf", sagt MVG-Sprecher Matthias Korte. Doch die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) Bogenhausen stellen sich den Baumaschinen in den Weg - zumindest im übertragenen Sinne. Am Dienstagabend votierten sie einstimmig für einen Dringlichkeitsantrag der CSU, die Vorbereitung der Arbeiten "unverzüglich" einzustellen. Zunächst müsse ein Gesamtkonzept entwickelt werden.

Schon in der Januar-Sitzung hatte der BA sein Veto gegen die Gleiserneuerung eingelegt und beantragt, die Ismaninger Straße erst einmal umfassend zu überplanen. Die Stadtviertelvertreter streben nach einem Idealzustand für die Hauptstrecke durch Altbogenhausen: sichere Radwege plus mehr Parkplätze plus Querungshilfen für Fußgänger plus schönere Gestaltung. Die Stadt habe das alles immer abgelehnt, weil ein Ausbau nur im Zusammenhang mit Gleisarbeiten möglich sei, argumentierten sie. Daher müsse man jetzt die Chance ergreifen. Doch eine Antwort der Stadtverwaltung steht bisher aus, geschehen ist offenbar nichts. Daher forderte der BA, dass sein Antrag vom Januar endlich bearbeitet werden müsse und die Bauarbeiten einstweilen verschoben werden sollen, "bevor nun Fakten geschaffen werden".

MVG-Sprecher Korte setzt andere Prioritäten: Als die Gleise in der Ismaninger Straße vor 19 Jahren gelegt wurden, habe man ein Oberbausystem verwendet, das "nach dem damaligen Stand der Technik" einen besonders guten Erschütterungsschutz geboten habe. "Dennoch gab es mit dem Material Probleme, was immer wieder zu Straßenschäden geführt hat", fasst Korte zusammen. Ergebnis: Die Tram ist seit Jahren laut, die Straße immer wieder kaputt, eine umfassende Erneuerung unumgänglich. Außerdem, so Korte, gebe es auf der Ismaninger Straße "schlichtweg zu wenig Platz", um sowohl Radfahrern als auch parkenden Autos mehr Flächen zur Verfügung zu stellen. Und daran ändere sich auch nichts, wenn man die Tram-Bauarbeiten jetzt stoppe. "Ein bloßes Verschieben der Baustelle würde weder das Platzproblem lösen noch den Anlagenzustand und damit die wiederkehrenden Fahrbahnschäden."

Dass die Straße eng ist, wirkt sich auch auf den Baustellen-Ablauf aus. Gearbeitet werden kann immer nur auf einer Hälfte, was den Zeitaufwand verdoppelt. Geplant sind vier sechswöchige Bauabschnitte. Die Straßenseite, die gerade frei ist, steht dem Verkehr zur Verfügung. Die Ismaninger Straße wird also während der Bauzeit zur Einbahnstraße und zwar in Fahrtrichtung Norden. Das gilt natürlich auch für die Busse, die die Tram 17 ersetzen. Nach aktuellem Stand fahren sie vom Max-Weber-Platz, wo ihre Haltestelle an die Einsteinstraße verlegt wird, die Ismaninger Straße entlang, biegen in die Sternwartstraße, steuern über die Scheinerstraße den Herkomerplatz an, drehen eine Schleife über Bülow-, Richard-Strauss- und Denninger Straße, und schlagen via Scheiner-, Possart- und Grillparzerstraße den Bogen zurück zur Einsteinstraße. Ein großer Teil der Umleitungsstrecke verläuft auf Wohnstraßen in Altbogenhausen.

Für die Fahrgäste der anderen Trambahnlinie im Stadtbezirk dagegen hat die Großbaustelle ihr Gutes. Denn ihretwegen wird die lange geforderte direkte Anbindung der Steinhausen-Tram an die Innenstadt schneller als gedacht realisiert. Mit Beginn der Bauarbeiten wird die Tram 19 von Pasing kommend bis Berg am Laim Bahnhof rollen.

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