Bogenhausen:Lern-Baustelle

Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium, Elektrastraße 61, München-Bogenhausen, Eröffnungsfeier nach Sanierung und Neubau

Die Neubauten stehen schon, aber die Sanierung des Hauptgebäudes am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium hat noch nicht begonnen.

(Foto: Florian Peljak)

Vor fünf Jahren hat die Stadt mit der Sanierung des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums begonnen. Der erste Abschnitt ist geschafft, aber die Arbeiten am Hauptgebäude werden sich wohl bis 2020 hinziehen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Seit im Sommer 2010 Container mit vier Klassenzimmern aufgestellt worden sind, weil die vielen Schüler nicht mehr anders unterzubringen waren, ist das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium im Arabellapark eine Baustelle. Jetzt, fünf Jahre später, ist gerade mal Halbzeit bei der Sanierung. Der erste Abschnitt ist zwar längst abgeschlossen, der zweite aber noch nicht einmal begonnen. Nach Angaben des Referats für Bildung und Sport wird es noch dauern, bis die Bauarbeiter endgültig abziehen: "Der Abschluss der Sanierung wird für Ende 2020 angestrebt." Schulleiter Wolfgang Hansjakob hört das wahrscheinlich nicht gerne, andererseits ist der Direktor vermutlich froh, dass überhaupt mal wieder eine Jahreszahl im Raum steht. "Ich weiß selber nichts", sagt er auf die Frage nach dem weiteren Zeitplan für die Sanierung seiner Schule.

Nun ist es nicht so, dass am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium nichts passiert wäre in den vergangenen fünf Jahren. Im Sommer 2011 begann die Generalinstandsetzung der Dreifachturnhalle, die ein Jahr dauerte. Gleichzeitig wurde der Grundstein für den dreigeschossigen Erweiterungsbau gelegt, er war im Mai 2013 fertig. Sieben neue Klassenzimmer mit Whiteboards, zwei Musiksäle, ein Multifunktionsraum und zwei neue Computerräume beherbergt das helle Gebäude. Der zusätzliche Platz wurde dringend gebraucht, denn das einzige gemischte Gymnasium im 13. Stadtbezirk ist chronisch überfüllt. Ausgelegt wurde es in den Siebzigerjahren für 800 bis 900 Gymnasiasten, inzwischen liegt die Schülerzahl bei 1200 bis 1300.

Nach diesem ersten Bauabschnitt - die Kosten blieben mit knapp zwölf Millionen Euro im geschätzten Rahmen - sollte eigentlich das Hauptgebäude renoviert werden. Die Klassenzimmer-Container blieben gleich stehen, auch wegen der unverändert hohen Schülerzahlen. Zuerst hätten bei der Sanierung die Fachräume für Chemie, Biologie und Kunst sowie die Computerlehrsäle an die Reihe kommen sollen, dann der Verwaltungstrakt. 2015 sollte der Umbau fertig sein.

Doch es kam alles ganz anders. Im Mai 2013 - einen Monat, nachdem die Arbeit im Altbau hätte beginnen sollen - entschied sich das Referat für Bildung und Sport für ein völlig neues Konzept, das der Stadtrat dann im September beschloss: Aus der Sanierung wurde so eine Generalsanierung. Weil ein neuer und größerer Fördertopf zur Verfügung stand, das "Integrierte Handlungsprogramm Klimaschutz für München", sollten die Arbeiten deutlich umfangreicher ausfallen.

Anstatt nur Fachräume, Toiletten und Verwaltung zu modernisieren, wurde jetzt geplant, auch Heizung, Fassade, Fenster und Dach des Altbaus zu erneuern, den Brandschutz und die Energiebilanz des Hauses zu verbessern und Lernhaus-Cluster zu schaffen. Der Haken: Um Geld zu bekommen, müssen umfangreiche Unterlagen vorgelegt werden, und so etwas dauert. Also verschob sich der Beginn der Bauarbeiten - um zwei Jahre auf 2015, wie es damals hieß.

Doch jetzt, im Juni 2015, ist noch immer nichts passiert. Es werde gerade eine Beschlussvorlage für den Stadtrat fertiggestellt, die demnächst beraten werden solle, teilt das Referat für Bildung und Sport dazu mit. Offenbar hatte die Stadtverwaltung zwischendurch auch einmal einen Neubau statt der Sanierung erwogen, diese Idee aber wieder verworfen, weil dafür erst Baurecht geschaffen werden müsste, was die Sache noch stärker verzögern würde.

Einen konkreten Zeitplan für den zweiten Bauabschnitt am Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gibt es noch immer nicht, doch auf Nachfrage erklärt die Sprecherin des Referats für Bildung und Sport, dass voraussichtlich 2017 auf dem Sportplatz noch mehr Container aufgestellt würden. Die Schule werde dann Anfang oder Mitte 2018 aus dem Altbau in die Pavillons ziehen, dann könne es auf der Baustelle losgehen. Der Abschluss der Renovierung sei für Ende 2020 angestrebt. Schuldirektor Wolfgang Hansjakob hat zudem erfahren, dass noch unklar sei, ob das Gymnasium komplett ausziehen müsse oder eine Teilauslagerung genüge. Fest steht aber schon jetzt, dass die Schüler, die zwischen 2010 und 2012 die fünfte Klasse besuchten, ihr Abitur machen werden, ohne ihr Gymnasium jemals baustellenfrei erlebt zu haben.

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