Bogenhausen:Lauter Protest

Mit Trommeln, Plakaten und einer Demonstration kämpft Bogenhausen für baldigen Bau des Kulturbürgerhauses

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

In Bogenhausen ist die Kultur heimatlos und das seit Jahrzehnten. Der Bau eines Kulturbürgerhauses im neuen Wohngebiet Prinz-Eugen-Park ist lange versprochen, verzögert sich jetzt aber erneut um ein bis zwei Jahre, weil das Projekt dem Stadtrat zu teuer ist. Dagegen wehren sich Kommunalpolitiker und Kulturszene im 13. Stadtbezirk: Der Bezirksausschuss Bogenhausen (BA) und der Verein Nordostkultur planen den öffentlichen Bürgerprotest für einen baldigen Bau des Kulturbürgerhauses.

Am Freitag, 5. Mai, 17 Uhr, ist auf der Grünfläche vor dem Cosimabad an der Ecke Englschalkinger-/Cosimastraße eine Performance geplant. Die Mitwirkenden stellen auf Initiative der Bogenhauser Künstlerin Evi Schneider die Sparpläne der Stadt dar. Den Rhythmus dazu geben Trommler der Denninger Trommel-Schule Djembe vor. Angelika Pilz-Strasser (Grüne), die Vorsitzende des Bezirksausschusses Bogenhausen, wird den Ärger der Stadtviertelvertreter über die ständigen Bau-Verzögerungen in einer Auftakt-Rede formulieren. Danach formieren sich die Bürger zu einem Demonstrationszug und laufen die Cosimastraße hinaus zum Prinz-Eugen-Park, wo sie ihre Protestplakate an den Bauzaun hängen. Dort ist eine Abschlusskundgebung geplant. "Weitere Aktionen sind erwünscht", sagt Roland Krack der Vorsitzende des Vereins Nordostkultur, "die Leut' sollen da mitgehen."

Das Kulturbürgerhaus am zentralen Maria-Nindl-Platz im Prinz-Eugen-Park ist ein Pilotprojekt. Vier verschiedene Organisationen sollen sich die Flächen teilen: Nachbarschafts- und Familientreff, Alten- und Service-Zentrum sowie die Kultur. Damit diese Mehrfachnutzung klappt, wurde das Haus mit beweglichen Zwischenwänden, einer hydraulisch versenkbaren Bühne, Medientechnik und Schallschutz geplant. Nachträglich bekam der Saal dann noch eine Galerie verpasst, damit dort knapp 300 Zuschauer Platz finden. Denn die ursprünglich vorgesehene Nutzung der Grundschul-Aula nebenan als Theatersaal fiel einer Panne zum Opfer: Die Aula wurde mit bis zu 3,60 Metern Höhe entworfen statt der sechs Meter, die für Bühnentechnik und Frischluftzufuhr in einem Theatersaal notwendig gewesen wären.

Mit 11,3 Millionen Euro war das neue Kulturbürgerhaus veranschlagt, auch wegen teurer Posten, die die Vierfach-Nutzung ermöglichen, also etwa Bühnen-Hydraulik und Zwischenwände. Dagegen hatte die Stadtkämmerei schon vor fünf Jahren Einwände erhoben, Kritik an der Galerie im Saal kam später dazu. Als der Stadtrat dann im Herbst 2016 überall im Haushalt den Rotstift ansetzte, stand auch die integrierte Quartierseinrichtung, wie das Kulturbürgerhaus offiziell heißt, auf dem Prüfstand. Auf Antrag von CSU und SPD sollen jetzt 1,2 Millionen Euro eingespart werden. Damit ist eine neue Planung nötig, die erstens weitere 50 000 Euro kostet, und zweitens den Bau des Hauses verzögert. Die Bogenhauser befürchten jetzt, dass der Betrieb frühestens 2021 beginnen kann und dass zentrale Elemente wie die Bühnenhydraulik gestrichen werden. Dagegen laufen sie Sturm. Die BA-Vorsitzende Pilz-Strasser spricht davon, dass das Projekt damit kaputtgespart wird: "Ich finde das jeden Tag ärgerlicher."

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