Bogenhausen:Jede Menge Zusatznutzen

S-Bahn-Züge auf dem Nordring sowie die Express-S-Bahn zum Flughafen könnten den Nahverkehr verbessern. Beim Verein Nordostkultur setzt man sich jetzt für die Verknüpfung der beiden Infrastrukturprojekte ein

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

S-Bahn-Züge auf den Gütergleisen des Nordrings und Express-S-Bahnen zum Flughafen via Daglfing und Johanneskirchen - das sind die beiden seit Jahren meistdiskutierten Schienen-Infrastrukturprojekte im Münchner Nordosten. Beide würden nicht nur den Nahverkehrskunden das Pendeln erleichtern, sondern hätten auch noch jede Menge Zusatznutzen für Dritte: für die BMW AG, die in Milbertshofen-Am Hart ihr Forschungs- und Innovationszentrum (FIZ) ausbauen und eine vernünftige Anbindung für 15 000 zusätzliche Mitarbeiter sicherstellen will; und für die Stadt München, die östlich der S-Bahn-Gleise zum Flughafen einen neuen Stadtteil mit mindestens 10 000 Bewohnern plant, die städtebauliche Entwicklungsmaßnahme Nordost (SEM). Noch interessanter aber, speziell für die Menschen in den Randgebieten Bogenhausens, werden der S-Bahn-Nordring und die Express-S-Bahn im Osten, wenn man sie miteinander verknüpft. Genau diese Idee hat Roland Krack, der Vorsitzende des Vereins Nordostkultur, jetzt beim SEM-Stammtisch vorgestellt.

Sein Vorschlag ist erst einmal nur ein Bürgerantrag an den Bezirksausschuss Bogenhausen und wird in dessen Sitzung am Dienstag, 2. August, diskutiert (19.30 Uhr, Gehörlosenzentrum, Lohengrinstraße 11). Beim SEM-Stammtisch mit knapp drei Dutzend Besuchern aber stieß die Idee durchaus auf Interesse. Kracks Konzept basiert auf der Idee eines Nordrings für den Personenverkehr auf den heutigen Güterzug-Gleisen von Trudering oder dem Ostbahnhof aus über Bogenhausen, Freimann und Moosach nach Pasing. Solche Vorschläge haben Grüne und Freie Wähler schon zur Debatte gestellt, allerdings ohne die Express-S-Bahn zum Flughafen in die Überlegungen einzubeziehen.

Grafik West

SZ-Grafik; Quelle: Vieregg-Rössler GmbH

Dieser sogenannte Express, das Nachfolgeprojekt des gescheiterten Transrapid, soll einen 15-Minuten-Takt auf der S 8- Strecke zum Flughafen ermöglichen. Voraussetzung dafür ist, dass Güterzüge und S-Bahnen, die heute zwischen Daglfing und Johanneskirchen dieselben Gleise nutzen, auf separaten Schienen fahren. Dazu muss die zweigleisige Strecke aber viergleisig ausgebaut werden, und weil der Stadtteil Bogenhausen dann von Norden nach Süden durch eine breite Eisenbahn-Schneise geteilt würde, soll dieser Ausbau unterirdisch vonstatten gehen, die Bahnhöfe in Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen sollen unter die Erde verlegt werden. So fordert es der Bezirksausschuss Bogenhausen seit Jahren, und so will es auch die Stadt München, die bereit ist, die nach heutigem Stand geschätzte 800 Millionen Euro zu bezahlen, die der Tunnel zusätzlich kostet. Denn wenn die Züge unterirdisch fahren, können die Planer vernünftige Straßen, Tram- und U-Bahn-Verbindungen in das SEM-Gebiet östlich der Bahnlinie legen, wo der neue Stadtteil entstehen soll.

Allen Fahrgästen der Express-S-Bahn aus dem Münchner Osten, speziell natürlich denen aus dem Stadtbezirk Bogenhausen, will Roland Krack mit seinem Vorstoß nun bildlich gesprochen die Möglichkeit zum Linksabbiegen eröffnen: Sie sollen nicht nur mit der S 8 geradeaus zum Flughafen fahren, sondern mit einer zusätzlichen Linie auch Richtung Freimann und Milbertshofen einschwenken können. Dafür allerdings müsste die Bahn die technischen Voraussetzungen schaffen, und zwar schon bei der Planung für den viergleisigen Ausbau der Strecke. "Das muss jetzt berücksichtigt werden", sagt Krack.

Vorstellung des neuen Themen-Geschichtspfads Ziegeleien im Münchner Osten im Trockenstadl der Alten Ziegelei Oberföhring

Erwartet sich zusätzliche positive Effekte: Roland Krack wirbt für die Verbindung von Nordring und Express-S-Bahn zum Flughafen.

(Foto: Florian Peljak)

Denn die Gleise werden dann in einen S-Bahn- und einen Güter-Strang geteilt und verlaufen nach heutiger Planung sozusagen kreuzungsfrei. Wenn nun aber auch auf der Güterstrecke S-Bahnen fahren sollen, muss eine Einschleifung zwischen den Trassen geschaffen werden, ein sogenanntes Überwerfungsbauwerk. Andernfalls würden die Nordring-S-Bahnen einfach auf der Güterstrecke durch den Tunnel dahinrauschen und hätten gar keine Möglichkeit, an den Bahnhöfen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen zu halten. Krack schlägt vor, die notwendigen Gleisüberwerfungen nördlich von Johanneskirchen, in der Nähe des Heizkraftwerks Unterföhring zu errichten.

Fahrgäste aus Bogenhausen würden von seiner Idee immens profitieren. Sie bekämen Anschluss an U- und S-Bahnen im Norden und Westen der Stadt, ohne das Nadelöhr Stammstrecke passieren zu müssen. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja noch ein Stadtviertelvertreter aus Milbertshofen oder Freimann, der Kracks Idee ergänzt, die Gleisverbindung komplettiert und eine weitere Einschleifung fordert: die vom Nordring Richtung Flughafen. Der BA Bogenhausen befasst sich am Dienstag aber erst einmal mit dem Vorschlag, Express-S-Bahn und Nordring zu verbinden. "Es geht jetzt nur darum, mal einen Ball ins Rollen zu bringen", sagt Roland Krack.

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