Bogenhausen:Dicke Luft im Klimapark

Radsportverein muss Neubau des Hausenstein-Gymnasiums weichen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Schulen sind wichtiger als Fahrradstrecken, das sehen auch die Leute vom Radsportverein Tretlager so. Trotzdem sind sie frustriert, dass ihr in jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit liebevoll aufgebautes Vereinsgelände im Klimapark am Salzsenderweg, im Fachjargon Dirtpark Spot genannt, jetzt dem Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums weichen soll. Der Stadtrat beschloss die Verlagerung der Schule Ende Juni. Die Leute von Tretlager erfuhren davon aus der Zeitung und protestieren gegen die Entscheidung - genauso wie zahlreiche Anwohner, die sich mit einer Bürgerinitiative für den Erhalt des Klimaparks einsetzen.

"Wir müssen alles, was wir aufgebaut haben, wieder abreißen", sagt Moritz Kistenfeger, einer von vier Tretlager-Mitgliedern, die diesen Aufbau organisiert haben. Dabei sei der Spot im Klimapark ja eigentlich selber schon ein Ersatzgelände. Die BMX-Fahrer bekamen es 2011 nach langwierigen Verhandlungen. Zuvor hatte die Stadt 2009 das halblegale Gelände in den Isarauen nahe der Grünwalder Brücke, den sogenannte Bombenkrater, plattgemacht. Der Dirtpark am Salzsenderweg sollte die neue Heimat der BMX-Radler werden. Auf zehn Jahre sei der Pachtvertrag befristet, plus Verlängerungsoption. "Natürlich ist die Pacht billig", räumt Kistenfeger ein. "Aber wir stecken in den Spot ja 10 000, 20 000 Euro von unserem Vereinsgeld rein. Und unsere komplette Freizeit." Tretlager-Vertreter wollen Anfang Oktober mit dem Bezirksausschuss Bogenhausen über ein neues Ersatzgelände sprechen. "Man kann sich die Antwort schon ausmalen: Platzmangel, Wohnungsbau", seufzt Moritz Kistenfeger. "Aber es muss doch irgendwo in dieser Stadt einen Platz für unseren Sport geben, wo wir nicht alle fünf Jahre alles abreißen müssen."

Unterdessen hat die Initiative für den Erhalt des Klimaparks Post von der neuen Stadtschulrätin Beatrix Zurek bekommen. Sie erläutert auf vier Seiten ausführlich, dass das heute schon überfüllte Hausenstein-Gymnasium einen größeren Neubau braucht und dass die Stadt nur im Klimapark ein geeignetes Areal dafür besitzt. Eine Alternative gebe es nicht. Der Park umfasst 120 000 Quadratmeter, 20 000 Quadratmeter werden für die Schule benötigt. Zurek verspricht, dass das Gebäude so angelegt wird, dass es die Kaltluftschneise nicht abriegelt. Stadträte und Bezirksausschuss-Mitglieder würden in einem Workshop über die Einhaltung der Vorgaben wachen. Auf die Einfriedung des Schulgeländes werde möglichst verzichtet, damit es sich besser in die Freifläche integriert. Zureks Fazit: Der Klimapark werde nicht zerstört. Er biete auch mit 100 000 Quadratmetern noch ausreichend Naherholungsmöglichkeiten.

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