Parklizenz:Das Wapperl verdrängt vor allem die Pendler

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Trotz guter Erfahrungen aus anderen Vierteln geht das Hin und Her bei der umstrittenen Einführung der Parklizenz für Bogenhausen weiter. Nun müssen die Lokalpolitiker eine Entscheidung treffen

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Parkwapperl ja oder nein? Der Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen steht da vor einer schweren Entscheidung. Auf der einen Seite hat er in den vergangenen Jahren stoßweise Anträge bekommen von Menschen, die sich über die Parkplatzprobleme in Altbogenhausen und der Parkstadt bitter beklagten. Auf der anderen Seite aber würden viele Anwohner gern alles so lassen, wie es ist. Beim Infoabend zum Parkraum-Management am Montag waren die Wapperl-Gegner in der Mehrheit. Sie trugen ihre Argumente so vehement vor, dass Melanie Grötsch vom Planungsreferat schließlich versicherte, eine "Zwangsbeglückung" sei nicht geplant. Die Entscheidung liege auch gar nicht bei der Stadtverwaltung, sondern sei "politisch".

Und "politisch" hat der Stadtrat sie eigentlich längst getroffen, 2008 schon, als er beschloss, für die Bereiche Holbein- und Mühlbaurstraße Parkraum-Management einzuführen. Kurz davor allerdings hatte eine Mehrheit der Bogenhauser bei einer Einwohnerversammlung gegen das Wapperl gestimmt. Deswegen legte der BA sein Veto ein, der Beschluss wurde nicht umgesetzt. Das wiederum bringt seit 2008 die Lizenz-Befürworter auf die Barrikaden.

Jetzt wollen die Stadtviertelvertreter ihre Entscheidung überprüfen. Dafür hatten sie zum einen Zahlen von der Verwaltung angefordert. Zum anderen sollte der Infoabend am Montag ein Stimmungsbild erbringen. Fazit: In der Parkstadt ist der Parkdruck zu gering, in Altbogenhausen dagegen wären Lizenzgebiete möglich, weil dort viele Pendler parken und die Stellplatz-Auslastung um 100 Prozent liegt. Allein: Die Anwohner wollen keine Lizenz.

Zumindest gilt das für die Mehrheit der etwa 40 Besucher, die am Montag in die Gebele-Schule gekommen sind. Eine Anwohnerin brachte die Haltung auf den Punkt: "Warum soll ich 30 Euro für einen Parkplatz zahlen, zu dem ich dann 1000 Meter laufen muss?" Ein anderer hielt die Parklizenz für "eine komplett unnötige Aktion, die nur Kosten für den Bürger erzeugt". Ein dritter verwies auf den Verdrängungseffekt, der entstanden sei, als die Gegend südlich der Prinzregentenstraße in Haidhausen Lizenzgebiet wurde. Damals habe der Parksuchverkehr in Altbogenhausen einen "Quantensprung" gemacht. Dies werde sich jetzt weiter im Norden einfach nur wiederholen, eine Lösung sei das nicht.

Nur zwei Befürworter eines Lizenzgebiets meldeten sich zu Wort: Eine Frau aus der Trogerstraße sagte, vor ihrer Haustür parkten seit vier Wochen Autos aus Esslingen und Rüdesheim. Sie selbst habe eine Garage, zu der sie aber eine Viertelstunde laufen müsse. "Das alles ist schon sehr hinderlich." Ein Mann aus der Brahmsstraße schilderte seine Probleme mit dem Kinderwagen auf dem zugeparkten Gehweg. "Ich möchte auch als Fußgänger und Radfahrer mein Ziel erreichen", sagte er.

Auf die Frage nach Vergleichszahlen nannte Melanie Grötsch die Beispiele Altschwabing und Schwabing-Mitte. Dort habe die Parkplatz-Auslastung ursprünglich bei 120 Prozent gelegen, sprich: "Gehwege und Einfahrten waren zugeparkt, die Leute standen in der zweiten Reihe." Mit dem Wapperl sei die Belastung dann auf 85 Prozent gesunken. Die Parkscheibe sei keine Alternative dazu, weil dann auch die Anwohner nur begrenzte Zeit parken dürften. Das Wapperl dagegen verdränge vor allem die Pendler.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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