Bogenhausen:"Autobahn durch den Park"

Denninger Anger

Der Asphalt dampft, die Bürger kochen: Die neuen Wege im Denninger Anger sollen nun Thema eines runden Tisches werden.

(Foto: privat)

Kritik der Bürger am Asphaltieren der Kieswege im Denninger Anger geht weiter. Der Bezirksausschuss fordert Aufklärung

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Im Frühjahr hat das Baureferat eine Reihe von Kieswegen im Denninger Anger asphaltiert, und der Ärger darüber ist trotz der seither verstrichenen Zeit weder bei Spaziergängern und Anwohner noch beim Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen verraucht. Das Baureferat verteidigte sich im Juni, man habe lediglich für den Ausbau des Radwegenetzes Hauptrouten und Anschlüsse an übergeordnete Straßen und Wegesysteme asphaltiert und das auch noch in Absprache mit dem Stadtviertel-Gremium.

Solche Hauptrouten würden standardmäßig asphaltiert, damit sie verkehrssicher und für den Winterdienst tauglich seien. Verändert oder gar verbreitert worden seien die Wege dabei aber nicht. Es handle sich auch nur um fünf Stück, und der Eingriff habe den Denninger Anger "nicht wesentlich" verändert, so die Argumentation der Verwaltung.

Anwohner Roland Stolz sieht das jedoch völlig anders. Er spricht von regelrechten Autobahnen durch den Park, auf denen nur noch der Mitteltreifen fehle, von Naturzerstörung und einer "bodenlosen Frechheit". Auf Antrag der CSU forderte der BA von der Stadt im Juli Antworten und Ausgleichsmaßnahmen. Denn die Eingriffe seien einschneidend groß und im Übrigen "nicht nachvollziehbar", so die Kritik der Stadtviertel-Vertreter.

Eine Antwort aus der Abteilung Gartenbau im Baureferat liegt jetzt vor. Der Sachbearbeiter legt anhand einer Farbkarte dar, dass insgesamt 804 Meter Kiesweg asphaltiert worden seien. Das entspreche in einem Wegenetz von 3450 Metern Länge einem Anteil von 23 Prozent. Auf 46 Prozent der Wege sei der vorhandene Belag wiederhergestellt worden, 31 Prozent seien gar nicht saniert worden.

Für die Asphaltierung sei keine Genehmigung notwendig gewesen, heißt es weiter, denn im Denninger Anger gelten "keinerlei Schutzbestimmungen", noch nicht einmal die Baumschutzverordnung. Das Argument der Kritiker, dass Radfahrer auf Asphalt beschleunigen und Spaziergänger gefährden könnten, lässt der Sachbearbeiter nicht gelten. "Konflikte zwischen Nutzergruppen gibt es überall in Münchner Grünanlagen", schreibt er. "Eine Abhängigkeit von der Art des Wegebelags ist dabei allerdings nicht erkennbar."

Überdies habe sich der Naherholungscharakter des Parks eher verbessert als verschlechtert. Für Rollstuhlfahrer, Senioren mit Rollator, Mütter mit Kinderwagen, Radfahrer und kleine Kinder auf Rädern seien die Wege jetzt leichter passierbar. Außerdem teilt das Baureferat mit, dass nicht geplant sei, im westlichen Denninger Anger weitere Wege zu sanieren. Anders stelle sich die Situation im östlichen Teil der Parkanlage dar. Dort müsse man abwarten, bis die Sanierung der Versickerungsanlage für den Zamilasee abgeschlossen sei. Sie soll kommenden Winter in Angriff genommen werden.

Der Brief aus dem Baureferat sei "nicht gerade ein Meisterstück", urteilte Xaver Finkenzeller (CSU) in der BA-Sitzung. Er hält es für falsch, dass für den Denninger Anger keine Schutzbestimmungen gelten. Schließlich falle eine solche Anlage unter den Außenbereich-Paragrafen des Baugesetzbuchs, der umfassende Schonung verlange. Die Stellungnahme gehe auch nicht auf die Kritik der Bürger ein. Jetzt fordern die BA-Mitglieder einen Runden Tisch, auch mit den Anwohnern, um offene Fragen zu klären.

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