Bogenhausen:Auf Linie der Fahrgäste

Der Zamdorfer Busstreit dürfte beigelegt sein: Bei der Bürgerversammlung verspricht die MVG, eine neue Verbindung zwischen Zamilapark und Ostbahnhof einzurichten, dazu die Steinhausen-Tram künftig in die Innenstadt zu leiten. Das Angebot startet allerdings erst nächstes Jahr

Von Ulrike Steinbacher, Bogenhausen

Es wird alles besser, aber erst nächstes Jahr. So lässt sich der Kompromiss zusammenfassen, mit dem die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) den Zamdorfer Busstreit beenden will. Bei der Bogenhauser Bürgerversammlung am Donnerstagabend versprach Florian Bunse von der MVG-Angebotsplanung, dass vom Zamilapark aus eine neue Stadtbuslinie via Einstein- und Flurstraße den Ostbahnhof ansteuern wird. Außerdem fährt die Steinhausen-Tram künftig nicht mehr nach Grünwald, sondern als Linie 22 durch die Innenstadt, genauso wie es die Bogenhauser von Anfang an gefordert hatten.

Allerdings, und das ist der Haken an der Sache, dieses Jahr wird es nichts mehr mit den Verbesserungen. Statt zum Fahrplanwechsel im Dezember kommen die Neuerungen erst irgendwann 2018. Denn für die Tram-Umstellung fehlen vorerst zwei Straßenbahnzüge. Dazu kommt, dass dem neuen Bus 149 noch der Stadtrat zustimmen muss, weil die Stadt ihn auch bezahlt. Die MVG übernimmt die Kosten nicht; für sie wäre eine Linie, die parallel zur Straßenbahn unterwegs ist, ein Verlustgeschäft.

Bogenhausen: Kompromiss im Strecken-Konflikt: Mit der Tram 25 fiel für Bewohner von Schwarzwaldsiedlung und Zamilapark die direkte Verbindung zum Max-Weber-Platz (im Bild) weg. Die soll nun mit dem Bus 149 wieder möglich werden; die Straßenbahn biegt zudem nicht mehr nach Grünwald ab, sondern fährt in die Innenstadt.

Kompromiss im Strecken-Konflikt: Mit der Tram 25 fiel für Bewohner von Schwarzwaldsiedlung und Zamilapark die direkte Verbindung zum Max-Weber-Platz (im Bild) weg. Die soll nun mit dem Bus 149 wieder möglich werden; die Straßenbahn biegt zudem nicht mehr nach Grünwald ab, sondern fährt in die Innenstadt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Genau dies hatte den Zamdorfer Busstreit überhaupt ausgelöst. Als die Steinhausen-Tram vor knapp einem Jahr in Betrieb ging, knüpfte die MVG das Busnetz neu und richtete es auf die Endhaltestelle der Straßenbahn am S-Bahnhof Berg am Laim aus. Die direkte Verbindung zum Max-Weber-Platz fiel weg, Bewohner von Schwarzwaldsiedlung und Zamilapark waren gezwungen, zunächst im Bus stadtauswärts zu fahren, ehe sie mit der Tram wieder Richtung Zentrum rollen konnten - für viele verdoppelte oder verdreifachte sich der Zeitaufwand.

Mit der Lösung der MVG sind die Zamdorfer und Denninger offenbar einverstanden, obwohl auch der Bus 149 den Max-Weber-Platz nicht direkt ansteuert und zum nächsten U-Bahn-Eingang dort immer noch 200 Meter zurückzulegen sind. Doch Alternativvorschläge fanden bei der Bürgerversammlung keine Zustimmung.

Dass die Bogenhauser aber kein grundsätzliches Problem mit der Steinhausen-Tram haben, zeigten die große Mehrheit und der laute Beifall für den Antrag von Kevin Golde. Der Geografiestudent aus dem Zamilapark forderte, die Linie von ihrer heutigen Endstation aus über Hultschiner und Eggenfeldener Straße entweder zum Daglfinger Bahnhof oder zum Gewerbegebiet Hüllgraben zu verlängern. Und das möglichst rasch, sagte Golde, nicht erst wenn der geplante Stadtteil für 30 000 Bewohner nördlich von Daglfing errichtet werde. "Wir brauchen sie nicht in ein paar Jahrzehnten, sondern jetzt."

Schnellere Abstimmung gefordert

400 Bogenhauser waren am Donnerstag zur Bürgerversammlung ins Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gekommen. Die Bezirksausschussvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) berichtete ihnen von den vielen Bauprojekten im Stadtbezirk, und Polizeidirektorin Andreas Ortmayr gab Auskunft über die gute Sicherheitslage. Stadträtin Evelyne Menges (CSU), die die Versammlung leitete, verzichtete auf eine eigene Rede, um den Bürgern mehr Zeit für ihre Anliegen zu lassen. Vor der Abstimmung drei Stunden später waren dennoch knapp drei Viertel der Bogenhauser schon gegangen. Die übrigen votierten für eine Forderung von Lukas Bartle, bei künftigen Versammlungen über jeden Antrag abzustimmen, sobald er gestellt ist, und nicht über alle gesammelt am Schluss.

Eine Mehrheit gab es auch für Herbert Paintner, der eine Toilette für den Münchner Krautgarten an der Apenrader Straße nördlich der Gartenstadt Johanneskirchen forderte. Auf städtischen Parzellen können Münchner dort Gemüse ziehen.

Zustimmung bekam Peggy Schön, die beantragte, die Stadtbibliothek am Rosenkavalierplatz auch samstags zu öffnen, analog zu fünf Stadtbüchereien, die gerade am Pilotversuch Samstagsöffnung teilnehmen. Die Bürgerversammlung übernahm außerdem Schöns Forderung nach einer Informationskampagne über die befristete Vermietung von Wohnungen speziell an Medizintouristen, die zwar verboten, aber gerade im Arabellapark nahe dem Bogenhauser Krankenhaus weit verbreitet ist.

Angesichts der Parkplatznot in diesem Viertel fand auch Wolfgang Vierling Unterstützung. Er will, dass der Parkplatz des Umweltministeriums außerhalb der Dienstzeiten wieder öffentlich genutzt werden kann. "Der Parkplatz wurde mit Steuermitteln errichtet", sagte er. ust

Die Tramverlängerung könne die alten Busrouten ersetzen, "ein Großteil der benachteiligten Fahrgäste" erhielte ihre Verbindung zurück. Potenzielle neue Nutzer aus dem Wohn- und Gewerbequartier samt 60-Meter-Hochhaus, das die Dibag an der Eggenfeldener Straße plant, hat Golde ebenfalls im Blick: Schon die Bewohner des Hochhauses dürften reichen, um die Kapazität der Tram auszuschöpfen, sagte er. Dass die Stadtverwaltung das ähnlich sieht, zeigen Pläne für ein separates Tram-Gleis am Dibag-Quartier, die im Sommer vorgestellt wurden. Und auch für die Erschließung des neuen Stadtteils nördlich von Daglfing ist die Tram im Gespräch. Möglichst rasch aber, wie Golde das will, wird es wohl nicht gehen. Das zeigen andere Forderungen, welche Anwohner in der Bürgerversammlung zum Teil schon seit Jahren erheben.

Ein Lied davon singen kann Helmut Schink. Er gehört zur Bürgerinitiative (BI) für einen Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen, die ihr Anliegen seit Jahrzehnten verfolgt. Die Bürgerversammlung votierte wie schon häufig für die BI-Anträge, den viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke voranzutreiben, der die Voraussetzung für einen Tunnel ist. Sie unterstützte Roland Krack, der wieder forderte, die beiden Güterzug-Gleise im Tunnel auch für S-Bahnen befahrbar zu machen und so einen S-Bahn-Nordring zu schaffen. Und wie jedes Jahr bekam der Antrag eine Mehrheit, die Bahnhöfe an der Flughafen-Strecke barrierefrei auszubauen. Diesmal stellten ihn Svetlana Vosberg und Maryassi von Zsuzsa für den Bahnhof Daglfing.

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