Bogenhausen:Abgehängt und zornig

Die Zamdorfer Bürger fordern lautstark die Rückkehr jener Buslinien, die der Steinhausen-Tram zum Opfer gefallen sind

Von Renate Winkler-Schlang, Bogenhausen

Dicht gedrängt saßen und standen Bürger aus Zamdorf und der Schwarzwaldsiedlung bei der Verkehrsausschuss-Sitzung des Bogenhauser Bezirksausschusses in der Gaststätte Pyrsos und ihrem Nebenzimmer. Zuhauf waren sie gekommen, um den eingeladenen Vertretern der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre Meinung über die Veränderungen im Busnetz seit der Inbetriebnahme der Steinhausen-Tram 25 zu sagen - und die war vernichtend. Die Bürger betonten, dass sie für die vielen sprechen, die an dem Abend nicht da sein können. Es wurde erklärt und geschimpft, gefleht und sogar mit einer Blockade der Eggenfeldener Straße gedroht. Laut musste man ohnehin sein, denn es gab kein Mikro, Versammlungsleiter Martin Tscheu (SPD) rief die Teilnehmer immer wieder zur Raison.

Doch Brigitte Gemmer, Leiterin der Angebotsplanung bei der MVG, und ihre Kollegen Florian Bunse und Bernd Fichtl konnten nicht versprechen, dass die Fahrgäste ihre komfortable Busverbindung von früher wiederbekommen. Die MVG müsse wirtschaftlich sein, Parallelbetrieb sei nicht möglich, manches schleife sich auch nach und nach ein. Gewiss aber seien die früheren Verbindungen ungewöhnlich luxuriös gewesen, mehrere Buslinien seien quasi zufällig nördlich der Autobahn gefahren, hätten gemeinsam einen dichten Takt ergeben.

Bürger, Bezirksausschuss und auch Einrichtungen wie die Mittelschule an der Stuntzstraße, deren Sprengel sich bis nach Daglfing erstreckt, hatten sich bereits mit vielfältigen Beschwerden an die MVG gewandt. Sie beklagten, dass sie entweder keine oder nur standardisierte Antworten bekommen hätten. Anschaulich schilderten zahlreiche Betroffene ihr neues Lebensgefühl als "Abgehängte". Das erzwungene Umsteigen in die Tram sei verbunden mit langen Wartezeiten. Dass die Buslinien 190 und 191 nun statt den Max-Weber-Platz den Ostbahnhof ansteuern, gefällt den MVG-Kunden zudem gar nicht, denn die Endhaltestelle befindet sich hinterm Ostbahnhof an der Friedenstraße. Das mache Umsteigen in die U-Bahn langwieriger und für Behinderte fast unmöglich; die Unterführung dort sei nachts ein Ort der Angst. Die Experten jedoch erklärten, dass der Busbahnhof auf der Westseite des Ostbahnhofs an der Kapazitätsgrenze sei und sogar für den Bau der zweiten Stammstrecke nochmals verkleinert werden muss.

"Gebt uns wenigstens einen Bus zum Max-Weber-Platz", rief ein Mann und erntete den Applaus der Bürgerschaft. Derzeit würden Senioren von ihren Kindern im Auto gefahren, Männer holen ihre Frauen ab, Eltern ihre Töchter, Furchtsame nehmen nachts lieber ein Taxi oder bleiben daheim. Mancher schilderte, dass sein Weg zur Arbeit oder Schule sich zeitlich fast verdoppelt habe. Die frühere BA-Vorsitzende Christiane Hacker (SPD) erinnerte daran, dass dem BA bei der Vorstellung des Tram-Projektes stets versprochen worden war, dass sich in diesem Zusammenhang das Angebot nicht ändert.

"Dann mottet die Tram wieder ein", rief ein Mann, sie sei ohnehin nur für den Süddeutschen Verlag gebaut. Dies verneinte Gemmer: Die Tram soll später das Siedlungsgebiet Nordost mit erschließen. "Dann kann sie nicht jetzt schon rentabel sein", konterte eine Frau. Jedes Jahr müsse die MVG schwarze Zahlen schreiben, sagte Gemmer. Sie und ihre Kollegen stellten den Bürgern eine etwas kürzere Umsteigezeit am Bahnhof Berg am Laim in Aussicht, ferner eine Ampel zur Sicherung des Wegs zwischen Tram und Bus - und vielleicht einen Tausch von Tramlinien-Ästen, sodass die 25er nicht mehr nach Grünwald abbiegen, sondern Fahrgäste direkt in die Innenstadt bringen könnte. Mehr aber auch nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: