Bodensee:Fischer gefährden Wasserqualität

"Zu sauber für die Fische" vom 2. Mai:

Dieser Artikel stellt nur den fischereilichen Gesichtspunkt einseitig heraus, wird jedoch dem Sachverhalt "Reinhaltung des Bodensees" in seiner Gesamtheit nicht gerecht. Fakt ist, dass das Fischereirecht der Berufsfischer ein Altrecht aus Zeiten ist, in denen der See weitestgehend naturbelassen war. Der natürliche Phosphorgehalt betrug damals etwa 5 Milligramm pro Kubikmeter, dies ging mit geringem Algenwachstum sowie niedrigem Fischertrag einher. Das galt bis Ende der Vierzigerjahre des vorigen Jahrhunderts. Einleitungen unzureichend gereinigter oder völlig ungereinigter Abwässer sowie hoher Düngeraustrag aus der Landwirtschaft hatten in den Siebziger- und Achtzigerjahren Phosphorwerte bis über 80 Milligramm zur Folge. Dies führte zu extrem starkem Algenwachstum und hohen fischereilichen Erträgen. Der Bodensee in seinem Gesamtgefüge drohte umzukippen.

Um dies abzuwenden, wurde von den Anrainerländern Schweiz, Baden- Württemberg und Bayern die "Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee" gegründet. Sie wurde beauftragt, ein Sanierungskonzept für den See zu entwickeln. So entstanden im Laufe der Jahre rund 220 technisch hoch ausgerüstete Kläranlagen für drei Millionen angeschlossene Einwohnerwerte, Kostenaufwand: über vier Milliarden Euro! Auch die Landwirte konnten für gewässerfreundliches Wirtschaften gewonnen werden. So wurde erreicht, dass sich der Phosphorgehalt im See bis heute wieder auf etwa sechs Milligramm zurück entwickelt und damit auf seinen natürlichen Wert zubewegt hat.

Daran passen sich nun das Algenwachstum und das Fischleben an. Mit größtem Einsatz konnte die Nutzung des Bodensees für die Trinkwasserversorgung von vielen Millionen Menschen gesichert sowie seine Attraktivität für die Erholung der Bevölkerung und den Fremdenverkehr erhalten werden. Den See nun nach dem Vorschlag der Fischer mit Phosphor zu versorgen, wäre zunächst einmal ein Schlag ins Gesicht derer, die in der Vergangenheit keine Mühen und Kosten gescheut haben, den See wieder in einen guten Zustand zurückzuversetzen. Darüber hinaus ist angesichts der Klimaänderung eine Rückkehr zu höheren Phosphorkonzentrationen im Hinblick auf die Seewasserqualität besonders kritisch zu bewerten. Hat doch die mittlere Wassertemperatur des Seewassers in den letzten Jahren bereits um über 1 Grad Celsius zugenommen.

Vor diesen Hintergründen muss den Berufsfischern entgegen gehalten werden, dass ihr Fischereirecht sich an den Ursprüngen zu orientieren hat und es kein Recht auf bestimmte Fangmengen verleiht. Es ist daran zu erinnern, dass die fischereilich "Goldenen Jahre" in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine Folge unrechtmäßiger Phosphoreinträge aus Abwasser und Landwirtschaft waren. Klaus Bucksteeg, Gauting

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