BMW Open:Auf Heimat-Tour

Beim Münchner Tennisturnier starten so viele Deutsche wie nie.

René Hofmann

Tommy Haas weiß nicht genau, was er hatte, aber er weiß: Jetzt ist er wieder fit. "Eine Sehne oder ein Knochen" war "ein bisschen entzündet", weshalb er aufgab neulich im Halbfinale von Houston. Das bisschen Entzündung ist inzwischen gewichen, Haas ist zuversichtlich. Ivo Karlovic kann kommen, am heutigen Dienstag in der ersten Runde bei den BMW Open, die ganze europäische Sandplatzsaison kann kommen.

Mit dem Turnier in München beginnt traditionell die Tournee durch die Heimat. Kommende Woche steht das Turnier in Rom an, danach das in Hamburg. Es folgt der World Team Cup in Düsseldorf. Die deutschen Profis ziehen zwar schon im Januar los, aber jetzt kommen sie ihren Fans zum ersten Mal nahe. Das erhöht die Spannung, den Reiz, die Empfindlichkeiten. Auf beiden Seiten.

Wie wichtig einheimische Größen fürs Geschäft sind, ist in München gut zu erkennen. Turnierdirektor Rudi Berger ist stolz, dem Publikum Tommy Haas, Rainer Schüttler und Florian Mayer bieten zu können, er hat alle Wildcards an Deutsche vergeben (Alexander Waske aus Frankfurt, Andreas Beck aus Ravensburg, Simon Greul aus Stuttgart). Von den 32 Startern der Qualifikation hatten die Hälfte einen Pass mit Bundesadler; drei Deutsche setzten sich durch, womit zwölf in der ersten Hauptfeldrunde antraten. So viel Schwarz-rot-gold war nie.

Der Deutsche will den Deutschen sehen, was auch die deutschen Tennisspieler inzwischen begriffen haben. Vorbei die Zeiten, als es Tommy Haas für ein paar Dollar nach Mallorca zog statt nach München. Seit Jahren tritt er brav dort an, wo er aufwuchs, und wie viel das Heimspiel Rainer Schüttler bedeutet, lässt sich an dem Gebrummel ablesen, mit dem er auf die Nominierung für den World Team Cup reagierte. Teamchef Patrik Kühnen hat statt des 30-Jährigen, der 2006 erst bei einem Turnier über die zweite Runde hinauskam, den 22-jährigen Philipp Kohlschreiber nominiert. Schüttler zeigte sich "enttäuscht" und mag sich nun noch nicht festlegen, ob er im September für die Davis-Cup-Relegation gegen Thailand zur Verfügung steht. "Dazu muss er erst einmal nominiert werden", sagt sein Trainer Dirk Hordorff.

Chance für Daviscup-Mannschaft

Auf welchem Untergrund die Partie steigt, soll Anfang der Woche entschieden werden. Kühnen tendiert zu einem Sand- oder einem Hartplatz. Auf dem einen sind die Thailänder außergewöhnlich schlecht, auf dem anderen die Seinen ganz gut. Mit ihnen will Kühnen in München Konzil halten, zudem bot sich ihm hier die Möglichkeit, Paradorn Srichaphan zu beobachten, Thailands Nummer eins. Am Montag verlor er gleich in der ersten Runde 4:6, 4:6 gegen Juan Monaco aus Argentinien. Srichaphans Mitspieler im September werden wohl Danai Udomchoke und die Zwillinge Sanchai und Sonchat Ratiwatana sein - alle eher mäßig begabt. "Ein sehr gutes Los", sagt Kühnen. "Die Chancen stehen neunzig zu zehn für uns", sagt Florian Mayer.

Das Heim-Turnier ist für die Mannschaft auch eine Chance, wieder zueinander zu finden nach der Niederlage in der ersten Davis-Cup-Runde gegen die Franzosen. Wie viel es über das Debakel in Halle noch zu sagen gibt, lässt sich daran erkennen, dass kaum einer darüber reden mag. "Dazu kann und will ich nichts sagen", sagt Tommy Haas über die verhagelte Atmosphäre im Team. Das wollte sich bereits beim Turnier in Miami treffen, um die Scherben aufzukehren, doch der Termin platzte: Nicolas Kiefer waren seine individuellen Auftritte wichtiger.

Zurück in Deutschland reiste Patrik Kühnen deshalb für eine Aussprache eigens nach Hannover. Die, sagt Kühnen, glückte. Trotz der Behauptung, er habe sich zuletzt zu wenig unterstützt gefühlt, will Kiefer, der in dieser Woche pausiert, weiter mit Haas, Waske, Schüttler und Mayer spielen, wogegen nach Kühnens Meinung auch wenig spricht. Mit Blick auf September seien "für all noch alle Türen offen". Die Thailand-Auswahl muss er erst zehn Tage vor dem Match nominieren. Bis dahin will Kühnen flexibel bleiben.

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