Bluttat in Solln:Zwölf Minuten vom Anruf bis zum Einsatzort

Die Polizei hat den genauen Zeitablauf der Tat von Solln bekannt gegeben. Sie hält die Spanne vom Notruf bis zum Eintreffen am Einsatzort für "völlig in Ordnung".

S. Wimmer

Eineinhalb Wochen nach den tödlichen Schlägen auf den 50-jährigen Dominik Brunner am Sollner S-Bahnhof hat die Polizei jetzt ein genaues Zeit-Protokoll des Einsatzes vorgelegt. Demnach vergingen zwölf Minuten vom Anruf Brunners bei der Polizei bis zum Eintreffen der ersten Streife am S-Bahnhof Solln. Angesichts der Wegstrecke, die der Streifenwagen habe zurücklegen müssen, sei diese Zeitspanne völlig in Ordnung, heißt es seitens der Polizei.

Bluttat in Solln: Ein S-Bahnfahrgast trauert am Bahnhof Solln.

Ein S-Bahnfahrgast trauert am Bahnhof Solln.

(Foto: Foto: ddp)

Vergangenes Wochenende hatte eines der Mädchen, das Brunner mit seinem Einschreiten vor den Schlägern beschützt hatte, in einem Interview geäußert, der Rettungsdienst sei schneller am S-Bahnsteig gewesen als die Polizei. Dies erschien erstaunlich, weil die Polizei früher als die Ambulanz verständigt worden war. Um alles "prüfen und sattelfest machen zu können", habe es einige Zeit gebraucht, das Protokoll zu erstellen, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger. Nun liege es vor.

An jenem Samstag, 12. September, hatten am S-Bahnsteig Donnersbergerbrücke drei Jugendliche vier Kinder bedroht. Im Zug wurde Brunner dann Zeuge, wie zwei der drei Burschen die Kinder erneut bedrängten.

Um 16.05 Uhr greift Dominik Brunner in der S-Bahn zum Handy und wählt die Notrufnummer 110. In einem Gespräch mit den Beamten der Einsatzzentrale erzählt er von dem Gehörten, sachlich und ruhig. "Eine Bedrohungssituation war nicht erkennbar", sagt der Polizeisprecher. Das Gespräch dauert zwei Minuten, dann baut der diensthabende Beamte den Einsatz auf und informiert die Polizeiinspektion Forstenried. Einsatzgrund: "verdächtige Personen". Eine Streifenbesatzung geht nach draußen, startet von der Drygalski-Allee aus, ohne Blaulicht und Martinshorn. Dieses werde laut Polizei nur eingeschaltet, wenn es darum gehe, "Leib und Leben zu schützen oder hochwertige Sachgüter": bei Unfällen mit Verletzten, bei Raub- oder Sexualdelikten, körperlichen Auseinandersetzungen und ähnlichem.

Um 16.10 Uhr fährt der Streifenwagen los. Um 16.11 Uhr geht der erste Anruf eines Zeugen ein, der von einer Schlägerei am S-Bahnhof Solln berichtet, um 16.12 Uhr ruft ein zweiter Zeuge an. Ebenfalls um 16.12 Uhr wird die Besatzung des Einsatzwagens über die veränderte Lage informiert und schaltet auf Sondersignale um. Um 16.13 Uhr melden sich zwei weitere Fahrgäste bei der Polizei, zeitgleich alarmieren die Beamten die Rettungsleitstelle, die Notarztwagen und Sanka der Aicher Ambulanz losschickt. Die Retter starten um 16.13 Uhr von der Wache an der Tölzer Straße - und kommen laut Wenger "ziemlich zeitgleich" mit der ersten Polizeistreife um 16.17 Uhr am S-Bahnhof in Solln an.

Um 16.09 Uhr hatte die S-Bahn angehalten, Dominik Brunner war ausgestiegen und hatte sich schützend vor die Kinder gestellt. Dann prügelten die Täter los. Acht Minuten später waren die Retter vor Ort. Für Brunner aber war es zu spät.

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