Blick aus New York:Den Pinguin Jiji flitzen lassen

Eigens entwickelte Software hilft, Mathe-Defizite zu beheben

Von Kathrin Werner

Der Computer-Pinguin Jiji bringt kleinen New Yorkern Mathe bei. Hier in Harlem übt ein Teil der Erstklässler zählen vor dem Computer in ihrer Grundschule. Wer bunten Tieren per Mausklick die richtige Zahl Schuhe für ihre zwei, vier oder sechs Beine zuteilt, lässt Jiji über den Bildschirm flitzen. Die Kinder quietschen vor Freude, wenn sie eine Aufgabe richtig gelöst haben.

Das amerikanische Schulsystem steht vor riesigen Herausforderungen. Gerade einmal zwei Fünftel aller Schüler haben ihrem Alter entsprechende Kenntnisse in Mathe und Lesen. Die Probleme betreffen gerade auch die Millionenmetropole New York, die Schulbehörde hat digitales Lernen als eine der wichtigsten Ideen für modernen Unterricht identifiziert, der alle Kinder erreichen soll. Es gibt dafür Subventionen, damit die Schulen sich Computer und Software leisten können.

Die meisten Kinder in der Grundschule in Harlem im Norden Manhattans kommen aus armen Familien. 95 Prozent sind Afroamerikaner oder haben Wurzeln in Lateinamerika. Gut ein Sechstel der Kinder ist lernbehindert. "Gerade bei unseren Schülern ist es wichtig, dass jeder in dem Tempo lernt, das für ihn richtig ist", sagt Brandi Vardiman, die Schulleiterin. Digitale Programme wie das mit Pinguin Jiji sollen helfen, dass alle Kinder individuell gefördert werden. Der Computer errechnet für jeden Schüler genau die Aufgaben, die ihn weiterbringen.

Die gemeinnützige Organisation MIND Research Institute aus Kalifornien hat die Software hinter Jiji 1998 entwickelt und überarbeitet sie täglich. Nur 30 Prozent der Schüler würden jemals richtig Algebra lernen, sagt Matthew Petersen, der Gründer. "Ich will den Matheunterricht reparieren." Seine Idee: moderne Technik kann besser auf jeden Schüler individuell eingehen als der Lehrer. Die Schüler loggen sich mit einem Passwort ein, das Programm weiß dann, was sie in der letzten Schulstunde geübt haben, wo sie Schwierigkeiten hatten und was sie wiederholen sollten. Die eine Hälfte des Rechenunterrichts in Harlem ist mit Jiji, die andere Hälfte ist eine klassische Schulstunde mit Tafel, Stift und Papier. Wenn die Kinder die gleichen Fähigkeiten auf zwei verschiedene Wege lernen, können sie sie sich besser merken.

WestEd, eine unabhängige Organisation für Forschung zu Bildungsthemen, hat in einer groß angelegten Studie herausgefunden, dass Schüler in Klassen mit dem Jiji-Programm deutlich besser bei standardisierten Tests abschneiden. Inzwischen lernen mehr als eine Million Kinder an 3281 Schulen in den USA mit der Software.

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