Bio-Supermarkt:Betriebsrat kritisiert Basic

Tausende Überstunden, Hausverbot, kein Gehalt: Der Betriebsrat wirft den Basic-Chefs vor, Mitglieder ihres Gremiums und Mitarbeiter einzuschüchtern.

Bernd Kastner

Die Bio-Supermarktkette Basic kommt nicht zur Ruhe. Nach der Aufregung um den gescheiterten Einstieg des Schwarz-Konzerns (Lidl) im Jahr 2007, der knapp verhinderten Insolvenz und der anschließenden Sanierung mit zahlreichen Entlassungen beklagt sich nun der Betriebsrat über die Geschäftsleitung. "Problematisch" sei die Zusammenarbeit mit dem Vorstand, dessen Verhalten entspreche nicht den sozialen Unternehmensgrundsätzen.

Bio-Supermarkt: Ein Basic-Markt in München: Die Liste der Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung umfasst elf Punkte.

Ein Basic-Markt in München: Die Liste der Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung umfasst elf Punkte.

(Foto: Foto: ap)

Der Betriebsrat wirft den Basic-Chefs vor, Mitglieder ihres Gremiums und Mitarbeiter einzuschüchtern: "Aus unserer Sicht ist die Sanierung nicht so reibungslos abgelaufen, wie bisher dargestellt", heißt es in einer Erklärung des Betriebsrats Süd, zuständig für die sechs Münchner Filialen und die Zentrale der bundesweit zweitgrößten Ökomarkt-Kette. Basic-Chef Joachim Kreuzburg hatte kürzlich das Ende der Sanierung und das Engagement eines neuen Vorstands angekündigt.

Die Liste der Vorwürfe gegen die Geschäftsleitung umfasst elf Punkte. So hätten die Münchner Basic-Beschäftigen Tausende Überstunden angesammelt, den Betriebsrat aber habe der Vorstand bei der Genehmigung der Mehrarbeit übergangen. Dasselbe gelte bei Neueinstellungen, beim Gesundheitsschutz oder bei Arbeitsanweisungen: Die Mitbestimmungsrechte des Mitarbeitergremiums würden permanent ignoriert.

Betriebsrat "sehr zahm"

Weil Basic nicht tarifgebunden sei und weil sich Beschäftigte beschwert hätten, habe der Betriebsrat die gerechte Entlohnung aller Mitarbeiter prüfen wollen. Doch die Einsicht in die Gehaltslisten habe der Vorstand verwehrt. Zwei der neun Münchner Betriebsräte sähen sich auch persönlichem Druck ausgesetzt: Einer sei zum Herbst gekündigt, kürzlich habe dieser Mitarbeiter, ohne Angabe von Gründen, zudem Hausverbot erhalten. Dieser und ein weiterer Betriebsrat hätten im Mai auch kein Gehalt überwiesen bekommen, ebenso ohne Begründung.

"Mobbing" nennt Orhan Akman von der Gewerkschaft Verdi das Agieren der Basic-Chefs. Der Betriebsrat habe lange stillgehalten, um der Firma nicht zu schaden. Dies habe der Vorstand offenbar als "Freischein" verstanden, den Betriebsrat zu missachten. Dabei habe sich dieser bislang "sehr zahm" verhalten. Akman: "Basic hat die Kultur der Mitbestimmung noch nicht verinnerlicht."

Basic-Aufsichtsrat Erich Adams weist die Vorwürfe weitgehend zurück. Er selbst etwa habe als Chef des Gesamtbetriebsrats bis 2008 Einsicht in die Gehaltslisten gehabt. Die enorme Mehrarbeit räumt er ein, "das müssen wir ändern". Die Überstunden stammten zum Teil aber noch aus der Zeit des alten Vorstands. Er selbst habe vor zwei Jahren den Betriebsrat mitgegründet, um ein "vertrauensvolles Miteinander" zu erreichen. Die öffentlich geäußerte Kritik mache ihn nun "sehr traurig": "Das Unternehmen ist jederzeit gesprächsbereit", betont Adams.

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