Bildungsreferat:Zahlungsaufforderung statt Glückwunsch

Ausgezeichnete Mittelschule muss Preisgeld erst an den städtischen Haushalt abführen, kann es dann aber selbst verwalten

Von Melanie Staudinger

Zwei dürre Zeilen hat Sabine Keramati vom Bildungsreferat bekommen und die auch nur mit Verspätung. Die zögerlichen Glückwünsche haben die Leiterin der Mittelschule München-Moosach ziemlich erzürnt. Schließlich ging es nicht um irgendeine Angelegenheit, sondern darum, dass ihre Schule den wichtigen Innovationspreis für innere Schulentwicklung und Schulqualität (Isi) gewonnen hatte. Viel mehr aber ärgerte sich Keramati darüber, dass sie vor jeder Gratulation erst einmal eine Zahlungsaufforderung bekam. Ein Mitarbeiter des Bildungsreferats schrieb per E-Mail an die Schule, "dass das Preisgeld als städtische Einnahme an den Haushalt der Landeshauptstadt München abgeführt werden muss".

Darf die Schule etwa nicht entscheiden, wie sie das Geld - es geht immerhin um 10 000 Euro - ausgeben will? Oder will sich die Verwaltung das Geld, das sich die staatliche Mittelschule so hart erarbeitet hat, etwa aneignen? Die E-Mail jedenfalls löste Verwirrung aus in Moosach. "Diesen Stil finde ich bodenlos", sagte Keramati und zeigte sich ratlos.

Mit dieser Reaktion stand sie nicht alleine da. Auch Hans Podiuk, Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat, wunderte sich über diese Angelegenheit und verlangte Aufklärung, ob Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) denn diesen "fragwürdigen Stil" der Stadtverwaltung unterstütze. Zwar spielte sich die Sache bereits im Frühsommer ab, das Bildungsreferat ließ sich allerdings bis mitten in den Sommerferien Zeit mit einer Antwort - und die fällt recht knapp aus.

Bildungsreferat: Im Rahmen von Projektarbeit lernen die Schüler, wie ein Fußball entsteht.

Im Rahmen von Projektarbeit lernen die Schüler, wie ein Fußball entsteht.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Schulen dürften generell das Preisgeld selbst verwalten, erklärt Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD). Der Betrag würde in den städtischen Haushalt überführt und den Schulen auf ihr Konto eingestellt - ein eigenes Konto dürfen die Bildungseinrichtungen in Bayern grundsätzlich nicht besitzen, der sogenannte Sachaufwandsträger verwaltet es. Jede eingezahlte Summe erhält eine separate Innenauftragsnummer, aus welcher die Schulen die Bestellungen bezahlen, die sie vom Preisgeld finanzieren wollen. Zurek stellt klar: "Das Geld darf sowohl für Sachmittel wie auch für Personalkosten verwendet werden, ohne dass dies einer Zustimmung des Referats für Bildung und Sport bedarf." Genau daran aber stören sich manche Schulen.

Denn wirklich frei sind sie nicht. Zu allererst nämlich sollen sie für Bestellungen die städtischen Rahmenverträge nutzen. Nur wenn der gewünschte Artikel dort nicht verfügbar ist, können sie sich anderweitig umschauen. Keramati befürchtet, dass es kompliziert wird, wieder an das Geld zu kommen - so wie viele Bestellungen über den städtischen Warenkorb schwierig seien. "Die Stadt hat ohnehin kein Interesse, was bei uns an der Schule passiert", sagte die Rektorin.

Bildungsreferat: Rektorin Sabine Keramati will damit die Teambildung stärken.

Rektorin Sabine Keramati will damit die Teambildung stärken.

(Foto: Rumpf)

Das will das Bildungsreferat so nicht stehen lassen. Man habe nicht gewusst, dass die Schule eine Auszeichnung erhalten habe, erklärt Zurek. Die Mittelschule habe die zuständige pädagogische Abteilung im Referat nicht informiert. Die Finanzabteilung hingegen wusste Bescheid, und zwar durch eine Veröffentlichung des Kultusministeriums, "und kam ihrer Aufgabe nach, die Schule zum weiteren Vorgehen zu informieren". Dieses Schreiben sei bedauerlicherweise missverstanden worden, selbstverständlich könne die Einrichtung das Preisgeld selbst verwalten.

Die Schule hat auch schon Pläne, was mit dem Betrag geschehen soll. Unter anderem will sie einen Brotbackofen besorgen. "Mit solchen Projekten stärken wir die Teambildung in den Klassen", sagte Keramati. Das Brot diene dabei als verbindendes Element zwischen den verschiedenen Nationen, aus 52 Ländern stammen die Schüler.

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