Bildergalerie:Schöner schmücken

22 Bilder

Schöner schmücken; Foto: oh

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Schöner schmücken (1): Adventskalender

Friede im Winterwald:

Wenn am 1. Dezember die Kinder gegen 4.50 Uhr, weil erwartungsfroh, erwachen und ihre Adventskalender finden, hat dies auf den Hausfrieden nicht immer die erhofften Auswirkungen. Dies liegt am beklagenswerten Niedergang des guten alten, auf das Jahr 1904 und den Münchner Gerhard Lang zurückgehenden Papierkalenders. Nä, ich will Schokikalender! So krähen schon die Jüngsten. Schöner schmücken rät dringend davon ab, dem kindlichen Begehr nachzugeben, und sei es noch so nachdrücklich. Schokokalender produzieren nur geschwisterlichen Hader und hohe Zahnarztrechnungen, vom Traditionsverlust ganz zu schweigen. Ganz anders unser Modell "Tierlein im Winterwald", Papier, im Fachhandel für 2,25 Euro erhältlich. Es vereinbart Liebe zur Natur und Anmut der Darstellung mit der christlichen Versöhnungsbotschaft, denn wir sehen Räuber des Waldes - Dachs, Bär (!) - friedlich vereint mit harmlosen Geschöpfen, die arglos an Geschenken knabbern.

Gesamtbewertung: Pädagogisch wertvoll. Es ist halt leider keine Schokolade drin.

Foto: oh

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (2)

Weihnachtsmann mit Wackel-Kopf:

Er kostet zwischen 1,00 und 3,80 Euro und ist zunächst einmal nur ein weiterer Beleg für die Weihnachtsmannisierung der Alten Welt. Und ein Affront gegen den guten alten Nikolaus, den einstigen Bischof von Myra an der lykischen Südküste, dessen Gebeine einst von Reliquienräubern ins italienische Bari verbracht wurden, wo der Heilige heute noch in der Krypta der ehrwürdigen romanischen Kathedrale St. Nicola verehrt wird. Soweit Alte-Welt-Kultur. Die Zipfelmütze dieses Nicht-Nikolauses beweist die Herkunft aus der Neuen Welt, der weiß- beziehungsweise silberrote Saum des Gewandes verortet ihn dort nach Atlanta (Georgia), den Sitz jenes Getränkeherstellers, der dem einst mit dem Rentierschlitten durch die amerikanische Geschichte düsenden St. Claus eine süßlich-pappige Corporate Identity übergestülpt hat und ihn seither allvorweihnachtlich weltweit durch die Werbesendungen jagt, auf dass noch mehr Menschen . . . aber wir schweifen ab. Dieser dümmlich grinsende Nicht-Nikolaus präsentiert den Christbaum wie ein Gewehr bei der Parade.

Gesamtbewertung: Er wackelt wie der Dackel von der Opel-Vectra-Rückbank. Und wie der Wackeldackel geht auch der Wackel-Claus bald kaputt. Dann kann man ihn wegwerfen. Wir haben sowieso keinen Opel Vectra.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (3):

Christmas-Flipper:

Das Leben lehrt, dass selbst in München, dieser traditionsbewusstesten der deutschen Großstädte, Sonntagnachmittage im Advent oft zum Gegenstand unterschiedlicher Gestaltungswünsche und, in der Folge, nicht unerheblicher häuslicher Konflikte zu geraten drohen. Schuld daran ist das, was überbezahlte Soziologen Generationenkonflikt nennen, also das Fehlverhalten der Jugend von heute. Statt ergriffen im Kerzenschein Stollen zu knabbern und den Erzählungen der Älteren von Weihnachten früher zu lauschen ("als wir noch nicht alles hatten wie Ihr"), steht ihnen der Sinn nach Flucht. Sie wollen fort: raus, zum Kickern und Flippern mit den Jungs, zur süßen Nanette vielleicht oder anderen Dingen, von denen die Eltern nichts wissen sollen und vorsichtshalber auch gar nicht wissen wollen. Wo bleibt denn hier der Adventsfrieden? Den schafft nun ohne Mühe der Christmas-Flipper, für nur 0,30 Euro erhältlich im gut sortierten Fachhandel. Das drei Finger hohe Gerät ist vollmechanisch und vor weihnachtlich-winterlichem Hintergrund bespielbar; Heranwachsende, die ihn im Adventskalender gefunden haben, werden, das verspricht die Redaktion Schöner schmücken, das Haus nicht mehr verlassen.

Gesamtwertung: Es gibt sie also noch, die guten Dinge. Der Christmas-Flipper mit dem handmontierten Plastikbolzen, in traditionellem Tannengrün gehalten und mit sternenhimmeligen Hintergrund versehen, stammt aus den legendären Feinmechanik-Manufakturen Shanghais und bietet dennoch ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Von seiner Funktion als Konzentrationstrainingsgerät ganz zu schweigen.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner Schmücken (4)

Die Walnusskrippe:

Zu den Klassikern unter den Familienstreitauslösern gehört seit jeher die Weihnachtskrippe. Zeigt sich doch hier in frappanter Deutlichkeit der sogenannte generation gap, wenn die Altvorderen auf die traditionelle Platzierung von Ochs, Esel, Maria und Josef bestehen, wogegen der Nachwuchs ein eher modernistisches Bühnenbild bevorzugt. Als solches gilt etwa, wenn Josef den Anschein macht, beleidigt die Hütte zu verlassen, hat er doch mit dem Bambs in der Krippe nichts zu tun - eine Darstellung, die familieninterne Geschmacksdiskussionen garantieren dürfte. Solche Verwerfungen sind auch keine Frage der Dimension. Wer für 1,90 Euro eine Miniplastikwalnusskrippe ersteht, die er das Jahr über im Setzkasten Staub fangen lässt, lebt gefährlich. Denn dieses Arrangement ist, so die Erkenntnis von Schöner Schmücken, so konfliktbeladen, dass gar ein Familien-Schisma droht: Zum einen steht die Walnuss für die Menschwerdung Jesu (Schale = Maria, Nuss = Jesulein), zum anderen gilt sie als schieres Fruchtbarkeitssymbol und deswegen vielen katholischen Priestern als Zeichen von Wolllust und Sünde.

Gesamtbewertung: künstlerisch ausgereift und als Pars pro Toto ideal für eine Promotion in Moraltheologie geeignet.

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Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (5):

Der wandernde Nikolaus:

Noch vor wenigen Jahren als Geheimtipp gehandelt, ist der wandernde Nikolaus heute bereits Kult. Nur wenige Umdrehungen der Aufziehschraube (im Bild links) bringen ihn dazu, verblüffend weite Strecken zu wanken, äh, zu wandern natürlich. Gut, religionslose Menschen haben seinen Gang mit dem eines Mannes verglichen, der nächtens als letzter Gast der betrieblichen Weihnachtsfeier vergebens den Heimweg sucht. In scharfem Kontrast zu diesem ist der wandernde Nikolaus freilich von beeindruckender Zielstrebigkeit: Geht er einmal los, hält ihn nichts mehr auf, ist ihm kein Weg zu weit. Feldversuche der Schöner-Schmücken-Redaktion im Ebersberger-Forst-Wirtshaus zur Sauschütt haben eben erst erwiesen, dass der Wander-Nikolaus ohne Zögern einen kompletten Stammtisch in Längsrichtung überquert und selbst nach dem leider folgenden Sturz über die Kante weitere Gehversuche zu seinem ewigen Ziel, der Geschenkübergabe, unternimmt. Freilich scheint sein philosophisch-weltabgewandter Blick zu fragen: Was mache ich hier eigentlich?

Gesamtwertung: Ihr Kinder fragt: Gibt es den Nikolaus wirklich? Schöner Schmücken sagt: Wir wissen es nicht. Aber wenn es ihn gibt: So muss er sein.

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Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner Schmücken (6)

Die Schneekugel:

In Zeiten, in denen kurz vor der Wintersonnenwende der Frühling ausbricht, haben diese kleinen, gläsernen Halbovale Hochsaison, ist es doch so, dass die Schneekugel wenigstens ansatzweise so etwas wie ein Wintergefühl verbreitet. Dazu kommt, dass die hier beschneiten Motive meist weihnachtlicher Art sind, weil die Kombination Schnee/Christkind sich in der "staaden Zeit" gut verkaufen lässt. Schon anno 1572 übrigens erfand der Alchimist Leonard Thurneysser die mit Wasser gefüllte Glaskugel, er ließ allerdings Vögel drin schwimmen. Das Patent auf die Schneekugel hat sich der Wiener Erfinder Erwin Perzy eintragen lassen, kurz bevor er 1900 einen Schneekugelladen eröffnete, den es heute noch gibt. Seither sammeln Menschen, von denen man eigentlich dachte, sie seien normal, diese Dinger. Professorengattinnen etwa, Fotografen und auch Walter Benjamin.

Gesamtwertung: Obiges Exemplar ist deswegen pädagogisch wertvoll, weil das Engelein offensichtlich dem ungehorsamen Rehlein den Hals umdreht. So kann es gehen, ihr Kinderlein, wenn ihr nicht kommet.

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Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (7)

Das Glitzer-Eichhörnchen:

Aus dem Alltag ist das Phänomen nicht ganz unbekannt, dass eine gewisse Niedlichkeit von Nutzen beim beruflichen Fortkommen sein kann. Ebenso hält es das Eichhörnchen. Von unbestreitbarer Putzigkeit, nutzt es dreist seinen dadurch errungenen Vorteil und folgt dem Menschen, der es mit Nüssen und Kernfutter versorgt, bis es kaum noch laufen kann. Auf den Wanderwegen der Wintersportgebiete haben die Eichhorn-Clans bereits die einträglichsten Claims abgesteckt, doch kommt es immer wieder zu erbitterten Revierkämpfen. Wenig erstaunlich also, dass die Nager, obschon keinesfalls biblischen Ursprungs, auf Weihnachtsdarstellungen, Adventskalendern und in Krippen mit dabei sind, als hätten sie seinerzeit schon in Bethlehems Stall neben Ochs und Esel der Geburt des Herrn beigewohnt. Der jüngste Schrei sind Glitzer-Hörnchen, 30 Zentimeter hoch, für nur je 17,50 Euro in Süßwarenläden des Glockenbachviertels erhältlich in den Modellen Eichhorn weiß und Eichhorn braun. Vorsicht aber: Der Glitter löst sich leicht, haftet aber mit überraschender Zähigkeit an Haut und Kleidung.

Gesamtwertung: Einfach unbeschreiblich.

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Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (8)

Die Weihnachtsstreichholzschachtel:

Langzeitarbeitslose, Hartz-IV-Empfänger, Ausländer jedweder Coleur und auch Hundehalter, alle haben es schwer in der Stadt, aber immer noch besser als die Raucher. Die Anti-Nikotin-Mafia knüppelt alles nieder, was nur den Anschein macht, sich einen Glimmstengel zwischen die Lippen zu klemmen. Dass es sich bei Vertretern der Antizigarettenlobby meist um humorlose, jeglichem Genuss abholde Frühaufsteher handelt, macht die Situation nicht erträglicher. Wer in der unglücklichen Lage ist, solche Menschen zu Weihnachten auch noch beschenken zu müssen, dem sei diese liebreizende Streichholzschachtel anempfohlen. Kostet mit 3,60 Euro weit weniger als eine Schachtel Kippen und ist geschmückt mit einem unschuldigen, himmlischen Engelein, das eben nach einer Weihnachtskerze greift. Warum wohl? Na klar, sagt Schöner schmücken: Weil es sich eine Zigarette anzünden will. Im Himmel ist das, anders als in manchen Konferenzräumen, nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. "Raucht's nur zua", sagt das Jesulein.

Gesamtbewertung: Sehr sinnvoll. Nichtraucher werden dann möglicherweise statt Lichterketten echte Kerzen auf den Baum stecken, auch wenn verbrennendes Wachs gesundheitsschädlich ist.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (9)

Der Erzgebirgs-Süßengel:

Eines nur vorab: Selbstredend gönnt die vom Standort München verwöhnte Schöner-Schmücken-Redaktion der sonst ja keineswegs blühenden Erzgebirgsregion den Erfolg, der mit dem dort produzierten Weihnachtsschmuck einhergeht. An dem Geschäft lässt sich ablesen, dass der Kapitalismus auch in den neuen Ländern nicht aussichtslos ist, wenn man nur seine einfachsten Regeln beherzigt: Schaffe ein Produkt, das niemand wirklich braucht. Verleihe ihm den Kultstatus des einzig Wahren und Schönen ("echte erzgebirgische Handarbeit") und setze die Preise ohne falsche Scham fest. Heraus kommt zum Beispiel der Mini-Kerzenständer, Modell flötendes Englein mit zwei Dutts im Haar, für 15,50 Euro im Fachhandel. Die Modellpalette ist so gewaltig wie die jeweils zu berappende Summe. Bankrotte Sammler sollen bereits Selbsthilfegruppen gegründet haben, die der bangen Frage nachspüren: Wie komme ich bloß los vom Erzgebirgs-Englein? Die zuckersüße Anmutung der Figuren alleine kann bei ungefestigten Menschen schwere Störungen hervorrufen. Besonders zu warnen ist vor der Figurengruppe ,,Blumenkinder und Weihnachtsengel", dem unser Modell entstammt.

Gesamtwertung: Unbestritten führend auf der nach oben offenen Süßlichkeits-Skala. Wenigstens muss man die Flöte nicht auch noch hören.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (10)

Wachsputte mit Geige:

Das Verhältnis der Kirche zum Eros ist bekanntermaßen nicht unproblematisch. Umso erstaunlicher ist also die massenhafte Abbildung verlockend schöner nackter Knaben in diversen barocken Kirchen. Sollte, was ja nie vorkommt, irgendwann irgendwo ein besonderes Verhältnis zwischen Hirt und Herde erwachsen, der Hirte könnte sich damit verteidigen, dass er schließlich tagaus tagein dem Anblick der Nachfahren der Eroten ausgesetzt war, jener allegorischen Kind-Figuren, die schon im alten Pompeji den Männern den Mund wässrig machten. Der hier abgebildete "putto" (so die kunsthistorisch korrekte Bezeichnung) ist jedoch, weil an entscheidender Stelle verhüllt, absolut pc, also familientauglich. Allerdings sollte man sich um seinen Gesundheitszustand Sorgen machen, sieht er doch (das kommt wohl vom Wachs) aus, als leide er an Neurodermitis. Leider kann die Handhaltung an Geige und Bogen nicht als Vorbild für angehende Virtuosen durchgehen, was die 3,95 Euro dann doch fragwürdig macht.

Gesamtbewertung: Christbaumtauglich, weil Weihnachten das Fest der Liebe ist. Achtung: Knaben nicht über die Kerze hängen!

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (11)

Bemützte Quietsch-Ente:

Die Aufgabe, der sich das Schöner-Schmücken-Team täglich stellt, ist beileibe nicht so locker und launig, wie oft vermutet wird. Inmitten der Flut von Glitter, Tand und Devotionalien bedarf es eindeutiger Gütekriterien, ungetrübter Urteilskraft sowie einer von jeder Beeinflussbarkeit ferne Festigkeit des Standpunkts. Erst nach sorgfältiger Prüfung wird das Objekt des Tages ins Blatt gehoben und auch unter Zugrundelegung externen Expertenwissens beurteilt. Zum Beispiel wissen Menschen, von denen man das nicht vermutet hätte, bis ins Detail über die Geschichte der Walnusskrippe Bescheid. Heute aber verhält es sich so, dass leider niemand eine qualifizierte Ansicht zur Quietsch-Ente mit Weihnachtsmannmütze vorzubringen wusste. Wofür steht sie, wo will sie hin? Das Tier stammt aus einer "Squeeze Factory" tschechischer Herkunft, mehr weiß man nicht.

Gesamtbeurteilung: 1 Euro im Fachhandel ist nicht zu viel verlangt. Zwar ist das Quietschen des Mützenvogels eher zart-verhalten, doch ziemt sich das auch zur besinnlichen Zeit. Das Rätsel der Quietsch-Ente jedoch wird ungelöst bleiben.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Haas

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Schöner schmücken (12)

Berittener Santa Claus:

Wer jemals auf dem John-Wayne-Pioneer-Trail in Washington State geritten ist, möglicherweise gar auf einem Ross, das der Besitzer in der Vorahnung, dass später einmal ein deutscher Hintern dessen Sattel beschwitzen werde, auch noch "Tank" genannt hat (das ist amerikanischer Humor), der ahnt, wie diesem Santa Claus hier die Muffe geht. Und das vollkommen zu Recht. Denn ähnlich wie damals "Tank", der völlig unbeirrt ob der Lenk- und Bremsversuche seines Reiters über die Savanne am Fuße der Cascades tobte, geht hier dem Elch der Gaul durch, zieht man ihn an der Schraube ordentlich auf. Da versteht man plötzlich, warum amerikanische Weihnachtsmänner immer "Hoho" brüllen und die Stimmlage sich permanent erhöht bis zum grausamen Falsett. Angesichts dieses reitenden Zipfelmützen-Amis müssen wohl Teile der amerikanischen Geschichte neu geschrieben werden. "Go West" hieß angeblich die Devise der Goldsucher und Abenteurer auf dem Weg von Boston nach San Francisco. Es war ganz anders: Sie wollten bloß im Kreis herumreiten, doch der Gaul marschierte einfach los und blieb erst am Pazifik wieder stehen. Darum die

Gesamtbewertung: Pädagogisch wertvoll, sofort rein in den G-8-Lehrplan Geschichte, direkt nach Christoph Columbus.

Foto: Robert Haas

Schöner schmücken; Foto: Haas

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Schöner schmücken (13)

Frohsinniger Wichtel:

Man entdeckt ihn ja nicht mehr oft. Und selbst dort, wo es ihn noch gibt, da sieht man ihn kaum, den winzigen Gesellen, in der Fülle all des weihnachtlichen Tands. Das liegt daran, dass er, das Mützchen eingerechnet, gerade die Größe eines eleganten Damenfingers erreicht. Ohne Kopfbedeckung ist er nur 3,5 Zentimeter lang, was aber eine hypothetische Rechnung ist, da er sich nie von seiner Mütze trennt. Ohne sie wäre er - ja, was? Ein Gnom? Ein Holzkopf von der traurigen Gestalt? Erst sie macht ihn zum Wichtel, das macht ihn so gut gelaunt. Der Wichtel, gerade in der weihnachtlichen Variante, ist Mann des Frohsinns und der Freigiebigkeit. Es gibt auch einzelne weibliche Wichtel, doch muss vor ihnen gewarnt werden. Es handelt sich in der Regel um Verirrungen, bei denen es darum geht, dass sich die vorgebliche Wichtelin des Hutes und anderer Dinge mehr entledigt. Solchen Dingen ist der Weihnachtswichtel völlig abhold.

Gesamtwertung: Zum Fest wird er "wichteln", also heimlich Geschenke bringen, das ist so seine Art. Eine gute Investition für nur 0,50 Euro im Fachhandel.

Foto: Robert Haas

Schöner schmücken; Foto: Haas

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Schöner schmücken (14)

Das Tannenbaumfeuerzeug:

Das Lied "O Tannenbaum" ist, ähnlich Mozarts "Zauberflöte", textlich von hoher Rätselhaftigkeit. "Wie grün sind Deine Blätter" heißt es da, oder, etwas später, "nein auch im Winter, wenn es schneit". Zum einen hat es die Gentechnik bis heute nicht geschafft, der Nordmanntanne und allen Artverwandten Blätter anzuzüchten, was schade ist, weil man diese deutlich besser beseitigen kann als die verfluchten Nadeln, dann aber obiger Winterzeile vorgeschalteter Text "Du grünst nicht nur zur Sommerszeit" obsolet wäre. Zum anderen aber ist weit und breit kein Winter in Sicht, bei dem es ordentlich schneien würde. Diese beiden Phänomene steigern den Wert des Tannenbaums als Weihnachtsaccessoire, umweht doch dieses Fest ohnehin etwas Überirdisches, Märchenhaftes, Transzendentales. Solch heiligabendlichen Anspruch erfüllt das Tannenbaumfeuerzeug (fünf Euro) geradezu exemplarisch auf zweifache Weise: Erstens funkeln die Sterne auf Geheiß ganz wunderbar, zweitens schlägt der Baum Feuer, dass es eine Freude ist, ganz im Sinne des Liedes "Advent, Advent, der Baum der brennt."

Gesamtbewertung: Schöner schmücken gibt hundert Punkte: Man kann damit Zigaretten, Kerzen und Tannenbäume anzünden.

Foto: Robert Haas

Schöner schmücken; Foto: Haas

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Schöner schmücken (15)

Grödnertaler Advents-Luchs:

Was hat denn, bitteschön, ein Luchs im Krippen-Angebot auf dem Rindermarkt zu suchen? So fragen kenntnislose Menschen immer wieder die Schöner-Schmücken-Redaktion. Diese legt Wert auf folgende Feststellung: Der handgeschnitzte, nur kinderfingerlange Grödnertaler-Adventsluchs setzte sich im großen Krippenschmuck-Test unter 4985,3 konkurrierenden Objekten durch. Den Ausschlag gaben die Sorgfalt der Arbeit sowie die Idee an sich. Der Luchs ist ja leider sonst im Fachhandel so schwer zufinden wie in der Natur. Fest steht, dass er einst auch im Heiligen Lande heimisch war und daher durchaus als Zeuge der Geburt Christi infrage kommt; zumal der mitgeführte Lebendproviant der Heiligen Drei Könige bei dem klugen Tier gewiss Überlegungen ausgelöst hat, wie man den ohnehin mit weniger irdischen Fragen beschäftigten hohen Herren die schönen Hühner, Enten und Schafe wohl abluchsen könnte.

Gesamtbewertung: Grödnertalerisch ist nicht nur die Schönheit der Ausführung, sondern auch die selbstbewusste Preisgestaltung: Unter 27,50 Euro geht nichts.

Foto: Robert Haas

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (16)

Die Igelserviette:

Diese Weihnachtsserviette, bedruckt mit Schnee, Schneeflocken, Blumentopf und Igel, ist eine wahre Rarität. Denn ein echter Igel gehört, zumindest in den kühleren Regionen der Erde, zu denen wir München und Umgebung trotz des diesjährigen Sommerwinters immer noch zählen, zu jenen Tieren, die den Winterschlaf pflegen. Das liegt vor allem daran, dass seine Hauptnahrung, sogenannte Wirbellose wie Insekten, Schnecken oder Regenwürmer, winters eher rar sind. Der Igel, die Dänen nennen ihn "Pindsvin", die Briten "Hedgehog" und die Chinesen schlicht "zh" (wie immer man das auch ausspricht), unser Igel also, der ganz gewöhnliche Erinaceus europaeus, pennt, wenn es im Bescherungszimmer klingelt. Nur der hier lugt frech aus dem Topf, als wolle er die Menschen davor warnen, Weihnachten zum Wettlauf des Schenkens zu machen; denn wie so ein Lauf ausgehen kann, hat jener Hase erlebt, der justament einen Igel besiegen wollte und elendiglich daran scheiterte.

Gesamtbewertung: Schöner schmücken ist der Ansicht, es handle sich hier um eine außergewöhnlich wertvolle Serviette, weswegen ihr ein gewöhnliches Serviettenende, Mundabputzen und ab in den Papierkorb, auch erspart bleiben sollte.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Foto: Haas

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Schöner schmücken (17)

Der Fatschenkindlkopf:

Ach, es ist so selten noch zu finden. Stunden kann man über die Weihnachtsmärkte der Stadt gehen, ohne eines zu sehen. Und nur manchmal, meist an einer besonders altmodischen Bude, liegen sie noch in einer Ecke: Die Fatschenkindl oder auch nur die Fatschenkindlköpfe. Damit hat es nun eine besondere Bewandtnis. Tief im Mittelalter ging nicht jede junge Frau überglücklich als Novizin ins Kloster; dort aber überreichte man ihr zum Zwecke der spirituellen Festigung ein "Trösterlein", ein Jesuskind aus Wachs, das sich kostbar einkleiden und in einer Glasvitrine aufbewahren ließ. Wieviel Trost diese Gabe unwilligen Novizinnen wirklich spendete, das entschwindet im Dunkel der Geschichte. Fest steht aber, dass das Fatschenkindl bis tief ins 20. Jahrhundert fest zu den Adventsritualen in katholischen Kirchen gehörte: Kinder nahmen es vorsichtig aus der Krippe und reichten es von einem zum anderen. Damit wurde, so heißt es, die Aufnahme Christi unter die Menschen dargestellt. Heute fristen die Fatschenkindl eine Randexistenz. Nur noch wenige meist ältere Frauen verstehen sich auf die Kunst des Fatschenkindlkopfmachens, die übrigens keine geringe ist. Der Name stammt von fascia, was im Lateinischen unter anderem Windel bedeutet: "Und Maria gebar ihren ersten Sohn, wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge."

Foto: Robert Haas

Schöner schmücken; Foto: Rumpf

Quelle: SZ

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Schöner schmücken (18)

Schneemann aus Kunststoff:

Natürlich war früher alles besser. Also auch der Schnee. Und so werden sich die Älteren unter uns noch daran erinnern, welcher Art dessen Konsistenz sein musste, damit man einen anständigen Schneemann rollen konnte: Er musste viel, frisch und nicht zu trocken sein. Dann wurde aus einem Schneeball eine -kugel und dann eine -monsterkugel. Hut drauf, Karotte ins Gesicht, zwei Kokskohlen für die Augen und eine Banane für den Mund - fertig. Halt, die Knöpfe für den Mantel nicht vergessen! Nochmal drei Kohlen stiebitzt. Es ist, so sagt die Redaktion Schöner schmücken, seitens der Industrie, die in diesem Fall in China sitzt, verdienstvoll, Schneemänner aus Kunststoff herzustellen, die dann auch noch von innen heraus leuchten. Ein Saum unten am Mantel, der aussieht wie ein in Salz getauchtes Daiquiri-Glas, macht sich gut, ebenfalls der Gummibärchen-ähnliche Schmuck darüber. Im Zentrum des Kunstwerks aber stehen der händisch gehaltene Stern und der flott im Wind wehende Schal.

Gesamtbewertung: Als hätte der Schöpfer sich Michelangelo zum Vorbild genommen, so ausdrucksstark und bewegungsintensiv ist das Werk geraten. Und das Lächeln erinnert gar an Mona Lisa.

Foto: Stephan Rumpf

Schöner schmücken; Karte: Berliner Luft

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Schöner schmücken (19)

Krippe zum Selberbasteln:

Gewiss, es ist nicht mehr zeitgemäß, jenen Jahren hinterherzutrauern, in denen unterm gut katholischen Tannenbaum eine gut katholische Krippe stand, gern holzgeschnitzt und fein bemalt. Es sehnt sich ja niemand oder doch fast niemand die Zeit zurück, in der der Herr Pfarrer, von verzweifelten katholischen Eltern angerufen, die Mischehe der Tochter mit einem Protestantischen schlicht untersagte. Heute macht der Pfarrer das nicht mehr, weil er froh ist, wenn er überhaupt noch getaufte Heiratswillige zu sehen bekommt.

Andererseits können die Protestantischen ganz schön undankbar sein und dem katholischen Ehepartner die Freude am barock-ausladenden Schmücken der weihnachtlichen Krippe vergällen: Geht es nicht bescheidener, fragen sie, geht es nicht einfacher und wahrhaftiger? Der ideale Kompromiss ist die Krippe zum Selberbasteln, im Geschenke-Fachhandel schon ab 2,20 Euro erhältlich, womit sie circa 120-mal preisgünstiger sein dürfte als selbst die Anfängermodelle vom Krippenmarkt.

Gesamtbewertung: Modell Ökumene. Katholisch ist die wahrhaftige Darstellung der eigentlichen Krippenszene auf kleinstem Raum und die Innigkeit des Jesuskinds. Protestantisch sind die betonte Schlichtheit des Designs, der Preis und die Abwesenheit der Heiligen Drei Könige.

Karte: Berliner Luft

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Quelle: SZ

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Schöner schmücken (20)

Der Zinn-Anhänger: An dieser Stelle etwas wirklich Schönes, das zum Liebling des Schöner-Schmücken-Auswahl-Teams geworden ist. An diesem aus Zinn handgefertigten Traditions-Baumschmuck, der die Tiere des Waldes in Frieden vereint und in diversen Formaten zu haben ist, erkennt man den wahren Willen zum schöneren Schmücken. Wir verneigen uns, zahlen 12,50 Euro, ohne eine Miene zu verziehen, und freuen uns, dass es so etwas noch gibt.

Foto: Rumpf

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Schöner schmücken (21)

Christbaumkerze:

In amerikanisierten Haushalten ist die Lichterkette Pflicht. Das hat Vorteile, man kann sie nach Belieben ein- und ausschalten. Das wahre Gefühl des Friedensfestes aber entsteht, wenn zunächst Wachs verbrennt, dann die eine oder andere Tannennadel, worauf die Gattin schreit: ,,Vata, kimm, da Bam brennt!'' Der nimmt gelassen seinen Krug, löscht die Nadeln mit Bier und sagt: ,,Hätts das gscheid aufigschteckt, nachad dadns ned obrenna.'' So kann man es auch sehen.

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Quelle: SZ

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Schöner schmücken - das Finale

Folge 22 und Schluss: Die Christbaumkugel im Wandel der Zeiten und Geschmäcker:

1. Weihnachtsmann (saubillig)

Nicht jedem liegt es, sich vor dem Heiligabend, wenn eh schon alles superstressig ist, Mann, sich auch noch mit Tandaradei für den Baum zu befassen, den man eh am 24. morgens noch kaufen muss und wehe, die Spitze ist kahl und krumm. Schöner schmücken respektiert diese Haltung, empfiehlt aber im Interesse des Familienfriedens die Schmuckvariante saubillig. Im Fachhandel gibt es sie im praktischen Sechserkarton, pro Figur 1Euro. Der hängende Weihnachtsmann, ein grundehrliches Motiv. Leider ist beim ersten Belastungstest ein Stiefel abgebrochen. Aber Wunder kann man eben nicht erwarten, bei dem Schnäppchen.

2. Christbaumknochen (klein):

Er ist das segensreiche Ergebnis interdisziplinärer Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Designer, Zoologen und Verhaltensforscher haben einen Knochen (4,90 Euro) konzipiert, den Herrchen getrost an den Christbaum hängen kann. Er ist formschön, nicht zu groß, also Hundegebiss-gerecht und riecht nicht nach Knochen, was den kleinen Liebling abhalten wird, den Baum anzuspringen. Denn sehen, das ist bekannt, können Hunde ziemlich schlecht. Gut so.

3. König Ludwig II. (Jugendbildnis):

Kein Getreuer schreckt davor zurück, für die Büste jenes Mannes, der sein Leben in allen Lagen bestimmt, 11,90 Euro auszugeben. Schließlich ist der Christbaum ja ein Bekenntnisbaum, einerseits für den Glauben ans liebe Jesulein, andererseits eben auch für sonstige Idole. Wo bei dem einen der Kaiser aus Giesing hängt, hängt beim anderen der König aus Neuschwanstein. Wie sagt der Bayer so schön? ,,Suum cuique!''

4. Bayerischer Löwe (schwermütig):

Wir wissen wirklich nicht, was er hat. Der bayerische Löwe ist doch sonst ein stolzes, zum selbstverliebten Brüllen jederzeit bereites Tier. In der Kugelvariante schaut er aber so in sich selbst hinein, als sei er ein freistaatlicher Ministerpräsident, der sich fragt, wo sein Ort und wo seine Zeit ist. Daher unbedingt empfehlenswert, auch für 9,50 Euro.

5. Fußball (rund):

Wann, wenn nicht in diesem Jahr, hat der Fußball (6,90 Euro) einen Platz am Baum der Bäume! Schließlich sind wir Weltmeister der Herzen, haben die Farben Schwarz, Rot und Gold salonfähig gebrüllt und Ballack an einen Russen verkauft. Vielleicht würde der eine oder andere Bayernspieler lieber den Ball in den Mond, der überm Aachener Tivoli versinkt, schießen. Doch das wäre kleingeistig.

6. Arabische Prinzessin (heiratsfähig)

Zum Ende eines Jahres, in dem das Verhältnis des Christentums zum Islam nicht geringen Belastungen ausgesetzt war, ist solch ein Schmuck ein Zeichen. Und zwar nach dem altbairischen Motto: Andere Bauern haben auch schöne Töchter. Die hier kostet 11,90 Euro. Könnte allerdings auch Sissi sein.

Fotos: Rumpf

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