Bilanz der Hoteliers:Tausende Betten, in die niemand will

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Wird abgerissen und dann ein Großhotel: die Sonnenstraße 25. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Münchner Hoteliers klagen über wachsende Konkurrenz und stagnierende Übernachtungszahlen

Von Franz Kotteder

Unternehmer haben nichts gegen Wachstum, aber manchmal wird es ihnen auch unheimlich. Conrad Mayer, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands für München, spricht von einer "sehr ungesunden Entwicklung", wenn es um den Zuwachs an Hotelbetten in der Stadt und im Umland geht. 417 Hotelbetriebe gibt es mittlerweile in der Stadt, weitere 160 im Umland. Allein in der Stadt wurden zwischen September 2015 und September 2016 acht neue Hotels eröffnet, mit 3518 neuen Betten. 68 730 sind es nun insgesamt, im Großraum München kommt man gar auf 82 660 Betten. "In den letzten zehn Jahren sind damit allein in München pro Jahr 2400 Betten neu auf den Markt gekommen", so Mayer bei der Hoteliersversammlung seines Verbands am Donnerstag.

Gleichzeitig aber stagnierte in diesem Jahr - bedingt durch die Terrorangst, den Amoklauf im Juli und den Rückgang der Besucherzahlen beim Oktoberfest - erstmals die Zahl der Übernachtungen in der Stadt: 10,55 Millionen waren es von Januar bis September 2016, exakt 0,4 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, das entspricht 40 000 Übernachtungen. Normalerweise können die Münchner Hoteliers mit Zuwachsraten um die fünf Prozent pro Jahr rechnen.

Hält die Terrorangst an und stagnieren die Übernachtungszahlen weiter, dann rechnet Mayer mit erheblichen Problemen. Der Erlös pro verfügbarem Zimmer - eine wichtige Kennzahl in der Branche - sei in diesem Jahr bereits um 12,7 Prozent auf 124 Euro gesunken. Mayer lobte deshalb die grüne Fraktion im Rathaus, denn die hatte vor Kurzem den Antrag gestellt, Hotelneubauten zu begrenzen und dem Wohnungsbau Vorrang zu geben.

Überhaupt haben die Münchner Hoteliers, politisch sonst eher konservativen oder wirtschaftsliberalen Parteien nahestehend, inzwischen auch Sympathien für SPD und Grüne entdeckt - zum Beispiel was die Zweckentfremdung von Wohnraum angeht. Man schätzt, dass in München 4300 Wohnungen illegal an Touristen vermietet werden über Internetportale wie Airbnb. "Das würde mehr als die Hälfte des Bedarfs an jährlich 8000 neuen Wohnungen bedeuten", so Mayer. Deshalb sei es unverständlich, dass die CSU erst kürzlich im Landtag die von der SPD beantragte Verschärfung des Zweckentfremdungsgesetzes abgelehnt habe.

Allerdings plane Innenminister Joachim Hermann inzwischen selbst eine Verschärfung, die stark erhöhte Bußgelder und die Möglichkeit der Zwangsräumung durch die Kommunen beinhaltet. Die Hoteliers wünschen sich darüber hinaus ein schärferes Vorgehen der Stadt gegen die Mitwohnportale, ähnlich wie es bereits in Berlin, Barcelona, San Francisco und Amsterdam geschehe.

© SZ vom 10.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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