Bier-Festival "Braukunst Live":"Es geht bei uns nicht ums Saufen"

Frank Böer Braukunst Live

Frank Böer, der Veranstalter des Bier-Festivals "Braukunst Live".

(Foto: oh)

Fruchtaromen, im Whisky-Fass gelagert: Beim Festival "Braukunst Live" geht es um mehr als das typische Helle. Veranstalter Frank Böer erzählt im Interview, wie ein "Craft Bier" schmeckt, was die Bierstadt München ausmacht und warum man als Besucher genügend essen sollte.

Von Elisa Britzelmeier

Der Veranstalter Frank-Michael Böer, Jahrgang 1964, studierte Politikwissenschaft an der LMU München und war als Unternehmensberater tätig. Seit 2005 hat er sich als Whisky-Kenner mit der "Finest Spirits", einer Messe für hochprozentige Spezialitäten, einen Namen gemacht. An diesem Wochenende organisiert er nun das zweite "Braukunst Live Festival" im Münchner MVG-Museum. Das Festival wendet sich an ein breites Publikum. Dabei soll sich alles um handwerklich gebraute Bierspezialitäten drehen - sogenannte "Craft Biere".

Süddeutsche.de: Herr Böer, was ist denn Ihr persönliches Lieblingsbier?

Frank-Michael Böer: Das hört sich jetzt so runtergewaschen an, aber: Das Faszinierende bei Bier ist - genauso wie bei Whisky - die große Vielfalt. Ich bin vom Sternzeichen Zwilling und daher recht flatterhaft, mir gefällt eben vieles.

Was erwartet die Besucher?

Die Besucher können 300 bis 400 verschiedene deutsche und internationale Biere probieren. Sie kommen auch nah ran an die Brauer. Wir veranstalten Meisterklassen und Podiumsdiskussionen mit Leuten aus der "Bier-Avantgarde", also den Brauern, die neue Sorten entwickeln. Die großen Brauereien haben die Spezialitäten-Biere bisher nicht so ernst genommen, aber das ändert sich langsam.

Das Festival findet nun zum zweiten Mal statt. Wie wurde die Neuheit vergangenes Jahr angenommen?

Es gibt zwar in Deutschland viele Straßenfeste, aber als klassisches Bierspezialitäten-Festival sind wir die ersten in der Größe und Vielfalt. Vergangenes Jahr haben sich 41 Brauereien präsentiert, dieses Jahr sind es schon über 80. Der Zuspruch ist positiv: Inzwischen stellen bei uns auch Belgier, Holländer, Dänen und Amerikaner aus. Die Bierstadt München ist somit auf dem besten Weg, auch in der jungen "Craft Bier Kultur" ein funkelnder Stern zu werden.

Was kostet so ein typisches Craft Bier?

Das ist unterschiedlich. Gourmetbiere sind ab 15 Euro pro Flasche zu haben, richtige Spitzen-Biere können 30 bis 40 Euro kosten. Sie werden in 0,75-Liter-Flaschen verkauft, die aussehen wie Champagnerflaschen. Größere Brauereien verkaufen ihre Spezialitätenbiere schon für 25 Euro pro Kasten (20 Flaschen mit 0,33 Litern).

Wieso zahlen die Leute so viel Geld für ein Getränk, das im Supermarkt weniger als einen Euro kostet?

Ich versuche, das selber sehr distanziert und kritisch zu betrachten. Aber ich glaube, es ist eben nicht nur ein Hype. Wir machen hier mit "Braukunst Live" etwas, das es in anderen Ländern schon seit zwanzig Jahren gibt. Etwa beim "Great American Beer Festival" in Denver oder beim "Stockholm Beer and Whisky Festival". Die Leute sind irrsinnig interessiert an Spezialitäten wie Whisky, Tabak, Schokolade, Olivenöl. Wieso sollte es bei Bier nicht so sein?

Wie erkenne ich als Laie, dass ich es mit einem besonderen Bier zu tun habe?

Sie merken es am Geschmack. Selbst richtige Bierkenner konnten in Tests die normalen "Industriebiere" kaum auseinanderhalten, da diese extra so gebraut sind, dass sie niemandem nicht schmecken können. Bei den Craft Bieren ist es anders: Man schmeckt bestimmte Hopfensorten heraus, ein fruchtiges Aroma - oder probiert Bier, das im Whisky-Fass gelagert wurde.

Bei der Kombination München und Bier denken die meisten ans Oktoberfest. . .

Es geht bei uns nicht ums Saufen. Wir stehen für ein anderes Verständnis: Die Liebe zum Bier, Qualität, Vielfalt und Genuss.

Auf der Homepage des "Braukunst Live 2013" werden die Besucher aber schon dazu aufgefordert, "vor und während des Festivals genügend zu essen". Schlechte Erfahrungen gemacht?

Nein. Ich bin da sehr stolz auf unser Münchner Publikum. Trotzdem gibt es ein Briefing für die Aussteller, was sie beim Ausschank beachten müssen. Das Verständnis für den richtigen Umgang mit Alkohol ist bei den Besuchern aber vorhanden. Wer das nicht hat, fliegt raus.

Und wie wollen Sie die Gewohnheitstiere ansprechen, die immer nur die gleiche Biermarke kaufen?

Wir wollen niemandem sein Lieblingsbier streitig machen. Es geht uns auch nicht darum, Trinkgewohnheiten zu verändern. Das Bier auf dem Volksfest und im Biergarten wird aus dem Maßkrug getrunken - und das bleibt auch hoffentlich immer so.

Weitere Informationen: www.braukunst-live.com

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