Bewerbung für die Spiele 2018:Olympia-Gesellschaft in Finanznot

Lesezeit: 3 min

30 Millionen Euro sollten für die Olympia-Bewerbung von den Sponsoren kommen, doch erst ein Drittel ist zugesagt.

O. Fritscher und M. Tibudd

Schwere Zeiten für Münchens Olympia-Lobbyisten: Die Bewerbungsgesellschaft für die Winterspiele 2018 steckt offenbar in einem gravierenden finanziellen Engpass, so dass sie zuletzt nur dank eines Millionenkredits von der Stadt ihr Personal bezahlen und andere laufende Kosten bestreiten konnte.

Wie erst jetzt bekannt wurde, bewilligte Oberbürgermeister Christian Ude dazu schon im August ein städtisches Darlehen von bis zu 1,66 Millionen Euro in Form einer "dringlichen Anordnung". Das Geld solle "bei Bedarf" ausgezahlt werden.

Eine Million davon benötigte die Gesellschaft denn auch sofort. Und auch andere Gesellschafter stellen sich auf Finanzspritzen ein: Die Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen etwa soll nach dem Willen der Bewerbergesellschaft 400.000 Euro in ihren Haushalt 2010 einplanen. Der Landkreis Berchtesgadener Land hat dagegen aktuell keine entsprechenden Planungen. Bereits im Frühjahr und Sommer half indes der Freistaat Bayern in zwei Schritten mit einem Darlehen von insgesamt 500.000 Euro aus.

"Es gibt einen Förderer, von dem Geld nicht so geflossen ist, wie es geplant war", sagte Richard Adam am Donnerstag der SZ. Welcher der bisher bekannten Sponsoren nicht pünktlich zahlte, will der Geschäftsführer nicht sagen. Zu den großen Geldgebern zählen bislang der Autobauer BMW, die deutschen Sparkassen mit der hiesigen Stadtsparkasse an der Spitze und der Flughafen München.

BMW sagte für die Olympia-Bewerbung der Stadt 2,8 Millionen Euro zu, die anderen Hauptsponsoren wollen ähnliche Beträge einbringen. Erst vergangene Woche hatte Adam die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte als weiteren, kleineren Sponsor präsentiert. Von dem Unternehmen gibt es aber kein Geld, sondern Beratungsleistungen, die "einen hohen sechsstelligen Betrag" wert sein sollen. In der gleichen Größenordnung liegt das - allerdings finanzielle - Engagement der Messegesellschaft wie der Stadtwerke München.

Das städtische Darlehen wirft dabei vor allem eine Frage auf: Wird die Bewerbung tatsächlich wie geplant ohne unmittelbare Kosten für die öffentliche Hand und damit den Steuerzahler über die Bühne gehen? Dreißig Millionen Euro an Sponsorengeldern will die Bewerbungsgesellschaft nach eigenem Bekunden bis zur Olympia-Entscheidung im Jahr 2011 einsammeln. Bislang habe man "zehn bis zwölf Millionen Euro" beisammen, sagte Richard Adam vergangene Woche.

Allerdings sind vier der bisher sechs Sponsoren Tochter- und Beteiligungsunternehmen der Stadt München und des Freistaats. Ob zumindest deren direkte Darlehen jemals zurückgezahlt werden? "Wenn es sich am Ende so ausgeht, dass wir das zurückzahlen können, dann freuen wir uns", sagt Adam dazu. Gewissheit klingt anders. Die Fristen in den Verträgen mit der Stadt wie mit dem Freistaat seien ohnehin "nicht so rasierklingenscharf" formuliert. Man halte aber am Ziel dreißig Millionen Euro fest.

Insgesamt geht es bei den Finanzhilfen sogar um Darlehen in Höhe von 2,7 Millionen Euro durch die Gesellschafter. Diese Zahl, beteuert Adam, sei aber theoretischer Natur und dem Proporz bei der Eigentümerstruktur geschuldet: Als der Freistaat im Sommer seine 500.000 Euro gewährte, habe er darauf bestanden, dass die anderen Gesellschafter bei Bedarf gemäß ihren Anteilen einen entsprechenden Betrag bereitstellen.

Das Land hält neun Prozent, die Stadt hingegen dreißig. Weitere acht Prozent liegen bei Garmisch-Partenkirchen, der Landkreis Berchtesgaden besitzt zwei Prozent. Der Deutsche Olympische Sportbund als größter Gesellschafter (51 Prozent) muss hingegen nicht mitfinanzieren.

Interessant dürfte angesichts dieser Entwicklung die künftige Haltung der Grünen werden, bei denen die Olympiabewerbung heftig umstritten ist. Der Münchner Parteivorsitzende Nikolaus Hoenning äußerte die Sorge, dass die Stadt mehr und mehr bei sozialen Projekten sparen werde, wenn sie in Zukunft bei der Finanzierung der Bewerbung stärker gefordert sei.

Sabine Krieger von der olympiafreundlichen Rathausfraktion räumt ein, dass die Bewerbung es in den eigenen Reihen nun schwerer haben werde. "Das Umweltkonzept wird den meisten aber wichtiger sein", sagte Krieger. Für diesen Aspekt ist der heutige Freitag ein entscheidender Termin - wenn die Bewerbungsgesellschaft die "Eckpunkte" des Konzepts vorstellt.

Einen Schritt weiter sind die Olympiaplaner indes bei der Planung der olympischen Stätten: Der Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH - nicht zu verwechseln mit der Bewerbungsgesellschaft - entschied in seiner Sitzung am Donnerstag, dass ein Architektenwettbewerb für eine neu zu errichtende Multifunktionshalle vorbereitet werden soll.

Eine solche soll an der Stelle des früheren Radstadions (heute Eventarena) entstehen - wenn sie tatsächlich gebaut wird. "Die Stadt behält sich eine solche Entscheidung vor", sagte Alexander Reissl, Chef der SPD-Rathausfraktion und Mitglied im Aufsichtsrat der Olympiapark GmbH. "Das ist auch eine Frage des Geldes".

90 Millionen Euro wurden zuletzt für den Neubau einer solchen Halle veranschlagt. Nach dem Willen von Olympiapark-Chef Ralph Huber soll es diese auch ohne einen Zuschlag für Olympia 2018 geben. Er glaubt, dass sich eine solche Halle für Sportarten wie Eishockey und Basketball nutzen ließe - und für Konzerte, die für die Olympiahalle zu klein sind.

Die Olympia-Bewerber rechnen ohnehin fest mit einer solchen Halle: "Die Multifunktionshalle steht im Konzept als Grundlage der Bewerbung", sagte Richard Adam. Das Sportstätten-Konzept müssen die Bewerber im März 2010 in Lausanne beim dortigen Hauptsitz des Internationalen Olympischen Komitees IOC abgeben.

© SZ vom 09.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: