Einwohner in München:Wir sind wieder mehr

Shopping Mall Hofstatt, Einkaufspassage

Geschafft. Ein neuer Rekord: In München leben nun mehr als 1,5 Millionen Menschen.

(Foto: Florian Peljak)
  • Erstmals seit Gründung der Stadt leben mehr als 1,5 Millionen Menschen in München.
  • Allerdings dürfte die tatsächliche Einwohnerzahl Münchens noch um einiges höher liegen. Denn der Wert von jetzt 1,5 Millionen umfasst nur Leute, die an der Isar ihren Hauptwohnsitz haben.

Von Dominik Hutter

Die magische Marke ist geknackt: Erstmals seit Gründung der Stadt leben mehr als 1,5 Millionen Menschen in München. Das Statistische Amt geht davon aus, dass bereits im Mai ein Neugeborenes oder ein Zuzügler die Stadt in diese neue Liga katapultiert hat - wem genau die Ehre zukommt, muss erst noch festgelegt werden.

Das Rathaus plant eine offizielle Ehrung wie im Jahr 1957, als der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer den millionsten Münchner Thomas Seehaus begrüßte. Und es soll weitergehen mit dem steilen Wachstum: In spätestens fünf Jahren, so die Prognose der Statistiker, dürfte die 1,6-Millionen-Marke erreicht werden. Allerdings ist die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren stets stärker gestiegen als von den Prognosen vorhergesagt.

Die Planer stehen vor einem Problem

Es wird also eng in der am dichtesten besiedelten Stadt Deutschlands, deren Mietniveau ohnehin schon enorm ist. Die Planer stellt das vor große Probleme: Es mangelt an Wohnungen, Kindertagesstätten und Schulen. Selbst das ursprünglich großzügig dimensionierte Münchner U-Bahn-Netz erreicht allmählich sein Limit. Mit neuen Wohnquartieren und einer milliardenschweren Schulbauoffensive versucht die Stadt, des Andrangs Herr zu werden.

Allerdings dürfte die tatsächliche Einwohnerzahl Münchens noch um einiges höher liegen. Denn der Wert von jetzt 1,5 Millionen umfasst nur Leute, die an der Isar ihren Hauptwohnsitz haben. Viele Teilzeit-Münchner, Studenten etwa, haben lediglich einen Zweitwohnsitz angemeldet. Rechnet man diese mit ein, hat München bereits im Mai 2014 die 1,5-Millionen-Hürde gerissen.

U-Häftlinge gelten nicht als Münchner

Andere Bewohner der Stadt tauchen in der Statistik überhaupt nicht auf: Flüchtlinge etwa, die erst dann zu den Münchnern gerechnet werden, wenn das Aufnahmeverfahren abgeschlossen und ein fester Wohnsitz (auch in einer Gemeinschaftsunterkunft) bezogen wurde. Auch Patienten in Krankenhäusern und Sanatorien werden nicht mitgezählt, Altenheimbewohner hingegen schon. Wer in Stadelheim einsitzt, gilt nur in regulärer Haft als Münchner, nicht in Untersuchungshaft.

Ohnehin tun sich die Statistiker reichlich schwer mit der Bestimmung des 1,5-millionsten Münchners. Im Rathaus will niemand riskieren, erst spektakulär eine Person ins Rampenlicht zu heben, um anschließend zu beobachten, wie die Statistik aufgrund der normalen Fluktuation kurzzeitig wieder unter die 1,5-Millionen-Marke rutscht. Dazu kommt, dass es zwei voneinander abweichende offizielle Berechnungen gibt: das Melderegister des Kreisverwaltungsreferats und die Fortschreibung des Zensus von 2011. Um korrekt feiern zu können, sollten möglichst beide Werte stabil oberhalb der Marke liegen. Die Statistiker wollen in den nächsten Tagen den infrage kommenden Personenkreis eingrenzen.

Anschließend muss sich die Stadtspitze für einen Jubilar entscheiden (oder losen). Im Rathaus gilt es als wahrscheinlich, dass Oberbürgermeister Dieter Reiter nach Ende seines Pfingsturlaubs ein Neugeborenes zum Anderthalbmillionenmünchner kürt. Dann sind böse Überraschungen ausgeschlossen - eine obskure Biografie beispielsweise, die erst nachträglich ans Licht kommt.

Dass München so stark wächst, hat vor allem mit den vielen Zuwanderern aus dem Ausland zu tun. 25 Prozent der Münchner haben keinen deutschen Pass, gut 39 Prozent verfügen über einen Migrationshintergrund. Die städtischen Planer sprechen aktuell von einer "Überlagerung mehrerer Migrationsströme" - ausgelöst durch die EU-Osterweiterung, die Euro-Krise sowie den anhaltenden Konflikt im Nahen Osten.

München wächst aus sich selbst heraus

Vom Volumen her ist der Zuzug aus anderen Gegenden Deutschlands noch bedeutsamer. Fürs Wachstum der Stadt spielt dies aber keine Rolle - im Gegenteil: Denn der hohen Zahl an innerdeutschen Zuzüglern steht eine noch höhere an Wegzügen gegenüber. Allerdings wächst München auch aus sich selbst heraus: Anders als in den meisten anderen Kommunen Deutschlands werden hier seit vielen Jahren mehr Menschen geboren als sterben.

Im Gespräch über die eigene Stadt werden sich nun viele Münchner umstellen müssen. Selbst die vor Jahren überschrittene Marke von 1,4 Millionen Einwohnern ist bei vielen noch nicht im Bewusstsein angekommen. Bis heute gilt München allseits als 1,3-Millionen-Stadt, wie im Olympiajahr 1972. Im deutschlandweiten Städte-Ranking ändert sich nichts, die Abstände nach oben und unten sind deutlich: Köln hat etwa eine Million Einwohner, Hamburg 1,8 Millionen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: