Betrunkene:Sehnsucht nach Wahrheit

Betrunkene: Schlumpfgewordene Fleischeslust im Metropoltheater.

Schlumpfgewordene Fleischeslust im Metropoltheater.

(Foto: Jean-Marc Turmes)

Ein rauschhaftes Besäufnis auf der Bühne

Von Stefanie schwetz

Freimann - Nicht selten versucht der moderne Mensch, den Beschränkungen des zivilisierten Daseins im Rausch zu entfliehen. Ein privater Abend unter Freunden, eine Kneipentour - die Gelegenheiten sind vielfältig und fester Bestandteil des gesellschaftlichen Konsens. Der junge russische Autor Iwan Wyrypajew verhandelt dieses Phänomen in seinem 2014 uraufgeführten Stück "Betrunkene", das er als Auftragsarbeit für das Schauspielhaus Düsseldorf schrieb. Ein an Lungenkrebs erkrankter Festivaldirektor besäuft sich auf der Straße mit einer jungen Frau. Ein Paar, das sich gerade erst kennengelernt hat, beschließt zu heiraten. Eine Horde junger Männer feiert in Begleitung einer Prostituierten in einem Veggie-Restaurant Junggesellenabschied und verlangt erst mal nach Fleisch.

Im alkoholisierten Zustand suchen all diese Menschen nach Wahrheit und Entgrenzung. Die Münchner Schauspielerin und Regisseurin Ulrike Arnold hat diese tragik-komischen Szenenfolgen, die nun wiederholt aufgeführt werden, für das Metropoltheater inszeniert. Dabei gerät das Besäufnis auf der Bühne zur kultischen Handlung, bis der nüchterne Alltag über die Protagonisten hereinbricht. Und während sich Gott als Mafiaboss entpuppt und schließlich auch noch Jesus auftaucht, bleibt am Ende die große menschliche Sehnsucht nach Sinn, Liebe und einer tröstenden Allmacht.

"Betrunkene" im Metropoltheater, Floriansmühlstraße 5, am 19., 20., 21. Dezember, 20 Uhr; 6. Januar zur gleichen Zeit und 7. Januar, 19 Uhr

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