Betrugsmasche:Wenn sich Verbrecher als Polizisten ausgeben

Falscher Polizist Trickbetrüger

Wenn die 110 im Display aufleuchtet, muss man von Betrug ausgehen.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Keine andere Betrugs-Masche bereitet der Polizei München derzeit so viele Sorgen wie falsche Polizisten.
  • Vor allem alte Menschen sollen verängstigt und abgezockt werden.
  • Allein im Jahr 2017 zählten die Beamten in München etwa 70 Versuche von angeblichen Polizisten, Rentner um ihr Erspartes zu bringen.

Von Thomas Schmidt

Er beschütze sie vor den bösen Räubern, versprach Oberkommissar Stein wohl der alten Frau. Vor den Verbrechern, die sich Name und Adresse der 83-Jährigen notiert hätten. Die Gauner seien hinter ihrem Geld her, aber er, Oberkommissar Stein, er helfe ihr. Er bringe ihr Geld in Sicherheit. Die Rentnerin aus Unterschleißheim glaubte ihm, räumte ihr Konto leer und übergab Tausende Euro. Aber Herr Stein ist kein Kommissar, er ist nicht mal Polizist. Und Stein heißt er auch nicht.

Keine andere Betrugs-Masche bereite ihm derzeit so viele Sorgen, berichtet Konrad Raab, echter Erster Kriminalhauptkommissar. Allein im noch jungen Jahr 2017 zählte er in München etwa 70 Versuche von angeblichen Polizisten, Rentner um ihr Erspartes zu bringen. Die tatsächliche Zahl dürfte weit größer sein, "das Dunkelfeld ist enorm", sagt Raab. Zum Glück bleibt es meist beim Versuch, doch Raab weiß auch von drei Fällen in diesem Jahr, die Rentnern Zehntausende kosteten.

Die Geschichten, die falschen Namen der Betrüger variieren, das Prinzip aber ist immer gleich. Immer ist das Geld der Opfer angeblich in Gefahr, immer sollen sie es einem angeblichen Polizisten übergeben, der es in Sicherheit bringt oder prüft, ob es sich um Falschgeld handelt. Oft läuft es so ab wie bei einem Fall vom 31. Januar: Ein angeblicher Polizist rief bei einer 83-Jährigen aus Obersendling an, im Display ihres Telefons erschien 089/110 als Nummer des Anrufers.

Der Betrüger belog die Frau, die Polizei habe zwei Rumänen festgenommen und bei ihnen einen Zettel gefunden, auf dem ihre Adresse stand. Zur Sicherheit werde er nun ihre Konten sperren und am nächsten Tag solle sie ihr ganzes Geld abheben. Bis dahin müsse sie sich die ganze Nacht über immer wieder bei ihm melden, dürfe das Telefon zu keinem Zeitpunkt auflegen, damit er stets wisse, dass es ihr gut gehe. Verängstigt und völlig übernächtigt gab sie tags darauf Tausende Euro einem Mann, der sich als Polizist ausgab.

Die Betrüger "versetzen die alten Menschen in Angst und Schrecken", erklärt Kriminalhauptkommissar Raab, "dann glauben sie alles." Hier seien Profis am Werk. Viele Spuren führten ins Ausland, verschiedene Hinweise deuteten auf Callcenter in der Türkei hin. Dort die Hintermänner zu schnappen, sei wahnsinnig schwierig. Deswegen warnt Raab: "Wenn die 110 im Display aufleuchtet, muss man von Betrug ausgehen." Die Notruf-Nummer werde von der Polizei nie für ausgehende Anrufe genutzt. Raab weiter: "Die Polizei hält niemanden die ganze Nacht am Telefon. Und die Polizei schickt auch niemanden auf die Bank, um Geld abzuheben."

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