Betreuung:Nach Amoklauf: Spaenle verspricht monatelange Hilfe für Schulen

Betreuung: Vor dem Tatort am OEZ haben viele Menschen Blumen und Stofftiere niedergelegt.

Vor dem Tatort am OEZ haben viele Menschen Blumen und Stofftiere niedergelegt.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Kultusminister Ludwig Spaenle hat den Schulen so viel Unterstützung wie nötig nach dem Amoklauf von München angeboten.
  • Der Redebedarf ist derzeit bei Lehrern und Schülern offenbar gleichermaßen hoch.
  • Auch in den Sommerferien stehen die Hilfe-Teams bereit.

Von Anna Günther

Die direkt betroffenen Schulen bekommen spezielle Unterstützung bei der Verarbeitung des Amoklaufs, solange sie diese wünschen. Das kündigte Kultusminister Ludwig Spaenle am Dienstag im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung an. Nach dem Amoklauf im Ansbacher Gymnasium im Jahr 2009 seien Lehrer und Schüler ein Jahr lang von Psychologen begleitet worden.

Das wolle er auch den Münchner Schulen anbieten, deren Schüler am Freitagabend beim Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum erschossen wurden. Und denjenigen, die Geschwister und Freunde verloren oder gar miterleben mussten, wie am OEZ Menschen starben.

Die Parallele zu Ansbach habe ihn sehr beschäftigt, sagte Spaenle, die Bilder von damals seien wieder hochgekommen. Als dort ein 18-Jähriger im September vor sieben Jahren Mitschüler und Lehrer teils schwer verletzte, war Spaenle knapp ein Jahr lang Kultusminister. Das Gymnasium besuchte er in der Zeit danach immer wieder. "Ich weiß, wie sehr die Schulen getroffen sind, das ist eine tiefe seelische Verletzung der Schulgemeinschaft." Zum physischen Angriff des Amokläufers komme das Trauma noch dazu.

Um Zusammenhalt zu demonstrieren, hatte Spaenle am Montagabend mehr als ein Dutzend Schulleiter in sein Ministerium eingeladen. Auch Vertreter des Kriseninterventions- und Bewältigungsteam Bayerischer Schulpsychologen (Kibbs) waren dabei. Dass alle Leiter der betroffenen Schulen kamen, schien Spaenle zu überraschen: "Das war nur eine Einladung, keine Dienstbesprechung", sagte er. Aber der Redebedarf ist wohl auch bei den Schulleitern groß, wie Spaenle sagt, wie auch die Dankbarkeit für die schnelle Unterstützung durch die Schulpsychologen des Kibbs-Teams.

Der Notfallplan, auch er eine Lehre aus Ansbach, funktioniert: Noch Freitagnacht alarmierte das Ministerium das Kibbs-Team, die ersten Hilferufe der Schulen gingen am Samstag bei Hans-Joachim Röthlein, dem Koordinator für Oberbayern, ein. Das ganze Wochenende über bereiteten Kibbs-Mitglieder Lehrer und Schulleiter auf den Montagmorgen vor, an dem die Kinder zum ersten Mal nach dem Amoklauf wieder in der Schule zusammenkamen. 35 Psychologen waren im Einsatz, um den Kindern beizustehen, aber auch, um deren Lehrer zu ermutigen und ihnen konkrete Tipps für den richtigen Umgang mit traumatisierten Jugendlichen zu geben.

Kaum regulärer Unterricht in den Schulen

Der Schock saß am Montag noch tief, einige Schulleiter sprachen im Ministerium von weinenden Kindern, von langen Gesprächen in Gruppen, in den Klassen und auch zwischen einzelnen Schülern, ihren Lehrern und Psychologen. Regulärer Unterricht fand kaum statt, stattdessen schufen Pädagogen Trauerräume oder gingen mit den Klassen an andere Orte, um über die Ereignisse zu sprechen.

Bis Kinder und Lehrer die Ereignisse des vergangenen Wochenendes verarbeitet haben, werde es dauern, sagt Spaenle. Nur, in vier Tagen beginnen die Sommerferien. Die Schulen sind normalerweise geschlossen, die Kinder müssen mit ihren Eltern die Erlebnisse verarbeiten. Um sie in dieser Zeit nicht alleine zu lassen, ist das Kibbs-Team auch in den Ferien für die betroffenen Schulen erreichbar. Besonders schwere Fälle aber müssen Kinderpsychiater übernehmen.

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