Besonderer Genuss:Django Mango und Tausendfüßler-Grissini

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Beim Kino-Abend der Goldenen Bar im Monopol gibt es nicht nur einen Film. Dazu werden während der Vorstellung passende Drinks und Häppchen gereicht

Von Thomas Becker

"Naked Lunch" ist harte Kost. Eine vertrackte, eine fiese Nummer. Der Film von David Cronenberg genauso wie der Roman von William S. Burroughs, der in den Sechzigern mal verboten war. Im Urteil hieß es: "Ein widerlicher Gifthauch ununterbrochener Perversion." Nicht gerade klassische Sonntagabendunterhaltung, dieser halluzinogene Drogen-Trip der zuweilen unappetitlichen Art. Und dennoch ein Hochgenuss. Zumindest wenn man das Glück hat, zu den Auserwählten zu gehören. Zu denen, die zum Kino-Abend der Goldenen Bar eingeladen waren. Zu einem Abend, an dem mal ein komplett anderer Film läuft.

Dem Verlauf des Filmes folgend gibt es für die geladenen Gäste im Monopol Kino die dazu passenden Drinks und Häppchen. (Foto: oh)

"Im Kino gewesen. Geweint." So schrieb einst der schwer bewegte Franz Kafka ins Tagebuch. Dabei war der nie im Monopol-Kino an der Schleißheimer Straße. Da hat er was verpasst, der Kafka. Was Klaus St. Rainer, der Inhaber der Goldenen Bar, da jeden ersten Sonntag im Monat veranstaltet, ist Kino für alle Sinne, ein warmes Fußbad für Auge, Ohr, Nase, Gaumen, für den guten Geschmack im Allgemeinen und vor allem im Besonderen. Und das geht so: In der kuschligen Kino-Bar mit ihren 32 Fläz-Sesseln (extra viel Beinfreiheit, Lederhocker zum Füße hochlegen) wird ein Film gezeigt, in dessen Verlauf zum Film passende Drinks und Häppchen gereicht werden, von Rainer und seiner Frau Leonie. Premierengäste berichteten von sieben handfesten Drinks und gaben die dringende Empfehlung, das Auto besser daheim zu lassen. Aber: "Es muss nicht alles ausgetrunken werden", sagt Rainer, bevor er seine Gäste in den "Naked Lunch"-Fiebertraum entlässt. Zwei Stunden später ist von seinen sensationellen Kreationen kaum ein Krümel oder Tropfen übrig geblieben.

Edle Zugaben für den Film "Naked Lunch" hat der Wirt ausgesucht. (Foto: oh)

Als Willkommensgruß wartet ein Oleo Saccharum Tonic (Tanqueray No. Ten Golden Monaco Dry) mit getrockneten Zitrusschalen, und alles, was dann kommt, hat einen Bezug zum Film: Der herrlich süffige Django Mango (Zacara 23, pürierte Mango, Maracuja-Sirup, Lime) gleicht verblüffend dem Drink, den das Monster an der Theke neben dem Protagonisten Bill schlürft. Die Tausendfüßler-Grissini samt schwarzem Fleisch haben ihre Entsprechung zum Glück nicht von dem im Film thematisierten im Wasser lebenden brasilianischen Tausendfüßler, es handelt sich vielmehr um handelsübliches Biltong aus Südafrika: getrocknetes Rindfleisch, gereicht in gemahlenem Müsli mit schwarzem Sesam, das dem Drogen-Pulver im Film allerdings verdammt ähnlich sieht, ebenso wie die Hanfmandelpaste, die sich Bill & Co. wie Marmelade aufs Brot schmieren. Die "Osborne"-Flasche gleicht der im Film wie ein Ei dem anderen, ebenso der "Tache de grenache", den sich der arme Bill in großen Schlucken einverleibt. Die Liebe zum Detail verfolgt Rainer bis ins möglichst originalgetreue Glas, so auch beim finalen Zacapa-Xo-Eierlikör. Großes Kino.

Schuld daran ist ein Kindergeburtstag vor rund acht Jahren - in eben dieser Kino-Bar. Rainer war begeistert von dem Raum. Vor der Weihnachtsfeier mit seinem Goldene-Bar-Team zeigte er im Monopol den Film, den Freunde von der Fünf-Jahres-Feier gedreht hatten. "Wir hatten schon Shuttles für die Party im Gabányi bestellt, konnten uns aber hier kaum losreißen", erzählt Rainer, "aber ich wusste: Hier müssen wir irgendwas machen." Herausgekommen ist ein Kino-Abend der besonderen Art, und das dank der Hilfe von Sponsoren zum Freundschaftspreis von 15 Euro. Der Haken: Rainer lädt ein. Vorbestellungen: Fehlanzeige. Aber vielleicht ist diese neue Kunstform ja eine Anregung für andere Kino-Betreiber, die nur Bier und Popcorn im Angebot haben.

© SZ vom 08.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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