Beschwerden von Anwohnern:Wenn der Gärtnerplatz zur Mülldeponie wird

Zu laut, zu voll, zu dreckig: Der Sommer ist zwar vorbei, doch die Anwohner berichten noch mit Schrecken von ihren Erlebnissen am Gärtnerplatz. Einer hat in den lauen Nächten Tausende Flaschen gesammelt - und darüber akribisch Buch geführt.

Sebastian Krass

Beschwerden von Anwohnern: An dem Abend, an dem dieses Bild entstanden ist, ging es noch vergleichsweise ruhig zu. In lauen Sommernächten tummeln sich dagegen manchmal bis zu 1500 Menschen auf dem Gärtnerplatz.

An dem Abend, an dem dieses Bild entstanden ist, ging es noch vergleichsweise ruhig zu. In lauen Sommernächten tummeln sich dagegen manchmal bis zu 1500 Menschen auf dem Gärtnerplatz.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der sommerliche Abendtreffpunkt Gärtnerplatz bleibt das am heißesten diskutierte Thema im Bezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt. Auf der Bürgerversammlung meldeten sich mehrere Bürger mit ihren Anliegen zu Wort. Eine Bürgerin, die am Platz wohnt, berichtete, dass man nach dem erfolglosen Ende des Mediationsverfahrens einen Arbeitskreis Gärtnerplatz gegründet habe, "weil wir uns nicht genug unterstützt fühlen". Die Belästigung durch Menschen, die sich an Sommerabenden auf dem Gärtnerplatz versammeln, sei nach wie vor eine Zumutung. Der Arbeitskreis hat das Motto "Urbanes Zusammenleben gestalten" und trifft sich in der Glockenbachwerkstatt (Kontakt: streifzug.gaertnerplatz@googlemail.com).

Die Bürgerversammlung stimmte mehreren Anträgen zum Thema Gärtnerplatz zu. In einem ging es darum, mehr Raum für die Müllentsorgung zu schaffen. Ein Vertreter der Stadt sagte, man kenne das Problem. "Es sind schon mehr Mülleimer aufgestellt worden. Aber die Kapazität reicht nicht. Wo soll man noch mehr hinstellen?" Er betonte auch, dass der Gärtnerplatz eine so hohe Reinigungsdichte wie kein anderer Platz in München habe. "Eine Lösung kann ich nicht anbieten." Der Mangel an Mülleimern treibt die Menschen auch in anderen Ecken des Viertels um. Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) versprach, sich des Themas anzunehmen: "Ich werde mit dem Baureferat sprechen."

5500 Flaschen in 17 Nächten

Einen kuriosen Auftritt zu diesem Thema lieferte ein Anwohner des Gärtnerplatzes, der von seinen nächtlichen Flaschensammelaktionen in der vergangenen Freiluftsaison berichtete. Grund dafür sei, "dass ich gern an der Luft bin und nachts ohnehin nicht schlafen kann". Er verteilte eine ausgedruckte Bilanz. In 17 Nächten sammelte er demnach etwa 5500 Flaschen und Pfanddosen.

Die Nacht mit der größten Ausbeute war die am 30. Juni. Da brachte er es angeblich auf 765 Flaschen und Dosen. Er habe insgesamt etwa 400 Euro Pfand erlöst. Zum Beweis hielt er einen Umschlag hoch, in dem sich alle Belege befänden. "Mein Stundenlohn lag bei einem Euro. Aber", gab er zu bedenken, "ich war ja nur einer von mindestens zehn Sammlern und gehöre nicht zu den fünf besten."

Ebenso ungelöst ist das Toiletten-Problem am Gärtnerplatz. Für die Menschen, die sich auf dem Gärtnerplatz treffen, gibt es keine öffentliche WC-Anlage in der Nähe - mit der Konsequenz, dass manche sich an Hauswänden erleichtern. Auch hierzu gab es einen Antrag, Abhilfe zu schaffen, dem die Bürger zustimmten.

Weniger Beschwerden per Telefon

Der dritte Antrag betrifft das Thema Polizeipräsenz. Um mehr Ruhe zu schaffen, solle die Polizei öfter Streife fahren. Auch hier stimmten die Bürger zu. Der Vertreter der Polizei äußerte sich zurückhaltend. Es werde ja auch immer wieder die Forderung nach einem Alkoholverbot auf dem Gärtnerplatz ab Mitternacht in den Raum gestellt. In manchen Nächten befänden sich 1500 Menschen auf dem Platz. "Wenn da die Polizei kommen und sagen soll: 'Jetzt ist Schluss', dann müssen wir uns auch überraschen lassen, was passiert."

Zudem nannte er eine Zahl, die dem Eindruck der anderen Redner zuwiderläuft. Die Anzahl der Anrufe wegen Ruhestörung sei auf 185 zurückgegangen, "ein Minus von 22 Prozent". Am Anfang der Thalkirchner Straße, einem anderen Schwerpunkt des Nachtlebens, sei die Anzahl der Anrufe um 15 Prozent zurückgegangen. Der Polizist fragte, woran es liegen könnte. "Haben die Anwohner resigniert? Oder haben repressive oder andere Maßnahmen gewirkt?" Eine Antwort hatte er nicht.

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