Beschluss im Verwaltungsausschuss:Opfer des Wiesn-Anschlags erhalten Entschädigung

Beim Anschlag auf das Oktoberfest in München starben 13 Menschen.

Bei dem Anschlag kamen 13 Menschen ums Leben, 211 wurden verletzt.

(Foto: dpa)
  • Bei der Bombenexplosion am Münchner Oktoberfest starben 13 Menschen, 211 wurden verletzt.
  • Nach 38 Jahren können Opfer nun bis zu 5000 Euro für Leistungen erhalten, die sonst niemand übernimmt. Maximal 50 000 Euro stehen dafür bereit.

Von Heiner Effern

Die Stadt legt 38 Jahre nach dem Terroranschlag auf dem Oktoberfest ein Hilfsprogramm für Betroffene auf. Nach einer Beratung beim Verein Before können Opfer einmalig bis zu 5000 Euro für Leistungen erhalten, die sonst niemand übernimmt. Die Obergrenze des Programms liegt bei 50 000 Euro.

Der Verwaltungsausschuss folgte damit einstimmig einem fraktionsübergreifenden Antrag aus dem Stadtrat. "Es ist gut und wichtig, dass die Stadt ihre historische Verantwortung übernimmt und konkrete Hilfe zur Linderung anbietet", sagte SPD-Fraktionsvize Christian Vorländer. Das Leid der Opfer des "offensichtlich rechtsextremen" Anschlags dürfe die Gesellschaft nicht vergessen.

Am 26. September 1980 starben 13 Menschen nach einer Bombenexplosion auf dem Oktoberfest, 211 wurden verletzt. Der Hilfsfonds in dieser Höhe ergab sich aus einem Forschungsprojekt der Stadt über das Attentat, für das auch Betroffene befragt wurden. Viele Opfer litten knapp 40 Jahre danach immer noch an psychischen und physischen Verletzungen, heißt es in der Vorlage für den Stadtrat. Bei vielen nähmen die Probleme im Alter sogar zu. Besonders psychische Spätfolgen seien zu verzeichnen. "Eine Aufarbeitung des Erlebten fand selten oder gar nicht statt."

Alle Redner im Stadtrat betonten, dass sie mit der späten Hilfe ein Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen setzen wollen. Der stellvertretende Fraktionssprecher der Grünen, Dominik Krause, nannte die fehlerhaften Ermittlungen und die juristische Aufarbeitung einen Skandal. Die Ermittlungsbehörden hätten konsequent versucht, den rechtsextremen Anschlag "zu entpolitisieren". Dass nun seit zwei Jahren wieder die Hintergründe untersucht würden, sei nicht dem Staat, sondern engagierten Privatleuten zu verdanken. "Für den Umgang mit Betroffenen und Angehörigen kann man sich als Politiker und Bürger nur schämen", sagte Krause.

Auch die CSU sei "sehr froh, dass die Betroffenen nochmals eine Entschädigung erhielten", erklärte Stadträtin Sabine Bär für ihre Fraktion. Das sei als Signal der Stadt zu verstehen, das aber "in keiner Weise als Wiedergutmachung" gesehen werden könne, sagte Bär. Linken-Stadträtin Brigitte Wolf nannten die Geste "überfällig" und erinnerte daran, dass das Gedenken an die Opfer lange Zeit in der Stadt sehr kurz gekommen sei. Als weiteres Zeichen will die Stadt das Mahnmal auf der Theresienweise mit einer Gedenktafel ergänzen, die auf die rechtsextremen Motive des Anschlags hinweisen soll.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: